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    "Hustlers": Die wahre Geschichte hinter dem Stripperinnen-Thriller mit Jennifer Lopez

    Witzig, spannend, tragisch: All das ist der auf wahren Begebenheiten basierende Thriller „Hustlers“. Aber kann sich das alles auch wirklich so zugetragen haben? Wir verraten euch, ob Hollywood vielleicht nicht doch ein wenig nachgeholfen hat...

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    Hustlers“ erzählt die Geschichte von Destiny (Constance Wu), Ramona (Jennifer Lopez) und ihren Kolleginnen, die als Stripperinnen in New York am Hungerlohn nagen, während ihre Gäste von der Börse das große Geld machen. Also beschließen die Frauen, ihre gut zahlenden Kunden nach allen Regeln der Kunst auszunehmen, um sich so ein größeres Stück vom Kuchen unter den Nagel zu reißen. Doch die Verführungsmasche reicht schon bald nicht mehr, sodass sie beginnen, ihre Opfer unter Drogen zu setzen. Moralische und rechtliche Grenzen sind längst überschritten, aber wohin soll das Ganze überhaupt führen? Und wie lange kann das schon gutgehen?

    Es ist eine durchaus finstere, aus sozialen Missständen entstandene Geschichte, die Regisseurin Lorene Scafaria („Mit besten Absichten“) auf teils erstaunlich heitere Weise erzählt. Als Film soll das Ganze schließlich vor allem unterhalten – aber wie weit wurde die Wahrheit für „Hustlers“ interpretiert, gedehnt und durch den Fleischwolf gedreht?

    Worauf basiert "Hustlers"?

    „Hustlers“ basiert nicht auf Gerichtsdokumenten, sondern auf einem Artikel: Wie Regisseurin Scafaria gegenüber TIME verriet, habe sie sich bewusst dagegen entschieden, gerichtliche Dokumente sowie Berichte aus Boulevardzeitungen zu nutzen. Für ihren Film brauchte es eine andere Herangehensweise.

    Stattdessen nutzte sie als Grundlage für ihren Film Jessica Presslers Artikel „The Hustlers At Scores“, der 2015 im New York Magazine erschien. Das ermöglichte ihr, auch Pressler als Figur in die Geschichte einzubauen, die gewissermaßen die Sicht des Zuschauers einnimmt. Das Publikum bekäme Informationen dadurch genauso häppchenweise wie die Journalistin und könnte zudem stärker mit den Figuren mitfühlen.

    Falsche Namen, echte Geschichte

    Sie habe sich größte Mühe gegeben, die tatsächlichen Geschehnisse möglichst gewissenhaft, detailliert und wahrheitsgetreu wiederzugeben, verriet Scafaria den Kollegen von TIME. Kleine Details des Plans der Stripperinnen seien für den Film aber angepasst worden. Außerdem wurden die Namen der Täterinnen geändert: Die von Jennifer Lopez gespielte Ramona heißt in Wirklichkeit Samantha Foxx, in die Rolle von Roselyn „Rosie“ Keo, die im Film Destiny heißt, schlüpfte Constance Wu. Die anderen beiden – Annabelle (Lili Reinhart) und Mercedes (Keke Palmer) – basieren lose auf Karina Pascucci und Marsi Rosen.

    Die tragischen Hintergründe der Geschichte, die die jungen Frauen überhaupt erst in ihre Lage gebracht haben, entsprechen allerdings ebenso der Wahrheit wie ihre skrupellose Vorgehensweise.

    Keo wuchs tatsächlich bei ihren Großeltern auf, nachdem sie von ihren Eltern, die als kambodschanische Flüchtlinge in die Vereinigten Staaten kamen, zurückgelassen wurde und zog sich nach ihrem Einstieg in die Stripperinnen-Szene wie im Film wieder zurück, als sie schwanger wurde – nur um anschließend wieder groß einzusteigen. Jetzt war „fishing“ war angesagt.

    Gemeinsam mit ihren Partnerinnen baute sie sich einen nahezu ausschließlich aus wohlhabenden Männern bestehenden Kundenstamm auf, den sie fortan ausnutzte, belog, betrog und schließlich betäubte, um an sein Geld zu kommen.

    Tragischstes Beispiel ist wohl jener anonyme Unbekannte, der im Film als Doug auftritt und den Frauen zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt in seinem Leben begegnet. Nachdem sein Haus von einem Orkan zerstört wurde, lebte er in Scheidung von seiner Frau, mit der er ein autistisches Kind hatte. Obwohl Keo zu ihm eine stärkere Bindung aufbaute, nahm sie ihn schließlich aus wie eine Weihnachtsgans. Auch wenn dieser darum bettelte, ihm sein letztes Geld doch wieder zurückzugeben.

    Über 200.000 US-Dollar konnten die Stripperinnen letztlich ergaunern. „Doug“ war es aber letztlich auch, der sich zu helfen wusste und Gespräche mit den Übeltäterinnen aufnahm, womit er schließlich die Überführung der „weiblichen Robin-Hood-Bande“ ermöglichte...

    Männer: Schweigen statt blamieren

    Wie auch der Film zeigt, war es für die Behörden trotz erdrückender Beweislage alles andere als einfach, Opfer zu finden, die gegen die Frauen aussagen wollten. „Es war geradezu absurd, wie wenig Betroffene eine Aussage machen wollten“, verriet ein Polizist Pressler. „Männer wollen nicht zugeben, Opfer von Frauen zu sein.“

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    Jahrelang konnten die Frauen ihre Masche durchziehen, ohne dafür belangt zu werden, weil ihre Opfer schlicht zu stolz waren – bis sie schließlich auf den einen Verzweifelten trafen, der ohnehin nichts mehr zu verlieren hatte. Ohne ihn könnten die Hustlers wohl auch heute noch auf Raubzug sein. 

    Vom Gericht auf den roten Teppich

    Nach achtmonatigen Ermittlungen wurden die insgesamt vier Frauen sowie der Manager des Nachtklubs, mit dem sie zusammenarbeiteten, festgenommen. Alle plädierten auf schuldig und wurden unter anderem für schweren Diebstahl, Körperverletzung und Urkundenfälschung verurteilt. Keo ging, wie auch Destiny im Film, jedoch auf einen Deal mit den Behörden ein, um einer Haftstrafe zu entgehen und bei ihrer Tochter sein zu können. Sie und Foxx bekamen fünf Jahre auf Bewährung, Rosen und Pascucci mussten zusätzlich vier Monate lang an den Wochenenden hinter Gitter.

    „Hustlers“ war bereits lange vor deutschem Kinostart ein Hit und spielte allein in Nordamerika über 100 Millionen Dollar ein – bei Produktionskosten von gerade einmal 20 Millionen Dollar. Ob Keo damit letztlich sogar mehr Geld machte als mit ihren Betrügereien? 

    „Hustlers“ läuft seit dem 28. November 2019 in den deutschen Kinos.

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