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    Hat sich Han Solo persönlich beschwert? Neue Details zum Rauswurf der Regisseure beim "Star Wars"-Spin-off

    Die „The LEGO Movie“-Macher Christopher Miller und Phil Lord wurden beim „Star Wars“-Spin-off über Han Solo entlassen und durch Regie-Routinier Ron Howard ersetzt. Über die genauen Gründe gibt es unterschiedliche Aussagen...

    Lucasfilm Ltd.

    „Kreative Differenzen“ werden immer bemüht, wenn es zu einer Trennung bei einem Filmprojekt kommt. Doch was hinter dieser Phrase steckt, ist sehr unterschiedlich. Die Regisseure Christopher Miller und Phil Lord gaben bei ihrem Abschied vom „Star Wars“-Spin-off über den jungen Han Solo (gespielt von Alden Ehrenreich) an, dass ausnahmsweise mal dieser Begriff der Wahrheit entspricht. Auch Lucasfilm-Chefin Kathleen Kennedy bemühte mit „verschiedene kreative Visionen“ einen ähnlichen Begriff. Schon der Hollywood Reporter enthüllte im Zusammenhang mit der Entlassung der Filmemacher unter Bezugnahme auf Quellen aus dem Umfeld der Produktion, dass der Stil der Regisseure nicht mit den Vorstellungen der Macher um Kennedy und den einflussreichen Drehbuchautor Lawrence Kasdan zusammen passte.

    Die Regisseure sind bislang mit „The LEGO Movie“ und den „21 Jump Street“-Filmen bekannt dafür, viel Komik und Selbstreferenzen in ihre Werke einzubringen. Dies hätte nicht zu „Star Wars“ gepasst, hieß es so zuerst. Der Hollywood Reporter zitiert so einen Insider mit den Worten: „Die Leute müssen verstehen, dass Han Solo keine komödiantische Persönlichkeit ist. Er ist sarkastisch und egoistisch.“ In eine ähnliche Kerbe schlagen wohl auch einige Quellen von Entertainment Weekly. Das Blatt fasst so den Konflikt schlagwortartig zusammen: Lucasfilm und Produzentin Kennedy glaubten, dass Lord und Miller angeheuert wurden, um einen komödiantischen Touch beizusteuern; Lord und Miller glaubten, sie wurden angeheuert, um eine Komödie zu machen.“

    Wurde das Spin-off um Han Solo wirklich zu lustig?

    Allerdings widersprechen auch viele Quellen dieser Darstellung. So berichten die Kollegen von Entertainment Weekly selbst, dass ihnen mehrere Insider gesagt hätten, dass die Menge an Comedy absolut kein Problem gewesen sei. Das Problem seien vielmehr die unterschiedlichen Herangehensweisen im Umgang mit den Darstellern. So bestätigten sowohl EW, als auch dem Hollywood Reporter wie auch den Insidern von StarWarsNews.net alle Quellen unisono, dass die Regisseure den Cast immer wieder ermuntert hätten, zu improvisieren. Schließlich hat man unter anderem einen Darsteller wie den Autor, Comedian und Musiker Donald Glover, der gerade dafür auch bekannt ist. Doch vor allem Autor Lawrence Kasdan, der mit seinem Sohn Jon das Skript schrieb, soll sich daran massiv gestört haben. Dieser ist bekannt dafür, dass er großen Wert darauf legt, dass seine Drehbücher möglichst genau umgesetzt werden. Ironischerweise ist einer der legendärsten „Star Wars“-Dialoge eine Improvisation und Änderung eines Kasdan-Skripts. Han Solos „Ich weiß“ als Antwort auf Leias „Ich liebe dich“ bevor der Schmuggler in „Das Imperium schlägt zurück“ in Karbonit eingefroren wird, ersann Darsteller Harrison Ford gemeinsam mit Regisseur Irvin Kershner am Set, weil ihnen die Szene im Skript von Kasdan zu schwülstig war.

    Ausgerechnet Kasdan war es übrigens angeblich, der Lord und Miller überhaupt erst an Bord des Projekts brachte. So berichtet Variety, dass Kathleen Kennedy schon am Anfang sich aufgrund der bisherigen Vita der Filmemacher nicht sicher gewesen sei, ob diese die richtigen Männer für den Job sind. Die Chemie habe hier nicht gestimmt. Kasdan habe sie aber überzeugt, dass Lord und Miller genau den richtigen frischen Wind mitbringen würden. Er sei nun auch persönlich sehr enttäuscht, dass die beiden Filmemacher ihn in Überlegungen nicht miteinbezogen hätten, sondern komplett ihr eigenes Ding machen wollten. So hätten Lord und Miller sogar mit dem eigenen Ausstieg gedroht, wenn sich Kasdan und Lucasfilm weiter einmischen sollten und klargestellt, dass sie weiter auf Improvisationen setzen wollen.

    Zu viel Improvisation beim Spin-off um Han Solo!

    Im Falle des Spin-offs um Han Solo soll es dabei viel zu viele dieser Improvisationen gegeben haben. Eine Quelle aus dem Umfeld der Regisseure verriet so Entertainment Weekly, dass die Filmemacher dachten, sie wurden geholt, um einen „Phil-und-Chris-Film“ zu machen: „Sie haben einfach nur manchmal gedacht, dass es die Schauspieler anders machen könnten“. Damit waren aber wohl selbst alle Darsteller nicht einverstanden. So berichtet StarWarsNews.net, dass laut ihren Quellen Han-Solo-Darsteller Alden Ehrenreich sehr besorgt gewesen sein soll. Er habe diese Sorge schließlich gegenüber den Produzenten geäußert, denn seiner Ansicht nach wären die Regisseure mit ihrem Impro-Ansatz zu weit von der Figur des Schmugglers abgewichen. Die Richtung, die die Regisseure eingeschlagen hätten, wird von einer Quelle sogar mit Jim Carreys Darstellung als „Ace Ventura“ verglichen, an die das zeitweise erinnert hätte, was das Duo angeblich von Ehrenreich verlangte. Scheinbar hat sich also Han Solo persönlich beschwert. Auch Quellen von Entertainment Weekly bemerken, dass die Regisseure es mit ihrem Ansatz einfach viel zu weit getrieben hätten. Von diesen Quellen heißt es aber deutlich: Es sei keine Frage des Tones gewesen. Die Auswirkungen der Improvisationen hätten einfach zu stark die Story geändert. Auch Quellen aus dem Umfeld von Autor Kasdan bemerken, dass dessen Geschichte drohte, verloren zu gehen.

    Warum wurden die Regisseure erst so spät gefeuert?

    Doch warum hat man nun erst so spät in der Produktion die Regisseure entlassen? Auch hier gibt es recht übereinstimmende Berichte beim Hollywood Reporter, bei Variety, EW oder StarWarsNews.net. Alle Seiten erklären so, dass sie von ihren Quellen gehört haben, dass Lord und Miller per se einen sehr guten Job gemacht haben. Es soll sogar schon lose Gespräche über ein mögliches Sequel unter ihrer Verantwortung gegeben haben. Die Regisseure beherrschen ihr Fach, weswegen man auch davon ausgeht, dass ihr Renommee unter der Geschichte nicht leiden wird. Sie könnten mit Warners „The Flash“-Film ja sogar gleich wieder ein Big-Budget-Projekt übernehmen. Viele der einzelnen Szenen der Regisseure seien auch sehr stark und überzeugend. Erst mit Einlauf der sogenannten Dailies und beim Zusammenschneiden mehrerer für sich guter Sequenzen habe sich gezeigt, dass es im Zusammenspiel zu starke Abweichungen gibt, die nicht mehr mit dem Ton und den Vorstellungen von Kasdan und Kennedy übereinstimmen.

    Zudem zog sich die Entscheidung hin, weil man bei Lucasfilm wohl zuerst versuchte, die Regisseure zu überzeugen, umzudenken. Viele Insider erinnern hier an die nicht unproblematische Produktion des ersten Spin-offs „Rogue One“. Auch hier gab es ja reichlich Meldungen über Probleme und Nachdrehs, bei denen dem eigentlichen Regisseur Gareth Edwards mit Tony Gilroy ein Helfer zur Seite gestellt wurde. Der Unterschied laut StarWarsNews.net: Edwards sei ein Teamplayer gewesen und habe sich überzeugen lassen, Lord und Miller wollten weiter ihren Stil durchziehen und auch bei den – bei einer Produktion dieser Größe von Anfang an eingeplanten – Nachdrehs diesen Stil nicht ändern. Die Insider von StarWarsNews.net haben einen damals ominösen Tweet von Phil Lord ausgegraben, in dem dieser fragt, was so großartig daran sei, vernünftig zu sein. Möglicherweise stammt dieser aus einer Zeit, in der die Diskussionen schon tobten, so die Spekulation.

    Wie genau der „Star Wars“-Film über Han Solo von Phil Lord und Christopher Miller ausgesehen hätte, werden wir wohl nie erfahren. Schon jetzt diskutieren nicht nur in den Sozialen Netzwerken, sondern auch in unserer Redaktion die „Star Wars“-Fans, ob es wohl gerechtfertigt war, weil der Comedy-Stil des Duos nicht zu Han Solo passt, oder ob es nicht endlich mal ein riskanterer, aber vielleicht auch komplett anderer „Star Wars“-Film geworden wäre und man nun doch wieder auf reinen Fanservice setzt. Während nach den bisherigen Informationen weiter unsicher bleibt, wie viel Comedy das Duo wirklich hereingebracht hätte, ist es wohl klar, dass sich Improvisationen und die klaren Vorstellungen bei Lucasfilm nicht vertragen. Der neue Regisseur Ron Howard dürfte nun vor allem das Drehbuch von Kasdan verfilmen. In seinen ersten Tweets geht es dann vor allem um Dankbarkeit, aber auch darum, die großartige Arbeit zu ehren, die bereits getan wurde – es bleibt offen, ob er damit die Arbeit seiner Regie-Vorgänger oder der Drehbuchautoren meint.

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