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    "Ich war so verzweifelt, dass ich einen Film mit Steven Seagal drehte": Michael Caine spricht über die schwierigste Zeit seiner Karriere
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: vom obskuren 70er-Jahre-Horrorfilm über Kunstfilme von Chantal Akerman bis hin zum neuesten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Schon 30 Jahre, bevor er sich altersbedingt zur Ruhe setzte, hat Michael Caine ernsthaft darüber nachgedacht, seine Karriere an den Nagel zu hängen. Schuld war unter anderem ein Actionfilm von und mit Steven Seagal...

    Vor wenigen Monaten hat sich Michael Caine offiziell zur Ruhe gesetzt – im fortgeschrittenen Alter von 90 Jahren eine verständliche Entscheidung. Zumal der Brite nicht nur auf eine lange, sondern auch eine enorm produktive und erfolgreiche Karriere zurückblicken kann: Seit seinem ersten Auftritt vor beinahe sieben Jahrzehnten hat der Brite in über 160 (!) Filmen mitgespielt und zwei Oscars als Bester Nebendarsteller gewonnen (für „Hannah und ihre Schwestern“ und „Gottes Werk und Teufels Beitrag“), er spielte ikonische Rollen in Meisterwerken wie Brian De Palmas „Dressed To Kill“ und wurde zum Stammschauspieler von Christopher Nolan. Doch selbst eine lebende Schauspiel-Legende wie Michael Caine hatte die eine oder andere Durstrecke zu überwinden, weil einfach keine guten Rollenangebote kamen...

    Das ging 1992 sogar so weit, dass der „The Dark Knight“-Star schon im Alter von 58 Jahren darüber nachdachte, seine Karriere an den Nagel zu hängen. Im Interview mit der Daily Mail nennt er diese Phase „die unbekannte Zone, in der die Lichter des Ruhms verblassen und alles düster erscheint.“ Wirft man einen Blick auf seine Filmografie, dann fällt tatsächlich auf, dass sich Anfang der 90er Jahre ein Flop an den nächsten reihte: Habt ihr schon mal von „Mord mit System“ gehört? Oder „Bullseye – Der wahnwitzige Diamanten Coup“ gesehen?

    Auch der Autor dieser Zeilen kann diese Fragen nur verneinen. Und obwohl er nicht ausschließt, dass sich inmitten all der in Vergessenheit geratenen Box-Office-Desaster vielleicht sogar die eine oder andere unterschätzte Perle befindet, ist ziemlich nachvollziehbar, dass Caine sich einen Film wünschte, der von Kritik und Publikum angenommen wird.

    Michael Caine: "Habe eine der wichtigsten Regeln für schlechte Filme gebrochen"

    „Die Gefahr ist natürlich, dass man verzweifelt, wenn man auf einen guten Film wartet“, erzählt Caine im Gespräch mit der Daily Mail. „Und ich war verzweifelt genug, um einen Film in Alaska mit Steven Seagal, dem Kampfsportexperten, anzunehmen. Der Film hieß ,On Deadly Ground' [Seagals einzige Regiearbeit, die hierzulande als ,Auf brennendem Eis' ins Kino kam, Anm. d. Red.], und der Titel sollte sich als treffend erweisen. Während es ein Vergnügen war, mit Steven und dem Rest der Crew zu arbeiten, hatte ich eine der wichtigsten Regeln für schlechte Filme gebrochen: Wenn man schon einen schlechten Film macht, dann wenigstens an einem tollen Drehort.“

    Die Dinge wurden nicht besser, als er kurz darauf zustimmte, seine Paraderolle des Harry Palmer (die er unter anderem im Agentenfilm-Klassiker „Ipcress – Streng geheim“ von 1965 spielte) für zwei Filme wieder aufzunehmen. Denn obwohl Palmer „eine [s]einer Lieblingsfiguren“ ist, stellten sich sowohl die Filme als die Dreharbeiten in St. Petersburg als pure Enttäuschung heraus:

    „Die Dreharbeiten waren ein Witz“, so Caine. „Der endgültige Schlag kam, als wir im Lenfilm-Studio selbst drehten. Ich wollte auf die Toilette gehen, und ich konnte sie 50 Meter weit riechen, es war die schmutzigste Toilette, die ich je gesehen hatte. Ich ging nach draußen und erleichterte mich an der Tonbühne, was andere Männer vor mir auch schon getan hatten. Hier ist meine Karriere also zu Ende, dachte ich – auf der Toilette. Ich stand auf und fuhr mit meiner Familie zu unserem Haus in Miami, kurz vor Weihnachten.“

    Jack Nicholson überzeugte Michael Caine davon, weiterzumachen

    Es war schließlich Jack Nicholson, der seiner Karriere wieder Aufschwung gab: „Jack Nicholson tauchte plötzlich mit dem Regisseur Bob Rafelson und einem Drehbuch namens ,Blood & Wine' bei mir auf. Die Kombination der drei war verführerisch, und ich beschloss, einen letzten Versuch als Filmschauspieler zu wagen. Das war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Jack ist ein großartiger Schauspieler, der das Leben auf die leichte Schulter nimmt, und ich bin ihm dankbar, dass er mir den Glauben an dieses oft unangenehme Geschäft zurückgegeben hat.“

    Man kann nur froh darüber sein, dass Nicholson im richtigen Moment auf Caine zukam – schließlich folgten seitdem noch mehrere Dutzend Kinorollen, und die Bekanntschaft mit Christopher Nolan katapultierte Caines Popularität noch einmal in ganz neue Höhen!

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    Ein ähnlicher Artikel ist zuvor auf unserer spanischen Schwesternseite Espinof.com erschienen.

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