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    Gescheiterte Neuausrichtung in "Conjuring 3": Das verschenkte Potenzial ist der wahre Horror

    Eigentlich hat man mit „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ den ehrenwerten Versuch unternommen, die Reihe einer Neuausrichtung zu unterziehen. Geglückt ist das nur im Ansatz – und als wahrer Horror offenbart sich dabei das verschenkte Potenzial.

    Warner Bros. / HDF Kino e.V.

    +++ Meinung +++

    Mit „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ ist nach den vielen Ablegern am 1. Juli 2021 der nunmehr dritte Hauptteil des beliebten Horror-Franchises in den deutschen Kinos gestartet. Zum ersten Mal übernahm hier nicht mehr James Wan die Regie, der nur noch als Produzent fungiert. Die Zeichen standen also allein schon deswegen auf erfrischender Veränderung.

    Man erkennt auch durchaus, dass „Conjuring 3“ der Intention folgt, die Reihe in eine neue Richtung zu lenken. Es geht nicht mehr (primär) um verfluchte Häuser oder übergriffige Dämonen, stattdessen bekommen es Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga) mit einem Bösen aus Fleisch und Blut zu tun.

    Conjuring 3: Im Bann des Teufels

    Darum geht es in "Conjuring 3"

    Die Dämonologen Lorraine (Vera Farmiga) und Ed Warren (Patrick Wilson) werden im Zuge eines ihrer spektakulärsten Fälle bis vors Gericht gebracht: 1981 führen die Warrens am kleinen David (Julian Hilliard) einen Exorzismus durch. Der Dämon verlässt den Körper zwar, sucht sich mit Arne (Ruairi O’Connor), dem Freund von Davids Schwester Debbie (Sarah Catherine Hook), jedoch eine neue menschliche Hülle.

    Von dem paranormalen Wesen besessen, begeht Arne eine grausame Tat, die alle Beteiligten in einen Abgrund zieht – und ihn schließlich auf die Anklagebank bringt. Auch die Warrens müssen sich in der Öffentlichkeit für ihr Handeln verantworten und begeben sich auf die Suche nach der Wahrheit. Wie es scheint, ist Arne verflucht worden...

    Die spannende Hintergrundgeschichte von „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ hätte dem Film tatsächlich eine formidable Möglichkeit geboten, um sich noch einmal gänzlich neu zu erfinden, nachdem James Wan mit „Conjuring: Die Heimsuchung“ und „Conjuring 2“ zwei sehr klassische Horrorfilme abgeliefert hat.

    "Conjuring 3" mangelt es an Ambitionen

    Hier nämlich schlummert das Potenzial, um zwei Genres miteinander zu verbinden, die viel zu selten auf einen Nenner gebracht werden: Der Justiz-Thriller und der Okkult-Horror. Wir denken nun natürlich in erster Linie an „Im Auftrag des Teufels“ mit Keanu Reeves und Al Pacino. Aber „Conjuring 3“ hätte sogar weitergehen können.

    Wenn man den Mut aufgebracht hätte, dann wäre „Conjuring 3“ auch in der Lage gewesen, das ambivalente Verhältnis des Rechtsstaates zu Himmel und Hölle zu reflektieren. Arne Cheyenne Johnson wurde laut eigener Aussage deswegen zum Mörder, weil er von einer bösen Macht getrieben wurde. Vom damaligen Richter wurde diese Aussage gnadenlos abgeschmettert.

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    Warum eigentlich? So abstrus die damalige Erklärung der Verteidigung auch sein mag, hätte man diese richterliche Entscheidung angesichts des US-Rechtssystems nun durchaus spannend hinterfragen können. Es wird in den USA schließlich auch auf die Bibel geschworen, wenn man in den Zeugenstand tritt. Damit wird der Glaube an das Wort Gottes bestätigt, was im Umkehrschluss auch den Glauben an die Existenz des Teufels bedeutet. Ein Diskurs, der das verklärte Bekenntnis zu christlichen Werten mit vielseitigen Gedanken untermauern hätte können.

    Der Horror langweilt, aber der Kitsch zündet

    „Conjuring 3“ aber besitzt nicht die Ambitionen, um sich auf dieser Ebene zu formulieren. Auch wenn versucht wird, nun etwas mehr in Richtung True-Crime-Ermittlung zu gehen, so bietet Regisseur Michael Chaves hier letztlich nur alten Wein in (semi-)neuen Schläuchen. Der Horror, ausgelegt auf Jump Scares, funktioniert weiterhin nach dem gleichen durchsichtigen Schockprinzip.

    Positiv ist hingegen immerhin, dass Vera Farmiga und Patrick Wilson nach wie vor hervorragend harmonieren und „Conjuring 3“ sogar zu einer Hommage an die beständige Liebe ihrer Charaktere wird. Wenn sich das Gruselstück an Kitsch versucht, dann wirkt der Film sogar kurzzeitig innovativ und erfrischend, weil er sich Zeit für seine Figuren nimmt.

    In diesen Augenblicken zeigt sich, dass Michael Chaves eben nicht nur Erfüllungsgehilfe gewesen ist, sondern auch eine eigene Note in „Conjuring 3“ bringen kann. Das ändert allerdings nichts daran, dass das eigentliche Potenzial der Geschichte vollkommen auf der Strecke bleibt. Am Ende müssen dann eben doch wieder schattenhafte Gestalten aus dunklen Ecken hervorspringen. Schnarch.

    Zur Wiedereröffnung der Kinos hat der Verband der deutschen Kinobetreiber HDF Kino e.V. die Kampagne #EndlichWiederKino gestartet. Wir schließen uns der Aktion gerne an, indem wir ihr u.a. durch die Einbettung des Logos in unsere Bilder bei News zu aktuellen Kinofilmen eine größtmögliche Sichtbarkeit verschaffen. Wenn ihr dann also endlich wieder in die Kinos dürft, dann postet gerne ein Foto von eurem ersten Besuch mit dem Hashtag #EndlichWiederKino in den sozialen Netzwerken – wir machen auch mit.

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