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    Steven Spielberg verzweifelte fast an seinem schwersten Film: Robin Williams hat ihm wieder auf die Beine geholfen
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: vom obskuren 70er-Jahre-Horrorfilm über Kunstfilme von Chantal Akerman bis hin zum neuesten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Die Dreharbeiten zu „Schindlers Liste“ waren die schwierigsten, die Steven Spielberg jemals durchstehen musste. Gott sei Dank konnte der Meisterregisseur auf Robin Williams vertrauen, der ganz eigene Methoden hatte, um ihn wieder aufzuheitern...

    1993 hat Steven Spielberg gleich zwei Filme ins Kino gebracht, die unterschiedlicher nicht sein könnten: den Dinosaurier-Hit „Jurassic Park“ – und den in Schwarz-Weiß gedrehten Holocaust-Film „Schindlers Liste“.

    Während ersterer genau das lieferte, was man zu dieser Zeit von Spielberg erwartete – einen eskapistischen Mega-Blockbuster –, war „Schindlers Liste“ für die Regie-Legende ein riesiger und keinesfalls leichter Schritt. Zwar hatte sich Spielberg mit „Die Farbe Lila“ und „Das Reich der Sonne“ schon anderen historischen Stoffen angenommen, doch dem größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte in einem Hollywood-Film gerecht zu werden, das wäre wohl für jeden Regisseur eine schwer zu bewältigende Aufgabe gewesen – so schreckte selbst ein Schwergewicht wie Martin Scorsese vor dem Projekt zurück.

    "Ich hatte Angst": Deswegen hat Martin Scorsese ein großes Meisterwerk der 1990er-Jahre an Steven Spielberg abgegeben

    Nicht nur Spielberg selbst war unsicher, ob er einen Stoff wie „Schindlers Liste“ schultern könnte – auch andere teilten seine Zweifel. So wurden vor der Entstehung des Films Rufe laut, dass sein Stil zu „blockbusterhaft“ sei, um einen derart ernsten und gewichtigen Film drehen zu können. Mit dem australischen Regisseur Fred Schepisi („Eine demanzipierte Frau“) riet ihm sogar ein prominenter Kollege von der Regie ab. Weit schwerer dürfte aber gewogen haben, dass auch Holocaust-Überlebende den Regisseur für eine schlechte Wahl hielten.

    Obwohl er am Boden zerstört war, nahm er sich der schwierigen Aufgabe an. Dabei war er es, der sich dem Studio in den Weg stellte, als es etwa verlangte, dass „Schindlers Liste“ mehr kathartische Hollywood-Momente enthalten solle.

    Die Dreharbeiten erwiesen sich als nicht minder kompliziert: Nicht nur, dass Spielberg als Kind jüdischer Eltern selbst Familienmitglieder hat, die ihr Leben in Konzentrationslagern verloren haben – und es ihm vor diesem Hintergrund besonders stark zusetzte, sich den unvorstellbaren Gräueltaten der Nazis Drehtag für Drehtag stellen zu müssen.

    Dazu kam, dass Spielberg und die Filmcrew in Polen von einem höchst unwirtlichen Winter mit Temperaturen von 15 Grad unter Null überrascht wurden, und dass Neonazis antisemitische Sprüche und Hakenkreuze am Set hinterließen. Ben Kingsley, der im Film als Itzhak Stern zu sehen ist, geriet darüber sogar in ein Handgemenge an der Hotelbar.

    Robin Williams rief Steven Spielberg einmal in der Woche an

    Was das alles mit Robin Williams zu tun hat? Der 2014 verstorbene Schauspieler arbeitete für „Hook“ mit Spielberg zusammen und war seitdem eng mit dem Regisseur befreundet. Als er von dem Zustand des „E.T.“-Schöpfers erfuhr, beschloss er, ihn aus der Ferne aufzuheitern.

    „Robin wusste, was ich durchmachte, und einmal pro Woche rief er mich pünktlich an und machte 15 Minuten Stand-up-Comedy am Telefon“, erzählte Spielberg im Rahmen einer Wiederaufführung anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von „Schindlers Liste“ auf dem Filmfestival in Tribeca (via USA Today). „Ich lachte hysterisch, weil ich so viel loszulassen hatte.“ Außerdem merkte Spielberg an, dass sich Williams nie offiziell von ihm verabschiedete – sondern einfach auflegte, wenn Spielberg gerade seinen Lach-Höhepunkt erreicht hatte.

    Das (und der regelmäßige Konsum von „Saturday Night Live“-Folgen) half Spielberg schließlich dabei, den strapaziösen Dreh durchzustehen – der am Ende ein mit sieben Oscars ausgezeichnetes Meisterwerk hervorbrachte, das heute als einer der definitiven Filme über die Shoah und eines der wichtigsten Werke des US-amerikanischen Films überhaupt gilt.

    "Mein erster persönlicher Film": Darum ist "E.T." für Steven Spielberg auch 40 Jahre später noch extrem wichtig

    Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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