Im vom Franchise-Wahn voller Sequels, Prequels, Remakes und Reboots getriebenen Mainstream-Hollywood-Kino ist man mittlerweile für jede originäre Idee gleich doppelt dankbar, vor allem wenn sie so abseitig daherkommt wie die Prämisse des 2016 erschienenen „Sausage Party - Es geht um die Wurst“. Das erprobte Comedy-Duo Seth Rogen und Evan Goldberg („Superbad“, „Das ist das Ende“) hat für sein Animations-Abenteuer im Grunde die Idee von „Toy Story“ genommen und sie auf notgeile Lebensmittel übertragen.
Und diese skurrile Rechnung ging am Ende voll auf. Indem sie den Versautheitsgrad von Animationsfilmen auf eine ganz neue Stufe hievten, trafen Rogen und Goldberg zweifellos einen Nerv. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von rund 141 Millionen Dollar löste der 19 Millionen Dollar teure „Sausage Party“ den „South Park“-Kinofilm nach 17 (!) Jahren an der Spitze der erfolgreichsten Animationsfilme mit einer US-Freigabe für Erwachsene ab (2020 wurde er hier allerdings vom Anime-Hit „Demon Slayer - The Movie: Mugen Train“ übertrumpft).
Und der Erfolg war definitiv verdient, wie an dieser Stelle noch einmal hervorgehoben werden soll, da der Film in wenigen Tagen von Netflix verschwindet (und auch sonst zurzeit in keinem gängigen Streaming-Abo enthalten ist): „Sausage Party“ kann nur noch bis einschließlich 4. Mai 2024 bei Netflix gestreamt werden. Wenn ihr ihn also (mal wieder) online schauen wollt, müsst ihr euch ranhalten. Es lohnt sich – zumindest für Freunde des derben Humors. Zumal wir mit „Sausage Party: Foodtopia“ 2024 endlich eine langersehnte Fortsetzung bekommen (wenn auch nicht in Form eines neuen Films, sondern als achtteilige Serie bei Amazon Prime Video).
Darum geht's in "Sausage Party"
Hot-Dog-Würstchen Frank (Stimme im Original: Seth Rogen) träumt wie viele seiner Lebensmittel-Freunde im Supermarkt davon, eines Tages von einem Menschen gekauft zu werden und so zusammen mit seiner Freundin, dem Hot-Dog-Brötchen Brenda (Kristen Wiig), ins paradiesische „große Jenseits“ zu kommen. Doch als sie kurz vor der Erfüllung dieses lang gehegten Traums stehen, werden in ihnen Zweifel gesät, ob außerhalb der Supermarkt-Mauern tatsächlich das Paradies auf sie wartet.
Frank, Brenda und ein paar andere nehmen Reißaus und versuchen, der Sache in den abgelegenen Winkeln ihres Supermarktes auf den Grund zu gehen. Und tatsächlich stoßen sie schon bald auf die schockierende Wahrheit darüber, was die Menschen wirklich mit ihnen anstellen...
Hemmungsloser Food Porn
... und im Grunde wollen dabei alle eigentlich nur die ganze Zeit vögeln. Ja, „Sausage Party“ ist alles andere als feinfühlige oder gar subtile Comedy-Unterhaltung. Man sollte schon ein gewisses Faible für zotige Albernheiten mitbringen, um Gefallen an der versauten Odyssee von Frank und seinen Freunden zu finden. Doch wenn man dafür nur ein wenig offen ist, wird man mit einem unglaublich spaßigen und treffsicheren Gag-Fest belohnt, das nur so vor Einfallsreichtum strotzt.
Wie Seth Rogen (der im englischen Original auch Hauptfigur Frank spricht) und sein Team nicht nur ihre Lebensmittel, sondern vor allem auch deren eigenwillige Welt lebendig werden lassen, ist immer wieder für herrlich originelle Überraschungen gut – und dabei trotz aller Unflätigkeiten auch durchaus smart, wenn etwa nebenher noch Konsumkritik eingestreut und religiöser Fanatismus angeprangert wird.
Außerdem ist es allein schon faszinierend zu sehen, auf welche Art und Weise Rogen und Co. im Gewand eines putzigen Animationsfilms immer wieder die Grenzen des guten Geschmacks sprengen – dabei aber trotzdem auch stets das Herz am rechten Fleck haben. Den wortwörtlichen Höhepunkt liefern sie dann schließlich im völlig irren Gaga-Finale, das uns ungezügelten Food Porn im wahrsten Sinne des Wortes bietet und das man gesehen haben muss, um es glauben zu können.
Wenn ihr jedenfalls Gefallen an „Sausage Party“ gefunden habt, könnt ihr euch die erwähnte Serien-Fortführung „Foodtopia“ für den 11. Juli 2024 schon mal vormerken. Da Seth Rogen und Evan Goldberg das Ganze erneut produzieren, ihre damaligen Co-Autoren Ariel Shaffir und Kyle Hunter als Showrunner fungieren, Co-Regisseur Conrad Vernon sich um die Inszenierung kümmert und viele der Original-Sprecher*innen von damals zurückkehren, dürfte die Serie nämlich in eine ganz ähnliche Kerbe schlagen wie der Kinofilm.
"Unglaublich schockierend": Wird die Serie zu einem der versautesten Filme überhaupt sogar NOCH versauter?Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.