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    Asghar Farhadi äußert sich zu Trumps Einreiseverbot und boykottiert die Oscars

    Weder der für „The Salesman“ oscarnominierte Regisseur Asghar Farhadi noch Mitwirkende der Dokumentation „Die Weißhelme“ können wegen Donald Trumps Einreiseverbot an der Oscarverleihung teilnehmen. Beide Parteien nahmen nun Stellung zur Situation.

    Memento Films Distribution

    Donald Trumps Einreiseverbot für Bürger sieben muslimischer Länder zieht weiterhin auch in der Filmlandschaft seine Kreise. Nachdem zunächst nur Schauspielerin Taraneh Alidoosti die anstehende Oscarverleihung wegen Trumps drohender Maßnahmen von vornherein boykottierte, weitete die Erlassung des entsprechenden Dekrets am letzten Januarwochenende die Konsequenzen für die Veranstaltung noch einmal aus. Mehrere nominierte Filme etwa beschäftigen sich mit der aktuellen Situation im Nahen Osten, sodass Mitwirkende teils direkt von der vorerst auf 90 Tage begrenzten partiellen Grenzschließung betroffen sind. Dazu zählen etwa Cast und Crew des französisch-iranischen Films „The Salesman“, wie die oben genannte Taraneh Alidoosti sowie Regisseur Asghar Farhadi, dessen „Nader und Simin – Eine Trennung“ bereits 2012 ausgezeichnet wurde, aber auch die Protagonisten und der Kameramann des in der Kategorie Bester Dokumentarkurzfilm nominierten „Die Weißhelme“.

    Asghar Farhadi äußerte sich nun in einem längeren Statement zu seiner Situation. Dabei ließ er verlauten, dass er zwar auch nach dem Boykott seiner Darstellerin noch an der Oscar-Verleihung teilnehmen wollte, um auf die drohenden Missstände aufmerksam zu machen. Nach den aktuellen Entwicklungen habe er allerdings selbst im Falle von erlassenen Ausnahmeregelungen nicht weiter vor, der Zeremonie beizuwohnen. „Es scheint, als wäre meine Präsenz dort an einige wenns und abers geknüpft, die mir in keinster Weise akzeptabel erscheinen, selbst wenn Ausnahmen gemacht werden sollten“, meinte er (via New York Times).

    Auch „Die Weißhelme“-Produzentin Joanna Natasegara („Virunga“) zeigte sich empört. Sie hatte geplant, den Kopf des titelgebenden Syrischen Zivilschutzes Raed Saleh sowie Kameramann Khaled Khateeb als Ehrengäste zu den Oscars zu bringen. Das wird nun nicht möglich sein. „Wir hatten immer vor, sie herzuholen, sollten wir nominiert werden“, sagte Natasegara (via The Hollywood Reporter). „Sie waren im Gespräch für den Friedensnobelpreis. Diese Leute sind die mutigsten Philanthropen unseres Planeten. Die Tatsache, dass sie nicht in der Lage sein werden, mit uns dort teilzunehmen und unseren Erfolg zu feiern, ist schlichtweg verabscheuungswürdig.“

    Eine weitere nominierte Dokumentation, „Das Schicksal der Kinder von Aleppo – Neue Heimat Deutschland“ beschäftigt sich mit dem Schicksal syrischer Flüchtlinge. Deren Regisseur, der Deutsch-Spanier Marcel Mettelsiefen, sprach sich in ganz ähnlicher Manier aus: „Präsident Trumps Einreiseverbot ist ein weiterer niederschmetternder Schlag ins Gesicht der Flüchtlinge, die ohnehin schon so viel durchleiden mussten. Wenn Trump versucht, Flüchtlinge und Muslime im Allgemeinen zu verteufeln, werden Filme wie ‚Das Schicksal der Kinder von Aleppo‘ nur umso wichtiger. Wir müssen uns auf unsere Menschlichkeit besinnen und uns daran erinnern, dass die Gründergeschichte Amerikas auf Leuten basiert, die Krieg, Hunger und Armut entflohen sind und nach einem besseren Leben strebten.“ (via Variety)

    Inzwischen laufen bereits mehrere Gerichtsverfahren, um Trumps Dekret für gesetzeswidrig erklären zu lassen (einzelne Einzelfallentscheidungen gibt es auch bereits). Am Morgen des 29. Januars 2017 verkündete Homeland Security allerdings, dass sie den Verfügungen des Präsidenten selbst bei erlassenen gerichtlichen Entscheidungen Folge leisten werden (via New York Times).

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