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    TV-Tipp: Ein verstörender Horror-Rausch – exzessiver geht es kaum!
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Ob "Rosemaries Baby", "Halloween", "Cannibal Holocaust" oder "Scream": Pascal liebt das Horrorkino in seiner ganzen verstörenden Schönheit.

    „Irreversibel“-Macher Gaspar Noé ist prädestiniert für echte Skanadalfilme. Kein Wunder, dass der entfesselte Horror-Trip „Climax“, der am heutigen Mittwoch seine Free-TV-Premiere feiert, nachhaltig verstört und sich jeder Konvention entzieht.

    Alamode

    +++ Meinung +++

    Wenn Gaspar Noé einen neuen Film abliefert, dann kann man sicher sein, dass der Skandal nicht lange auf sich warten. Gerade sein „Irreversibel“ gehört zu den Werken, die man entweder liebt oder hasst – aber kalt lassen wird das Rache-Drama niemanden.Climax“, der heute, 26. Oktober 2021, um 23.10 Uhr auf Arte zu sehen ist, ist nicht ganz so heftig, seine Wirkung aber verfehlt der Horror-Rausch ebenfalls nicht.

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    Darum geht es in "Climax"

    Bevor ich euch erkläre, warum „Climax“ meiner Meinung nach unbedingt sehenswert ist, kommt hier noch einmal eine kleine Zusammenfassung des Inhalts:

    Eine Gruppe aus 21 jungen Tänzer*innen quartiert sich sich in einem abgeschotteten Übungszentrum ein, um sich auf die große Tournee vorzubereiten. Am Abend bevor die Tour endlich losgehen soll, wollen die jungen Leute noch einmal eine rauschende Party schmeißen, um sich besser kennenzulernen. Für reichlich Sangria und elektronische Musik ist natürlich gesorgt.

    Dann macht Selva (Sofia Boutella) eine erschreckende Entdeckung: Irgendjemand hat unbemerkt Drogen in die Sangria gemischt – und als deren Wirkung sich zu entfalten beginnen, entwickelt sich die Nacht zu einem wahren Höllentrip. Panik, Gewaltausbrüche und gefährliche Begierde brechen sich Bahn und eskalieren immer schlimmer...

    Ein entfesseltes Rauscherlebnis

    Gaspar Noé gehört zu den Filmemachern, die keine Gefangenen machen. Ob „Menschenfeind“, der bereits eingangs erwähnte „Irreversibel“, „Enter The Void“ oder „Love 3D“: Der argentinisch-französische Regisseur lotet die Grenzen des Kinos aus und stößt damit folgerichtig nicht nur auf Gegenliebe. Dabei bleibt ein Thema jedoch immer eine Konstante, wie nun auch „Climax“ beweist: Die Verbindung zwischen Leben und Tod wird mit extremen Mitteln erforscht.

    In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik konnte sich „Climax“ starke 4 von 5 Sterne sichern. Unser Autor Michael Meyns bezeichnet den Film darin als „mitreißend, atemberaubend und verstörend.“ Interessant ist für mich der Umstand, dass Gaspar Noé hier an einem Punkt angekommen ist, an dem er keinen Hehl aus seinen Vorbildern macht. Zu Anfang werden wie selbstverständlich Videokassetten von „Die 120 Tage von Sodom“, „Possession“, „Querelle“, „Suspiria“ und „Videodrome“ ins Bild gerückt.

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    Auch wenn diese Vorbilder dann doch noch einmal eine Liga über „Climax“ thronen, erkennt man all diese Bezüge nach und nach wieder. Vor allem wenn man die Horror-Party hier als reines Körperkino betrachtet, in dem die Bewegungen der Tanzgruppe das Geschehen strukturieren – und schließlich zum Gradmesser des kollektiven Kontrollverlusts werden. „Climax“ fesselt ungemein durch eine ganz und gar betörende Hemmungslosigkeit.

    Kameramann Benoit Debie, einer der großen Meister seines Fachs, gibt mit seinen formvollendeten Bildern den teuflischen Takt vor: Er erforscht minutiös, wie Körper einander begehren und sich voneinander abstoßen; wie sie verschmelzen und sich verweigern, er beobachtet aus der Distanz und dringt tief in die Dynamik ein. Dadurch entfesseln Noé und Debie einen pulsierenden Seelenstriptease, dessen hypnotisch-brodelnde Sogwirkung noch einige Zeit nach dem Abspann nachhallt.

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