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    2000er-Kult feiert Heimkino-Comeback: Darum sollte selbst Tarantino diese beiden (deutschen!) Kinohits unbedingt gucken
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Manche Parodien taugen nur, wenn man das Original kennt. „Der Wixxer“ und „Neues vom Wixxer“ zählen nicht dazu: Diese Kult-Hits der 2000er sind bei Fans der „Wixxvorlage“ ebenso populär wie bei Uneingeweihten. Jetzt kommen sie wieder ins Heimkino!

    Turbine

    Als Quentin Tarantinos Rache-Meisterwerk „Kill Bill“ 2003 Deutschlandpremiere feierte, frönte der Erfolgsregisseur seiner Leidenschaft für Filmgeschichte. Feierlich rief er dem Publikum entgegen: „Alfred Vohrer ist ein Genie!“ Wahrscheinlich dachte Tarantino, dass er damit sein eigenes „Ich bin ein Berliner!“-Zitat geschaffen hat und ihm dankbare Zuneigung bevorsteht. Stattdessen erntete er vom Großteil des Saals Ratlosigkeit.

    Dabei wirkte Vohrer maßgeblich an deutscher Populärfilmgeschichte mit, die 2004 letztlich unter großem Applaus durch den Kakao gezogen wurde: Vohrer inszenierte über ein Dutzend Edgar-Wallace-Filme – und damit auch die Vorlagen für die Hit-Komödie „Der Wixxer“. Der Kult-Spaß mit Oliver Kalkofe und Bastian Pastewka erhielt seither mehrere Heimkino-Editionen, die aber zumeist nur noch gebraucht erhältlich sind – teils zu stattlichen Preisen. Doch am 7. Juli 2023 erhält „Der Wixxer“ endlich seine Heimkino-Neuauflage!

    Die derb-kreative Krimi-Persiflage, in der zahlreiche Gaststars wie „LOL“-Publikumsliebling Anke Engelke auftreten, erscheint auf DVD sowie auf Blu-ray. Beide Varianten kommen in Standard-Verpackung daher und sind somit als günstigere Alternativen zu vergangenen Luxus-Editionen zu verstehen.

    Doch was ist schon ein Wixxer, wenn er nur einmal kommt? Der Verleih Turbine legt selbstredend nach, sodass am 7. Juli auch die Fortsetzung „Neues vom Wixxer“ erneut auf den Markt kommt.

    Obwohl es sich bei den neuen Editionen um abgespeckte Auflagen handelt, verzichten sie nicht völlig auf Bonusmaterial. So haben beide Filme jeweils zwei Audiokommentare zu bieten, die ebenso spaßig wie informativ sind. Darin geht es um die Entstehung der zum Kult herangewachsenen Komödien, sowie um ihre Inspirationsquellen.

    Aus eigener Erfahrung kann der Autor dieser Zeilen verraten, dass dabei riesige Lust aufkommt, danach einige Wallace-Filme zu gucken – sei es zum ersten oder zum wiederholten Male. Praktischerweise ist es jetzt deutlich einfacher, in guter Qualität an die Krimi-Kinoreihe zu gelangen, als noch Mitte der 2000er:

    So erschien 2021 eine Edgar-Wallace-Gesamtedition auf Blu-ray* mit über 50 Stunden (!!) Grusel, schwarzen Humor und sonderbaren Killern. Und natürlich mit einigen von Alfred Vohrers markantesten Regiearbeiten. Die sollte man bekanntermaßen gesehen haben, möchte man Quentin Tarantino stolz machen.

    Mysteriöse Morde, eigenwillige Ermittler: Das sind die "Wixxer"-Filme

    In „Der Wixxer“ geht es um eine Mordserie, die sich auf Black White Castle und in der direkten Umgebung ereignet. Während Schlossherr Earl of Cockwood (Thomas Fritsch) sich abmüht, weiter seinen illegalen Mädchenhandel geheim zu halten, tötet ein Kerl in Totenmaske bevorzugt Verbrecher. Können der Novize Inspector Very Long (Pastewka) und der grantige Inspector Even Longer (Kalkofe) diesen Typen aufhalten, der sich selber „Der Wixxer“ nennt?

    In „Neues vom Wixxer“ wird es dann für Very Long und Even Longer persönlich! Denn Very Long landet auf einer Todesliste, auf der sich auch Victoria Dickham (Christiane Paul) befindet. Die ist mit Even Longer in einer Beziehung, die sie ihrem gestrengen Vater, Lord Dickham (Joachim Fuchsberger), verheimlicht. Beim Lord handelt es sich wiederum um eine Scotland-Yard-Legende im Ruhestand. Allerdings ist sein Verhalten noch seltsamer als die Methodik des Gerichtsmediziners Dr. Brinkman (Oliver Welke)...

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    Die Wallace-Fans Kalkofe, Welke und Pastewka spielen in den beiden einfallsreichen Komödien nicht bloß mit, sondern verfassten auch die Drehbücher. Genau das ist den Parodien unablässig anzumerken, da sie randvoll mit Hingabe und Begeisterung für ihre Vorlagen sind. Und so arbeiten sich die zwei Filme mit einer neckischen Liebe an der Wallace-Reihe ab – inklusive ihrer Tolldreistigkeit und ihrer Mischung aus Trash und Kultur.

    Was wäre also passender, als etwa eine Kampfsequenz mit einer Fake-Werbung zu unterbrechen, in der der mittlerweile leider verstorbene Kulturexperte Roger Willemsen ausgerechnet eine Klingelton-CD anpreist? Eben dieses Beispiel unterstreicht zugleich, dass die „Wixxer“-Filme keinesfalls Kenntnis ihrer Vorlagen voraussetzen:

    Das Autoren-Trio und die Regisseure Tobi Baumann (Teil eins) und Cyrill Boss & Philipp Stennert (Teil zwei) haben die „Wixxer“-Filme mit massig Skurrilität, Wortwitz und Slapstick versehen, sodass sie makellos für sich stehen. Ob Tarantino das ebenfalls so sieht, wird er womöglich eines Tages einem weiteren baffen Kinosaal entgegen brüllen. Bei dem Mann weiß man ja nie.

    Quentin Tarantino ist riesiger Fan davon: Heimkino-Highlight vereint über 17 Stunden großes Kino – von Action bis Erotik

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