Mein Konto
    FILMSTARTS trifft… Jessica Chastain am Set von "Der Marsianer"

    Am Set von „Der Marsianer“ im Dezember 2014 in Budapest stand uns Hollywood-Star Jessica Chastain Rede und Antwort.

    The Weinstein Company

    Nach dem aufwändigen Dreh einer Mars-Sandsturm-Szene (--> zum ausführlichen Setbericht) erscheint Jessica Chastain noch – wie sie selbst sagt – müde und schmutzig zum Interview. So wie sie uns anstrahlt, wären wir allerdings echt nicht auf die Idee gekommen, dass ihr Tag derart hart gewesen ist. Und noch bevor wir überhaupt unsere erste Frage stellen können, plaudert sie auch schon drauf los:

    Jessica Chastain: Habt ihr mir eben zugeguckt? Dann habt ihr sicher gesehen, dass ich mich entscheiden musste, entweder Steine im Helm zu haben oder nicht zu atmen. (lacht) Um Luft unter den Helm zu bekommen, müssen die kleinen Ventilatoren an der Seite aufbleiben. Aber dann kommen eben auch keine Steinchen ins Innere, die einem ums Gesicht schwirren. Also schließt das Team den Helm, den ich übrigens nicht allein wieder öffnen kann. Ich habe dann einfach nur versucht, ruhig zu atmen und nicht komplett durchzudrehen, bis sie ihn wieder abnehmen. Das ist wirklich eine ganz neue Erfahrung hier…

    FILMSTARTS: Das ist witzig, denn bei den Interviews zu „Interstellar“ hast du noch erzählt, wie neidisch du auf deine Kollegen bist, die im Gegensatz zu dir Weltraum-Szenen drehen durften. Jetzt hast du auch welche hinter dir – bereust du es schon?

    Jessica Chastain: Ich bereue die Entscheidung absolut nicht! Es ist sogar besser, dass ich erst jetzt die Chance dazu bekommen habe. Denn nur so konnte ich von den wertvollen Tipps von Anne Hathaway profitieren, die mir zum Beispiel riet, unbedingt immer noch einen Kühlanzug unter dem Raumanzug zu tragen.

    FILMSTARTS: Das ganze Projekt entsteht ja in enger Kooperation mit der NASA. Hatte das auch Einfluss auf die Vorbereitung der Schauspieler?

    Jessica Chastain: Ja, ich war für ein paar Tage im Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena. Zuvor war mir gar nicht bewusst, dass es einen Unterschied zwischen Houston und JPL, also bemannten und unbemannten Missionen gibt. Ich lernte in Pasadena also alles über Satelliten und Raumsonden-Projekte ohne die Begleitung von Astronauten. Den Curiosity Mars-Rover konnte ich mir ebenso ansehen wie eine Virtual Reality Simulation, in der man das Gefühl bekam, tatsächlich auf dem Mars zu laufen. Ich befragte die Mitarbeiter zu sämtlichen Details solcher Missionen, einfach um ein allgemeines Verständnis für solche Projekte zu bekommen: Wie lange dauert es, zum Mars zu reisen, oder wie lang ist eigentlich ein Tag auf dem Mars? In Houston arbeitete ich dann mit einer Astronautin namens Tracy zusammen, die mir eine Raumschiff-Nachbildung zeigte. Das war schon ziemlich cool. Ich erfuhr auch interessante Details, etwa dass bei Missionen auch auf persönliche Essenswünsche eingegangen wird und dass das Tragen von Schmuck im Weltraum kein Problem ist.

    FILMSTARTS: Jetzt hast du mit zwei so großen Regisseuren wie Christopher Nolan und Ridley Scott an Sci-Fi-Projekten zusammengearbeitet. Wie unterschiedlich oder ähnlich sind ihre Ansätze?

    Jessica Chastain: Es fühlt sich komisch an, das zu sagen, aber erst neulich wurde Christopher Nolan bei einem Screening nach ihn inspirierenden Regisseuren gefragt - und neben Stanley Kubrick lautete die klare Antwort: Ridley Scott! Deswegen freue mich ich unglaublich, in so kurzer Zeit mit beiden gearbeitet zu haben. Beide sind Typen, die ihre eigenen Regeln aufstellen, sowohl was ihre Art zu drehen angeht, aber auch beim visuellen Stil. Sie legen die Messlatte immer noch ein Stückchen höher und fordern sich selbst aufs Neue heraus. Sie backen wirklich keine kleinen Brötchen. Also ja, ich sehe da viele Gemeinsamkeiten zwischen den beiden.

    FILMSTARTS: Was hat dich speziell an „Der Marsianer“ gereizt?

    Jessica Chastain: Das Buch ist wundervoll. Der Protagonist Mark Watney ist einfach so lösungsorientiert und hat einen tollen Humor. Und selbst die NASA am JPL war überrascht, dass der Autor Andy Weir gar keinen beruflichen Raumfahrtbezug hatte, obwohl er so viel über den Mars-Lander Pathfinder und die Rover Curiosity und Spirit wusste. Aber das muss er sich wohl alles online angelesen haben. (lacht) Und von der Geschichte her gibt es da viele Elemente von Filmen, die wir alle lieben. Ich denke da an Sandra Bullock in „Gravity“ oder Tom Hanks in „Cast Away“. Es gibt diese Figur, die einsam gestrandet ist und einen Weg sucht, wieder nach Hause zurückzukehren. Mit diesem Gefühl, verloren zu sein und einen Ausweg zu suchen, kann sich glaube ich jeder identifizieren.

    FILMSTARTS: Was kannst du uns über deinen Charakter Commander Lewis verraten?

    Jessica Chastain: Ich mag schon mal, dass sie eine Frau ist. In Wirklichkeit sind nicht einmal zehn Prozent aller Astronauten weiblich, in unserer Raumschiff-Crew sind es immerhin zwei von sechs Mitgliedern. Das ist also eine gute Zukunftsaussicht im Buch und im Film! (lacht) Lewis ist der Mission-Commander, was ich besonders außergewöhnlich finde. Sie hat einen militärischen Hintergrund und wird mit der ersten bemannten Mars-Mission überhaupt betreut, um Proben zu sammeln. Durch die Wetterbedingungen wird sie jedoch zu der Entscheidung gezwungen, den Planeten vorzeitig zu verlassen und den vermeintlich toten Watney zurückzulassen. So viel haben wir bisher ja noch nicht gedreht, es ist erst mein zweier Tag, aber das Gefühl der Schuld wird für Lewis noch eine große Rolle spielen. Insgesamt kommt ihr eine größere Bedeutung zu als im Buch, aber mehr darf ich euch noch nicht verraten.

    FILMSTARTS: Inwiefern glaubst du, dass Ridley Scott das Bild von modernen weiblichen Action-Stars mit Rollen wie Lewis weiter prägt?

    Jessica Chastain: Ridley Scott hat die Hauptrolle in „Alien“ damals mit einer Frau besetzt, obwohl eigentlich ein Mann vorgesehen war - und Christopher Nolan hat dasselbe mit Murph in „Interstellar“ getan. Manchmal gibt es Superhelden-Filme, in denen weibliche Figuren, die eigentlich Bad-Ass sein sollen, nur auf ihre Sexyness reduziert werden. Das geht aber meistens schief – wie zum Beispiel bei „Catwoman“. Aber wenn bei einer Heldin wie Lewis der Sex-Appeal nicht im Vordergrund steht, sondern vielmehr ihre Gedanken und ihr Wesen, dann ist das eine super Sache. Solche Charaktere will ich spielen! Und dazu hat Scott viel beigetragen und tut er noch. Deswegen haben wir heutzutage überhaupt erst Figuren wie Katniss in „Tribute von Panem“, diese starken Kämpferinnen, bei denen es eben nicht hauptsächlich um ihre Sexyness geht.

    „Der Marsianer“ startet am 8. Oktober in den deutschen Kinos!

    facebook Tweet
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top