Um Himmels Willen! Meisterregisseur Peter Jackson schockt mit "Der Hobbit Smaugs Einöde" ein bisschen seine bisherige Anhängerschaft und die Tolkiens gleich mit. Warum? Ist der Film schlecht? Gar langweilig? Im Gegenteil, "Smaugs Einöde" scheint mir eine Reaktion Jacksons auf die vollkommen überzogene Kritik am ersten Hobbit-Teil zu sein. Aus dem epischen Kino für Tolkien-Fans und solche die es werden wollen, ist Actionkino a la Harry Potter geworden. Leider übertreibt es Jackson dadurch mit dem Unterschieden zum Buch. Der Film fängt noch meisterhaft an, Azog jagt weiter die Gemeinschaft von Bilbo Beutlin, das sorgt für Spannung, doch dann ergeben sich erste Probleme,
Azog muss ein Herr für Sauron zusammen stellen und lässt sich bei der Zwergenjagd durch seinen schon weniger furchteinflößenderen Sohn Bolg ersetzen
. Doch die Ereignisse überschlagen sich bei Thorins Kompanie, Beorns Haus, der Düsterwald, Gandalfs Suche nach dem Nekromanten, der Kampf mit dem Spinnen, gute Szenen, die ich für tolkiengemäß halte. Doch dann folgt der Bruch. Der unfreiwillige Aufenthalt der Zwerge bei den Waldelben Thranduils hat Folgen.
Dessen Kriegerin Tauriel verliebt sich in den Zwerg Kili.
Jackson leistet in seinem Bestreben "Der Herr der Ringe" zu überbieten ein absolutes "No Go", Tolkien gibt sich Mühe, bereits die Beziehung zwischen Mensch und Elb(in) als besonders zu beschreiben, doch irgendwie ist doch die Beziehung zwischen Aragorn und Arwen nichts Besonderes mehr
, wenn es sogar Partnerschaften zwischen Elben und Zwergen gibt
. Aber ich will mich nicht stundenlang mit diesem ersten Ärgernis aufhalten, wo es doch noch ein zweites gibt: Den Elbenprinzen Legolas, der sein Herz an Tauriel verloren hat und sich in der Endlosschleife Kämpfe mit Bolgs Orktrupps liefert.
Besonders an der Fassflucht-Szene merkt man, dass die Schauscharmützel nur Zeit schinden sollen, sie tragen nichts zur Story bei und wer fürchtet sich nach 5 Mittelerdefilmen noch vor Orks, wenn in der Nähe immer 2 Elben die Monster im Sprung enthaupten oder andersweitig ins Jenseits befördern?
Etwas fängt sich der Film dann mit dem Aufenthalt in der Seestadt Esgaroth, hier bleiben im Gegensatz zum Buch Zwerge zurück, aber das kümmert nach dem "Tauriel-Kili-Patzer" niemanden sonderlich. Doch danach kommt ein Finale, das den Streifen, den die Jackson-Bande hier abgeliefert hat, wieder enorm "hoch zieht".
Man hat sozusagen eine Art "Konferenz" zwischen Kili, der im Wundfieber in Esgaroth liegt, Gandalf der Saurons Heer und Rückkehr in Dol Guldur sieht und Smaug, denn die Zwerge kommen nach einer überflüssigen "Wir sind ein Jahr gewandert, geben aber schnell auf, weil sich eine geheime Zwergentür nicht sofort öffnet, wenn wir ankommen!"-Szene an ihr Ziel. Bilbo führt zunächst eine Unterhaltung, die genau wie das Gespräch mit Gollum im Vorgängerfilm, etwas zu langatmig gerät, dafür sieht man aber einen toll animierten Drachen. Danach
knallen Jackson und "Weta Digital" noch einmal die ganze Effektpalette für einen Kampf der Zwerge mit dem Ungetüm heraus, Goldstatuen schmelzen, Thorin und Co fliegen mit Schwertern durch die Luft und rennen um riesige Essen herum,
bis Smaug entdeckt, dass der Trupp Unterstützung aus Esgaroth hat und wegfliegt um die Stadt zu vernichten, wo ein Mann namens Bard, der einzige, der im Stande wäre den Drachen aufzuhalten im Gefängnis sitzt. Ausgerechnet hier bricht der Film gemeinerweise ab, ein starker Cliffhanger, der dann doch irgendwie Lust auf mehr macht
. Ein Wort zum Soundtrack noch, denn dieser ist am weitesten vom HdR-Niveau entfernt. Die Musik dudelt immer vor sich hin, wenn vom Erebor gesprochen wird, Der Filmsong "I see fire" ist an und für sich ganz radiotauglich und schön, passt aber nicht so richtig in eine Fantasywelt. Hier ergibt sich das Problem von Smaugs Einöde, das ich jetzt im Fazit formulieren werde.
Fazit: Jackson schafft einen Mainstreamfilm mit spektakulärem Ende, der aber mit den 4 Vorgängerfilmen nicht mithalten kann. Mit dem Buch hat das Ganze nicht überragend viel zu tun, Tolkiens" Der Hobbit" wurde für meinen Geschmack doch etwas zu frei interpretiert.