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    "Wer das nicht weiß, ist ein Idiot": Darum hasst Anime-Legende Hayao Miyazaki die "Herr der Ringe"-Filme von ganzem Herzen
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Hayao Miyazakis pazifistische Haltung zieht sich quer durch seine Filmografie. Mit „Der Herr der Ringe“, „Indiana Jones“ und anderen Hollywood-Blockbustern kann der „Der Junge und der Reiher“-Schöpfer deshalb überhaupt nichts anfangen...

    Wer an Anime-Filme denkt, hat wohl automatisch Studio Ghibli und Regisseur Hayao Miyazaki im Kopf – kein Wunder, dass in unserem Ranking der besten Animes aller Zeiten ganze sechs (!) von zehn Filmen dem 83-jährigen Zeichentrick-Veteran zuzuschreiben sind, der für sein mutmaßlich finales Werk „Der Junge und der Reiher“ unlängst seinen zweiten Oscar mit nach Hause nehmen konnte.

    Ob „Mein Nachbar Totoro“ oder „Das Schloss im Himmel“, „Prinzessin Mononoke“ oder „Chihiros Reise ins Zauberland“: Miyazaki hat in seiner mehr als 50 Jahre umfassenden Karriere eine Vielzahl von Meisterwerken gedreht, die mit ihren einzigartigen, vor Fantasie schier übersprudelnden Bilderwelten längst nicht nur eingefleischte Fans japanischer Animationskunst begeistert haben.

    Mit seinen westlichen (Fantasy-)Pendants kann der Filmemacher allerdings nicht allzu viel anfangen, wie er über die Jahre in mehreren Interviews verraten hat (via Far Out Magazine). So ist er der Ansicht, dass zahlreiche Hollywood-Filme die Botschaft verbreiteten, dass begangenes Unrecht durch erneutes Blutvergießen getilgt werden könne – und das Töten auch unschuldiger Menschen gerechtfertigt sei, solange die eigentlichen Übeltäter dabei zur Strecke gebracht werden könnten. Dies wiederum laufe seiner pazifistischen Gesinnung zuwider.

    Hayao Miyazaki hasst die "Herr der Ringe"-Filme

    „Die Amerikaner schießen auf Dinge und jagen sie in die Luft und so weiter, und wie nicht anders zu erwarten, machen sie auch solche Filme“, so Miyazaki. „Wenn jemand der Feind ist, ist es in Ordnung, endlos viele von ihnen zu töten. ,Der Herr der Ringe' ist so. [Es] wird getötet, ohne einen Unterschied zwischen Zivilisten und Soldaten zu machen. Das läuft dann unter Kollateralschäden.“

    Miyazaki fährt fort und wird noch deutlicher: „Wie viele Menschen werden bei Angriffen in Afghanistan getötet? ,Der Herr der Ringe' ist ein Film, der kein Problem damit hat. Wenn Sie das Original lesen, werden Sie es verstehen, aber in Wirklichkeit sind es Asiaten und Afrikaner, die getötet werden. Wer das nicht weiß, aber sagt, dass er Fantasy liebt, ist ein Idiot.“

    Miyazaki musste schon mal selbst Kritik einstecken

    Doch bei „Der Herr der Ringe“ hört seine Generalabrechnung mit Gewaltdarstellung in Hollywood-Blockbustern noch nicht auf: „Sogar in den ,Indiana Jones'-Filmen gibt es einen weißen Kerl, der – peng! – Leute erschießt, richtig? Japaner, die das mitmachen und genießen, sind unglaublich peinlich. Ihr seid diejenigen, die – peng! – erschossen werden. Es ist unglaublich, sich [diese Filme] ohne jegliches Selbstbewusstsein anzusehen. Es gibt keinen Stolz, keine historische Perspektive.“

    Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Miyazaki sich schon einmal selbst Kritik gefallen lassen musste: Seinem vorletzten Werk „Wie der Wind sich hebt“, das sich dem japanischen Flugzeugkonstrukteur Jirō Horikoshi widmet, wurde etwa vorgeworfen, dass er einen Kriegshelden verherrliche – schließlich entwarf Horikoshi diverse Flugzeugmodelle, die das damals mit Deutschland und Italien verbündete Japan im Zweiten Weltkrieg einsetzte. Nationalistische Gruppierungen wiederum monierten, das biografische Melodram sei nicht patriotisch genug.

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