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    Geheimtipp neu im Heimkino: Ein teuflisch-durchgeknallter Mix aus "Deadpool", "Scream", "Die nackte Kanone" und den Muppets!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Ob Showtunes im Broadway-Stil, zuckersüße Teenie-Pop-Revue oder bluttriefende Rock-Party: Sidney hat eine Schwäche für Musicals, die ihn bereits durch allerlei cineastische Höhen und Tiefen geführt hat.

    Ohne diesen Kultfilm würden „Gremlins 2“, „Animaniacs“, Mel Brooks' Hit-Parodien und viele weitere Projekte wohl ganz anders aussehen: Das selbstironische Musical „Hellzapoppin'“ ist ein viel zu unbekanntes Meisterwerk des Meta- und Gaga-Humors.

    Anolis

    Über ein Dutzend Tänzerinnen in prachtvoller Garderobe schreitet trällernd eine Showtreppe hinunter. Schlagartig verwandelt sie sich in eine Rutsche, die direkt in die Hölle führt. Dort piesacken haufenweise halbnackte Teufel die aufgescheuchten Damen mit Mistgabeln, schlagen Flickflacks und braten junge Frauen wie halbe Hähnchen im Imbiss.

    Die Teufel pressen einen im Frack gekleideten Mann in eine übergroße Konserve, ehe mit einem Knall ein Taxi auftaucht. Es bringt die zwei Hauptdarsteller herbei. Sie entschuldigen sich bei uns und verlangen, dass der Film zurück gespult wird. Und eben der wird im Heimkino nun noch besser als je zuvor: Am 26. Januar 2024 feiert die total durchgeknallte Kultkomödie „Hellzapoppin' – In der Hölle ist der Teufel los!“ deutsche Blu-ray-Premiere – im limitierten Mediabook mit neckisch-diabolischem Cover:

    Das alternative Cover B* stellt den Anarcho-Witz dieses Urahns von „Deadpool“, „Scream“, „Die nackte Kanone“, den Muppets und Co. in den Vordergrund. Beide Editionen enthalten neben der energischen Chaos-Komödie unter anderem einen Audiokommentar sowie ein 36-seitiges Booklet. Und:

    Falls ihr euch fragt, wie die Muppets, „Die nackte Kanone“, „Deadpool“ und „Scream“ mit einer obskuren Musicalkomödie von 1941 zusammenhängen, solltet ihr dringend weiterlesen...

    "Hellzapoppin'": Plot, Plot, wer braucht Plot?!

    Ole Olsen und Chic Johnson sind Theater-Superstars, die das Kino erobern: Wie sie enthüllen, ist alles, was in der Einleitung dieses Artikels beschrieben wurde, das abgedrehte Treiben an einem Filmset. Denn das Duo erhielt die Gelegenheit, seine satirisch-alberne Broadway-Rekordshow „Hellzapoppin“ (ohne Apostroph!) auf die Leinwand zu bannen.

    Blöd, dass „Hellzapoppin“ keinen Plot hat, man in Hollywood aber von sowas besessen ist. Also pitchen ein Regisseur (Richard Lane) und ein Drehbuchautor (Elisha Cook Jr.) dem Doppel eine sentimentale Romanze über den Theaterkomponisten Jeff (Robert Paige), der von großer Liebe und einem begeisterten Publikum träumt. Jeff ist Ole und Chic sympathisch, also helfen sie ihm.

    Nunmehr sind sie weder Teil von „Hellzapoppin“, noch von „Hellzapoppin'“ (mit Apostroph!). Sie sind in derselben Realität wie Jeff, die wohlhabende Kitty (Jane Frazee), die liebestolle Betty (Martha Raye) und Zauberer/Detektiv/Zauberdetektiv Quimby (Hugh Herbert). Manchmal ermahnen sie trotzdem den Kameramann, lästern über den sinnlos-schmalzigen Plot oder übertragen (un-)absichtlich ihre Anarcho-Energie auf dieses seichte Liebesmusical...

    Verwirrt? Gut. Das muss so!

    „Hellzapoppin'“ ist der Urgroßvater des aufwändig zelebrierten, selbstironischen Meta-Humors – besitzt aber die Energie eines in Koffeinbrause getunkten Kindes, pubertäre Süffisanz sowie brillante Eleganz. „Hellzapoppin'“ hat den doppelbödigen Meta-Ansatz von Wes Cravens „Scream“, indem er sein eigenes Genre gleichzeitig dekonstruiert und mitreißend umsetzt.

    Zudem geht „Hellzapoppin'“ so schonungslos mit sich, seinem Publikum und der „vierten Wand“ um, dass selbst Ryan Reynolds in „Deadpool“ davon überfordert wäre. All das in einem heiteren Tonfall und mit gewaltiger Rasanz, wie dies Kult-Komödien und Spoof-Filme der 1980er bis frühen 2000er imitieren sollten – inklusive des unberechenbaren Wechselschritts zwischen kindlich, derb, unerwartet clever und amüsant-blödelhaft.

    Und zu guter Letzt sind auch die Muppets quasi aus demselben Filz geformt wie „Hellzapoppin'“: Bei allem Trubel warmherzig, trotz einzelner Gemeinheiten aufrichtig-positiv, und für kommentarlose Rührung ist zwischen tonnenweise Vaudeville-Kalauern ebenfalls Platz. All dies ist mit unbändiger Energie in Szene gesetzt:

    Kulissen verschieben sich, Handlungsebenen verwischen. Feige Männer sind von der forschen Martha Raye überfordert und machen sich wieselig zur Lachnummer. Während eines Liebeslieds wird im Bild herumgekritzelt. Es gibt Hunderte bizarre Randbemerkungen, Verweise auf „Citizen Kane“, Katzenmusik, undliestdashier überhauptnochwer?

    Bei solcher Schnellfeuer-Comedy mit schwindelerregend hoher Trefferquote und allerhand Bühnen- und Filmtricks kann man den Überblick verlieren. Wie sehr, hat die Academy Of Motion Picture Arts & Sciences bewiesen: Sie sprach eine Oscar-Nominierung für „Hellzapoppin'“ aus – in der Kategorie „Bester Song“, für die Nummer „Pig Foot Pete“. Ein Lied, das gar nicht in „Hellzapoppin'“ vorkommt! Tohuwabohu ganz wie es Ole und Chic gefällt...

    Mit Witz und Tanz die Zeit überdauert

    Im Kino konnte „Hellzapoppin'“ nicht nahtlos an den überwältigenden Erfolg der Broadwayshow anschließen. Daher wurde der turbulente Musicalfilm außerhalb zweier spezifischer Zielgruppen vorerst vom Strudel des Vergessens verschluckt. Eine dieser Gruppen: Comedy-Filmschaffende!

    Parodie-Meister Mel Brooks („Spaceballs“) sowie das Trio David Zucker, Jerry Zucker & Jim Abrahams („Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“) haben sich intensiv von der Süffisanz und dem halsbrecherischen Tempo in „Hellzapoppin'“ inspirieren lassen. Joe Dante zählt ihn sogar zu seinen absoluten Lieblingsfilmen und hat einige Gags direkt in seine eigenen Arbeiten fließen lassen – vor allem in das wundervoll-wahnsinnige Meta-Monster-Chaos „Gremlins 2“.

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    Auch ein Trickserien-Favorit der 1990er wäre ohne „Hellzapoppin'“ ganz anders: Dem „Animaniacs“-Team wurde der Kultklassiker gezeigt, um ihm einen Eindruck dessen zu verleihen, welche Tonalität und Rasanz es anstreben soll. Und noch eine Publikums-Splittergruppe bewahrte „Hellzapoppin'“ davor, vollauf in die Obskurität abzurutschen: Die Swing-Szene.

    Leute! Nicht die Swinger-Szene – die Swing-Szene! Denn eine atemberaubende Musicaleinlage zeigt die legendäre Tanztruppe Whitey's Lindy Hoppers, wie sie ihr schwungvolles Können vorführt. Es ist eine berauschende Sequenz mit akrobatischen, erstaunlichen Tanzschritten. Eine beeindruckende Einheit aus riskanten Manövern, athletischer Eleganz, dynamischer Harmonie und purer, entfesselter Lebensfreude – ohne den leisesten Hauch Ironie. Denn so sehr „Hellzapoppin'“ damit auftrumpft, sich nicht ernst zu nehmen:

    Hauptregisseur H. C. Potter und sein Team wissen, wann es Zeit ist, das Augenzwinkern bleiben zu lassen: In dieser Meta-Komödie haben ehrliche, unverfälschte Hochgefühle Raum. Womöglich ist das ein unterschätzter, aber entscheidender Grund, weshalb sie sich seit einigen Jahren durch ständige Weiterempfehlungen über die Comedy- und Swingkreise hinaustänzelt und in immer mehr Filmfanherzen einen Platz findet.

    Diesen Film mussten damals einfach ALLE sehen: 2000er-Kult kehrt ins Heimkino zurück – und erscheint zum ersten Mal auf Blu-ray

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