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    "Er kann unberechenbar werden": Regisseur packt über schwierigen Filmdreh mit Brad Pitt aus
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: vom obskuren 70er-Jahre-Horrorfilm über Kunstfilme von Chantal Akerman bis hin zum neuesten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    „Legenden der Leidenschaft“ war einer der ersten großen Kinoerfolge für Brad Pitt. Auch hinter den Kulissen des Liebesfilms sind die Emotionen übergekocht, wie Regisseur Edward Zwick enthüllt hat...

    1994 war vielleicht das erste richtig große Jahr in Brad Pitts Karriere: Gleich zwei Filme, in denen der damals 31-Jährige eine Hauptrolle spielte, wurden zu Kino-Hits – erst „Interview mit einem Vampir“, danach das Western-Melodram „Legenden der Leidenschaft“, in dem Pitt an der Seite von Anthony Hopkins zu sehen war. Doch wie Regisseur Edward Zwick jüngst in seinen Memoiren „Hits, Flops, And Other Illusions: My Fortysomething Years In Hollywood“ enthüllt hat, waren die Dreharbeiten mit dem jungen Star alles andere als einfach...

    Pitt hatte die Rolle des Tristan Ludlow, der sich in die Verlobte seines im Ersten Weltkrieg gefallenen Bruders verliebt, von seinem „Interview mit einem Vampir“-Co-Star Tom Cruise übernommen. Doch schon früh kündigten sich Probleme an: Direkt nach der ersten Probe habe Zwick einen Anruf von Pitts Agenten bekommen, der ihm sagte, dass der spätere „Fight Club“-Star aussteigen wolle.

    „Es war die Aufgabe von [Produzent] Marshall [Herskovitz], Brad davon abzubringen“, schreibt Zwick (via Variety). „Es war der erste Vorgeschmack auf die tieferen Quellen der Emotionen, die in Brad brodeln. Auf den ersten Blick wirkt er gelassen, aber wenn er wütend ist, kann er unberechenbar werden, woran ich mehr als einmal erinnert wurde, als die Dreharbeiten begannen und wir uns gegenseitig auf die Probe stellten. […] Manchmal, egal wie erfahren oder sensibel man als Regisseur ist, funktionieren die Dinge einfach nicht.“

    Edward Zwick hatte Probleme mit Brad Pitt – gibt aber auch eigene Fehler zu

    Der „Blood Diamond“-Regisseur merkt an, dass Pitt vor allem dann sichtbar nervös wurde, wenn eine Szene von ihm verlangte, tiefe Gefühle zu zeigen – was beim Dreh eines historischen Liebesdramas natürlich nicht gerade selten vorkommt. „Seine Vorstellungen von Tristan unterschieden sich von meinen“, fährt Zwick fort. „Brad war mit Männern aufgewachsen, die ihre Emotionen im Zaum hielten. Ich glaubte, die Pointe des [zugrundeliegenden Romans] sei, dass das Leben eines Mannes die Summe seines Kummers sei. […] Doch je mehr ich Brad dazu drängte, sich zu offenbaren, desto mehr wehrte er sich. Also habe ich ihn weiter gedrängt, und Brad hat sich immer stärker gewehrt.“

    Dabei gibt der Filmemacher zu, dass nicht jede seiner Handlungen zielführend gewesen sei: Dass er Pitt an einem Nachmittag vor der versammelten Crew lautstark Anweisungen gab, nennt er im Nachhinein „eine dumme, beschämende Provokation.“ Zwick beschreibt die Situation wie folgt:

    „Brad kam zu mir, ebenfalls laut, und sagte mir, ich solle mich zurückhalten. Der vernünftigste Schritt wäre gewesen, der Crew zu sagen, dass sie fünf Minuten Pause machen solle, damit wir beide das ausdiskutieren können. Aber ich war blutdürstig und wollte nicht nachgeben. Ich war wütend auf Brad, weil er mir nicht zutraute, seine Leistung zu beeinflussen. […] Wer weiß, vielleicht habe ich sogar meine eigene Unfähigkeit, verletzlich zu sein, ausgenutzt. Aber Brad war nicht bereit, kampflos aufzugeben. […] Ich weiß nicht, wer zuerst geschrien oder geflucht oder wer den ersten Stuhl geworfen hat. Ich vielleicht? Aber als wir aufblickten, war das Team verschwunden. Und das war nicht das letzte Mal, dass das passierte. Irgendwann hatte sich die Crew an unsere Streitereien gewöhnt und ging weg, um uns in Ruhe zu lassen. ,Wir hassen es, wenn sich die Eltern streiten', sagte einer.“

    Obwohl die Beziehung zwischen Zwick und Pitt alles andere als unkompliziert gewesen zu sein scheint, hat der Regisseur auch lobende Worte für seinen Star übrig. So beschreibt er ihn als „aufrichtigen, geradlinigen Menschen, mit dem es Spaß macht, zusammen zu sein, und der zu großer Freude fähig ist.“ Pitt habe nie etwas anderes getan, als sein Bestes zu geben – auch wenn die Differenzen mit Abschluss der Dreharbeiten nicht vorbei waren. Der Schauspieler war nicht zufrieden mit dem Film, weil „er das Gefühl hatte, ich hätte den Wahnsinn seiner Figur zu sehr im Zaum gehalten.“

    „Ich hatte in der Tat nur eine einzige Einstellung aus der Szene herausgeschnitten, in der Tristan im Fieberwahn schreit, währen die Wellen ihn auf dem Schoner umspülen“, schreibt Zwick. „Es war eine Einstellung, die er sehr liebte, und ich hätte sie drin lassen sollen. Entschuldigung, Brad. Er war auch unglücklich, als er bald darauf vom People Magazine zum ,Sexiest Man Of The Year' ernannt wurde – etwas, wofür ich weder die Anerkennung noch die Schuld auf mich nehme.“

    Auch wenn Edward Zwick seine Beschreibungen auf einer versöhnlichen Note enden lässt: Brad Pitt stand nie wieder vor seiner Kamera. Mit Tom Cruise, der ihm für „Legenden der Leidenschaft“ noch eine Absage erteilte, hat der 71-Jährige hingegen später zwei Filme gedreht: „Last Samurai“ (2003) und „Jack Reacher: Kein Weg zurück“ (2016).

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