Mein Konto
    Eine reine Formalität
    Durchschnitts-Wertung
    3,3
    6 Wertungen
    Deine Meinung zu Eine reine Formalität ?

    2 User-Kritiken

    5
    0 Kritik
    4
    2 Kritiken
    3
    0 Kritik
    2
    0 Kritik
    1
    0 Kritik
    0
    0 Kritik
    Sortieren nach:
    Die hilfreichsten Kritiken Neueste Kritiken User mit den meisten Kritiken User mit den meisten Followern
    Christian Alexander Z.
    Christian Alexander Z.

    118 Follower 685 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 19. Dezember 2020
    Schwere Kost aus Italien. 1994 gedreht, wirkt der Film etwas aus der Zeit gefallen. 1970 - 1980 hätte ich geschätzt, nachdem ich das Werk gesehen hatte. Und es waren keine leichten 107 Minuten. Ein unfassbar guter Gérard Depardieu spielt in dem eher einem Theaterstück gleichenden Film einen zutiefst verletzten und vor allem von seinen Erinnerungsfetzen gequälten Schriftsteller, der sich durch seinen Auftritt bei der Polizei verdächtig gemacht hat. Und so spannt der Film seinen Bogen eher als Psychogramm, viel weniger als Krimi auf. Wenig sehenswert von der Handlung her, ein Meisterstück der Schauspielkunst.
    Kino:
    Anonymer User
    4,5
    Veröffentlicht am 15. Juli 2022
    Ich möchte hiermit garnicht explizit auf die Handlung eingehen da man sie schon in anderen Kritiken und Zusammenfassungen nachlesen kann, sondern möchte einfach nur darüber schreiben was diesen Film so besonders macht und warum ich ihn herausragend finde. Vielleicht hilft es auch manchen mit dem sicher nicht leicht konsumierbaren Film warm zu werden. Dazu muss ich aber später auch Spoiler verwenden, denn die Raffinesse des Films liegt ja gerade in seiner Symbolik für etwas tiefer dahinterliegendes.

    Zunächst scheint ja alles recht offensichtlich: Ein Mann (Gerard Depardieu) wird von einem Kommissar (Roman Polanski) verdächtigt jemanden umgebracht zu haben. Die Kulisse ist düster, es regnet ständig, die Handlung spielt großteils nur in einem Raum indem das Regenwasser durch die undichte Decke tropft. Es findet ein Verhör statt. So könnte man meinen es handle sich um einen düsteren Krimi in dem sich herausstellen soll ob dieser Mann "Onoff" tatsächlich der Mörder war. Doch um das geht es in Wahrheit garnicht. Wer schon ein paar Filme vom Regisseur und Drehbuchautor Giuseppe Tornatore gesehen hat weiß, dass er gerne mit Symbolik, Metaphern, oder mehreren Deutungsmöglichkeiten spielt. Für alles weitere sollte nur diejenigen weiterlesen die ihn schon gesehen haben oder die Pointe des Films vorab wissen wollen.


    spoiler: "Onoff" - er könnte auch als "on off" an aus bezeichnet werden da er sich nur zeitweise an das Vergangene erinnern kann: er ist eigentlich tot. Das Verhör soll eine Art "jüngste Gericht" darstellen indem Onoff zu einem Geständnis oder zur Reue gebracht werden soll für das was er getan hat. Natürlich realisiert Onoff das aber zunächst nicht, sonst wäre ja alles zu offensichtlich. Der permanente Dauerregen sollte wohl die Tragik hinter diesem Tribunal emotional veranschaulichen, denn als Onoff plötzlich klar wird was er getan hat und dass er nicht mehr lebt, da hört er plötzlich auf und strahlendes Wetter tritt an dessen Stelle. Die Lücken im Dach durch denen das Regenwasser tropft, könnten die Erinnerungslücken Onoffs darstellen. Es sind manchmal sehr liebevolle Details mit denen Tornatore spielt: Es ist auch ein Käfig mit einer Mausefalle im Verhörraum, noch ist keine Maus in Sicht. Als Onoff nämlich argumentativ in Bedrängnis gerät weil er sich nur noch in Widersprüche verstrickt hört man ein quietschen welches von der Mausefalle kommt. Der Assistent des Kommisars tippt scheinbar die ganze Zeit eine Art Protokoll des Gesagten mit. Deren Pointe die etwas an Shining und deren ständig wiederholten Satz "All work and play makes Jack a dull boy" erinnert, geht hier aber in eine etwas andere Richtung: Alle Seiten sind leer. Einer der Momente wo es "Onoff" langsamt dämmert, dass alles hier nicht das ist wonach es zunächst ausgesehen hat. Das erklärt auch dass er zwei ihm nahe stehenden Personen nicht telefonisch erreichen konnte. Er hat es letztendlich begriffen. Als ein Neuankömmling zum "Verhör" kommt schaut "Onoff" ihn an und der Kommissar sagt zu ihm "Er weiß es noch nicht. Du hast es ja auch nicht gewusst." Danach wünscht er ihm eine gute Reise.



    Dieser Film lebt also von einer Verschleierung dessen was tatsächlich vor sich geht. Wer solche subtile Täuschungen mag und am Ende überrascht werden will kommt hier voll auf seine Kosten. Eine lockere Unterhaltung für zwischendurch darf man sich von ihm nicht erwarten und das möchte er natürlich auch nicht sein. Depardieu und Polanski spielen ihre Rollen herausragend, dazu auch der übliche musikalische Qualitätsstandard von Ennio Morricone. Es gibt für mich dennoch einen kleinen Schwachpunkt, weswegen ich nicht die vollen 5 Sterne vergebe: Die prinzipiell sehr interessante Idee wurde vielleicht stellenweise zu sehr in die Länge gezogen. Die permanent wiederkehrenden Wutausbrüche "Onoffs" sollten wohl das Ganze auflockern und den Film aus der Monotonie reissen, aber sie bieten meiner Ansicht nach keinen Mehrwert zu dem eigentlichen Thema. Man hätte das gut auf 1 Stunde kürzen können, dann wäre es aber keine Filmlänge für Kinfofilme mehr gewesen.
    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Back to Top