Platz 27
„Letters from Iwo Jima“
Clint Eastwood, USA 2006
In den meisten Kriegsfilmen werden Freund-gegen-Feind-Szenarien entfaltet und es wird entsprechend Partei ergriffen. Clint Eastwood vermeidet genau dieses, indem er die Schlacht um Iwo Jima in zwei Zwillingsfilmen aus verschiedenen Perspektiven schildert. Während im deutlich schwächeren „Flags of Our Fathers“ die amerikanische Sicht im Vordergrund steht, wechselt der Altmeister im zweiten Film die Seiten und lässt in „Letters From Iwo Jima“ den Zuschauer durch die Augen der Japaner blicken. Während der erste Teil vor allem an einer holprigen Dramaturgie krankt, punktet das japanische Pendant mit einer präzise-konzentrierten Erzählweise und einer ausgereiften Inszenierung, die wahrhaftig mitreißt und als homogenes Ganzes funktioniert.
Hier nimmt der Zuschauer die Soldaten auch wirklich als Menschen wahr, er zieht eben keine Linie zwischen Freund und Feind, Gut und Böse, sondern erkennt die Kämpfenden als Individuen mit jeweils nur unterschiedlicher Kultur. Personen, die sich im privaten Leben vielleicht sogar gut verstanden hätten, werden hier ausschließlich aufgrund politischer Zwänge zu Gegnern – und bewahren sich selbst in dieser Situation noch Humanität und gegenseitigen Respekt. Nicht zuletzt dieser Funken Hoffnung macht den grandiosen „Letters From Iwo Jima“ zu einem nahezu einzigartigen Kriegsfilm.
