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    Marvel-Überraschung geglückt: "Spider-Man: No Way Home" ist ein ganz wunderbarer Abschluss
    Tobias Mayer
    Tobias Mayer
    -Redakteur
    Tobias hat den Corona-Lockdown genutzt, um alle 23 Marvel-Filme der ersten drei Phasen noch mal zu gucken. Es hat sich gelohnt.

    Weder die alten „Spider-Man“-Reihe mit Tobey Maguire, noch die Filme mit Andrew Garfield konnten bisher abgeschlossen werden. Es war nicht damit zu rechnen, dass das noch passieren wird. Ist es nun aber – ausgerechnet in „Spider-Man: No Way Home“.

    Sony Pictures Releasing

    +++ Meinung mit SPOILERN +++

    Tobey Maguire sollte mindestens noch in „Spider-Man 4“ durch New York schwingen, der Geier-Bösewicht Vulture war als Bösewicht schon vorgesehen, doch der von seinen Auseinandersetzungen mit dem Studio entnervte Regisseur Sam Raimi stieg nach „Spider-Man 3“ (2007) aus. Sony entschied sich, die Reihe mit dem neuen Hauptdarsteller Andrew Garfield 2012 neu zu starten und verkündete nach „The Amazing Spider-Man 2“ (2014) zwar bereits Starttermine für Teil 3 und 4 sowie für mehrere Spin-offs, doch auch diese Pläne wurden weggewischt wie ein mühsam errichtetes Spinnennetz in einer gut erreichbaren Ecke des Wohnzimmers.

    Die alten Filme interessierten erst mal niemanden mehr

    Statt den Ausbau der „Amazing“-Reihe voranzutreiben, schloss Sony in einer bemerkenswerten kreativen Bankrotterklärung einen Deal mit Disney, wo zu diesem Zeitpunkt das Marvel Cinematic Universe aufgeblüht war. Sony kümmerte sich bei den „Spider-Man“-Filmen fortan vor allem um die Finanzierung und die Werbung, die kreativen Entscheidungen aber überließ man dem Marvel-Team von Kevin Feige, in dessen Marvel Cinematic Universe der jetzt von Tom Holland gespielte Spidey integriert wurde.

    Ich lehne mich sicher nicht besonders weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte: Zu diesem Zeitpunkt interessierte sich niemand in der Chefetage von Sony ernsthaft dafür, die losen Enden der Geschichten mit dem Maguire-Spidey und dem Garfield-Spidey noch irgendwann zu Ende zu erzählen.

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    Und wie hätte das auch gehen sollen, 2017, als Tom Hollands MCU-Spider-Man in „Homecoming“ seinen ersten großen Solo-Auftritt bekam? Der Film spielt ja schließlich in der Welt der Avengers und nicht im New York der Regisseure Sam Raimi und Marc Webb.

    Alles sah also danach aus, als habe Hollywood die alten „Spider-Man“-Reihen auf dieselbe Art beerdigt, wie es auch bei vielen Film- und Serienprojekten guter Brauch ist, die zwar angekündigt, jedoch nie realisiert werden: Erst gibt es ganz viel Tamtam und dann wird einfach nicht mehr darüber geredet, sondern die Aufmerksamkeit auf das nächste heiße Ding gelenkt.

    Doch ausgerechnet der neue MCU-Film „Spider-Man 3: No Way Home“, der unter anderem durch die von Benedict Cumberbatch gespielte Figur Doctor Strange fest mit dem Marvel Cinematic Universe verwoben ist, bietet nun die spektakuläre Rückkehr von Tobey Maguire, Andrew Garfield und mehreren zugehörigen Bösewichten nebst ihren Schauspielern. Und ausgerechnet damit gelingt 14 Jahre nach Sam Raimis „Spider-Man 3“ und sieben Jahre nach Marc Webbs „The Amazing Spider-Man 2“ doch noch ein Abschluss für die alten Filme.

    Multiversum sei Dank

    Der erzählerische Kniff hinter dem Zusammentreffen von Tom Holland, Tobey Maguire und Andrew Garfield ist dabei so simpel und dreist, dass er nur aus dem Comic-Business übernommen worden sein kann, wo sich die Verlage angesichts der vielen erscheinenden Hefte irgendwann gezwungen sahen, die Leser*innen mit immer spektakuläreren Crossovern bei Laune zu halten. Irgendwann schmeißt man dann eben alles zusammen, egal, ob die Figuren nun aus derselben Dimension stammen oder nicht. Ein bisschen Zauberei als Erklärung – und fertig ist das Multiversum!

    Beeindruckender ist da schon der organisatorische Aufwand, der hinter einem Riesenfilm wie „Spider-Man: No Way Home“ steckt. Es gilt schließlich, Stars wie Tobey Maguire, Andrew Garfield oder „Green Goblin“-Darsteller und Arthouse-Ikone Willem Dafoe nicht nur mit mutmaßlich lukrativen Verträgen davon zu überzeugen, noch einmal in ihre alten Rollen zurückzukehren. Es braucht auch die komplexe Koordinierung von Terminplänen und es baucht einen Notfallplan, falls jemand der alten Schauspieler doch nicht kann.

    Vor allem aber braucht es gute Ideen, die Rückkehrer in die Story des neuen Films zu integrieren und damit die alten Filme abzuschließen. Das ist bei „No Way Home“ vor allem mit Andrew Garfields Spider-Man ganz hervorragend gelungen.

    Nicht nur ein Gimmick

    Andrew Garfield und Tobey Maguire wurden nicht als Gimmicks zurückgeholt, die nur für ein paar Gags gut sind (wobei die vielen Gags in Zusammenhang mit dem Treffen wirklich hervorragend zünden, Stichwort „Spinnenweben“). Die Figuren von Garfield und Maguire sind integraler Bestandteil der „No Way Home“-Handlung, da der jüngste Spidey von ihnen lernen kann und nach dem Tod von Tante May einen Trost bekommt, den ihm niemand Anderes hätte geben können.

    Gleichzeitig werden die bis dahin offenen Stories der Maguire-Filme und der Garfield-Filme abgerundet. „No Way Home“ kann weder einen „Spider-Man 4“ noch einen „Amazing Spider-Man 3“ ersetzen, die Fans aber wenigstens mit dem schönen Gefühl aus dem Kino entlassen, dass es den Jungs schon irgendwie gut geht:

    Endlich ein Abschluss für Garfield und Maguire

    Während der großen Konfrontation am Ende von „Spider-Man: No Way Home“ stürzt MJ (Zendaya) von der Freiheitsstatue in die Tiefe, Andrew Garfields Spider-Man springt hinterher, die beiden fallen und fallen, so wie der Held auch in „The Amazing Spider-Man 2“ seiner Freundin Gwen Stacey (Emma Stone) hinterhergesprungen ist, doch im Unterschied zu damals wird die fallende Freundin nun tatsächlich gerettet.

    Als Spider-Man sicher sein kann, dass MJ unverletzt ist, genügen Andrew Garfields Gesichtsausdruck und die Tränen in seinen Augen, um völlig wortlos klarzumachen: Hier wurde jemand mit seinem größten Trauma konfrontiert, das wahrscheinlich bleiben wird, nun aber ein wenig besser zu ertragen ist. Der Garfield-Spidey ist einen Schritt vorangekommen.

    Der ältere Maguire-Spidey auf der anderen Seite hat nun weniger Rückenprobleme – und vor allem hat er endgültig seinen Frieden geschlossen mit dem großen Erzfeind Green Goblin, den er hier vor dem Tod bewahrt und gemeinsam mit seinen Spinnen-Kollegen kuriert.

    Auch diese Tat und die Heilung der anderen Bösewichte machen „Spider-Man: No Way Home“ zu einem Abschluss der alten Filme. Darüber hinaus bilden sie den humanistischen Kern des Films – einen Kern, wie ihn nur wenige Blockbuster haben, wo die Handlung stattdessen jedes Mal aufs Vernichten eines wie auch immer gearteten Übels hinausläuft.

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