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    Black Power! Erlebnisbericht zu einem ungewöhnlichen "Black Panther"-Kinobesuch

    Ein Kinobesuch ist auch immer ein Erlebnis mit dem übrigen Publikum. Wenn in einer Komödie der ganze Saal lacht, wirkt sie ganz anders als wenn man alleine im leeren Rund sitzt. Bei „Black Panther“ wurde mir dies mal wieder besonders bewusst…

    Walt Disney

    Von „Star Wars“-Mitternachtspremieren kennt man es: Viele Fans kommen in besonderer Kleidung, die Eröffnungsmusik wird mitgesummt oder beim ersten Auftritt von Han Solo (Harrison Ford) in „Das Erwachen der Macht“ applaudiert der ganze Saal. Ein ähnliches Erlebnis hatte ich nun bei meinem Besuch von „Black Panther“ am gestrigen Starttag (15. Februar 2018) in Berlin – keine Mitternachtspremiere, sondern eine reguläre Abendveranstaltung. Bei der komplett ausverkauften Vorführung in der englischen Originalfassung war geschätzt über die Hälfte der Besucher schwarz. Einige wenige trugen sogar afrikanisch anmutende Gewänder oder Shirts, wenn auch nicht immer authentisch, sondern extra in einem Second-Hand-Laden gekauft, wie eine Zuschauerin in der Schlange beim Getränkeverkauf vor mir verriet.

    „Black Panther“ wird auch deswegen so heiß diskutiert, weil es ausnahmsweise mal ein großer Hollywood-Blockbuster mit fast ausschließlich schwarzem Cast ist. In den USA rechnet man mit Rekordergebnissen für dieses Wochenende, für die meisten europäischen Länder sind die Schätzungen viel, viel niedriger. Schon bei den üblichen Filmvorschauen zeigte sich, wie sehr das Publikum nach einem schwarzen Helden gierte. Beim Trailer zu „Avengers: Infinity War“ hallten beim kurzen Auftritt von Chadwick Boseman mehrere Begeisterungsschreie durchs Publikum.

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    Das gab mir einen Vorgeschmack, was die finale Filmvorführung bringen sollte. Was in vielen Ländern der Welt im Kino Usus ist, in Deutschland mir aber eher selten begegnet: Das Publikum geht mit. Mehrfach gab es so in meiner Vorführung aus verschiedenen Richtungen Jubel, wenn zum Beispiel eine Hauptfigur das erste Mal in Aktion trat. Am lautesten brandete die Zustimmung auf, als Michael B. Jordans Erik Killmonger in einem Londoner Museum eine Angestellte darüber belehrte, dass sie die Artefakte aus Afrika auch nicht unbedingt teuer gekauft, sondern wohl eher gestohlen hat. Im lautesten Moment des Jubels über diese Aussage wird links von mir sogar eine Faust in die Luft gestreckt. Black Power!

    Lange scheint es so, dass die Sympathien vieler Zuschauer im Publikum bei dem Bösewicht liegen. Mehrfach sind diverse zustimmende Rufe zu vernehmen, wenn es darum geht, dass auch heute noch weite Teile der schwarzen Bevölkerung in vielen Ländern der Welt weniger Chancen haben. Erst später wendet sich das Blatt: Wenn zwei der Heldinnen (Danai Gurira, Letitia Wright) Killmonger im Kampf entgegentreten, wird – wie schon bei den Actionszenen mit den Mitstreitern des Titelhelden in Südkorea – erneut laut gejubelt. „Go get him girls“, schallt eine Frauenstimme aus einer Ecke.

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    Für Tessa, mit der ich nach dem Film kurz spreche, waren die vielen Szenen mit starken Frauenfiguren auch die herausragendsten Momente. Die in Berlin lebende Engländerin, deren Eltern aus Afrika stammen, sagt, dass es gar nicht so sehr um die Hautfarbe gehe. Doch so viele aus Afrika stammende starke Frauen, Badass-Kriegerinneren in einem großen Kinofilm, der auch noch in Afrika spielt? „Wann gab‘s das schon mal?“, fragt sie mich. Ich weiß keine Antwort.

    Es waren diese finalen Worte in der schon lange angebrochenen Nacht, die einen ungewöhnlichen Kinoabend perfekt abrundeten, der mir mal wieder zeigte: Ein besonderer Film in besonderer Umgebung ist immer noch eines der besten Erlebnisse, die man haben kann.

     

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