Im Dezember war ich einer der ersten, der den lang ersehnten Nachfolger des ersten "Hobbit" Films sehen durfte. Wie ein kleines Kind freute ich mich auf die weiteren Abenteuer von Bilbo Beutlin und den Zwergen. " Eine unerwartete Reise" konnte 2012 nicht ganz meine hohen Erwartungen erfüllen, dennoch gelang Regisseur Peter Jackson ein launiger und sehr spaßiger Blockbuster. Gerade die aufregende und kurzweilige letzte Stunde des Films machte mir Hoffnung auf mehr Spektakel, und so konnte ich es kaum erwarten, das "Smaugs Einöde" endlich das Licht der Leinwand erblickt. Vor mir lagen also 161 Minuten bombastisches Mittelerde Kino, mit tollen Kulissen, Landschaften und Effekten. Eines vorweg. Ja, der Film ist grandios, pompös, düster und sehr Action geladen. Und scheinbar nahmen sich Jackson und sein Team die Kritik an Teil 1 sehr zu Herzen. Das bedeutet das die Schlagzahl und das Tempo deutlich höher sind, es gibt mehr Abenteuer und viele düstere Momente. Nur macht ihnen diesmal die Buchvorlage einen gewaltigen Strich durch diese Rechnung, und so ist " Smaugs Einöde" zwar ein herausragender Fantasy Blockbuster, jedoch kann das "Herr der Ringe" Meisterwerk Niveau wieder nicht erreicht werden.
Ist es reiner Kommerz aus einem 350 Seiten dünnen Buch drei sehr lange (3 Stunden) Filme zu machen? Nun, es scheint so. Da aber der Neuseeländische Star Regisseur bereits bei der Herr der Ringe Trilogie bewiesen hat, das sein Herz für Mittelerde schlägt, wollen wir ihm seine eigene Aussage mal glauben, wonach es einer so langen Laufzeit durchaus bedarf, um dem Buch und der Brücke zu den späteren Ereignissen gerecht zu werden. Doch betrachten wir das ganze mal objektiv. Das Kinderbuch "Der Hobbit" erzählt im Grunde nur die Geschichte von ein paar Zwergen, die gemeinsam mit dem Titel gebenden Bilbo Beutlin und dem Zauberer Gandalf ihre Heimat zurück erobern wollen und dabei einen Drachen töten müssen. Zwischendurch werden sie von Orks, Wald Elben und Riesen Spinnen gefangen genommen und müssen einige Gefahren hinter sich bringen. Doch viel mehr passiert im Grund nicht. Nachdem der erste Teil mit stolzen 171 Minuten nicht einmal die Hälfte der Vorlage abgedeckt hatte, setzt der Nachfolger also direkt am Ende von diesem an. Jackson hält sich diesmal nicht lange mit singenden Zwergen auf. In einem kurzen Rückblick erzählt er vom Treffen Gandalfs(wieder einmal Sir Ian McKellen "X-men") und Thorin Eichenschild( gut gespielt von Richard Armitage, "Captain America"), ihrem kennen lernen und schließlich den daraus resultierenden Entschluss , gemeinsam mit einem "Meisterhobbit"(Bilbo Beulin, wieder mal göttlich lustig gespielte von Martin Freeman) aufzubrechen um den Erebor zurückzuerobern. Die Farbgestaltung ist gleich zu beginn sehr dunkel und düster. Es regnet und der Ton ist deutlich rauer als zu Beginn von Teil 1. Nach einem kurzen Aufenthalt bei dem Pelzwandler Beorn(der eher unbekannte Mikael Persbrandt "Komissar Beck") geht es auch gleich hinein in den Düsterwald, wo zuerst eine Horde gefräßiger Spinnen und dann auch noch dunkle Waldelben lauern.. Die Sequenz mit den Spinnen ist sehr düster und zum Teil richtig Gruselig. Das Elbenreich ist dann eindeutig das Highlight des Films. Hier haben die Kulissen Bauer ganze Arbeit geleistet. Thranduill, der König jener Elben wird von Lee Pace("Lincoln") auf der einen Seite sehr graziös und schön, jedoch auch unnahbar und eitel dargestellt. Und eine völlig neue Figur wird eingeführt. Tauriel, gespielt von der schönen Evangeline Lilly("Real Steel"), hat im Buch keinen Auftritt und ist eine reine Erfindung von Jackson und seinem Team. Jedoch erweist sich ausgerechnet diese fesche Elbin als Glücksgriff für den Film. In bester "Arwen" Manier ist sie nicht einfach nur schön, sondern auch schlagkräftig und hat damit eine klasse Ausstrahlung. Sie schwebt durch die Baumwipfel, tötet dabei Orks fast im Minutentakt, und hat dabei immer noch Zeit dem Zwerg Filii(gespielt von Aidan Turner "City of Bones") schöne Augen zu machen. Das ist übrigens eine der schönsten Szenen des Films, wenn sie ihm vor den Kerkern im Mondschein von der Schönheit des Lichtes erzählt. Hier hatte ich richtige Gänsehaut, eine sehr poetische Szene. Diese aufkeimende Romanze missfällt jedoch dem Sohn von Thranduill, Legolas. Ja, richtig jener Legoglas aus früheren Herr der Ringe Zeiten, der ebenso im Buch eigentlich keine Erwähnung findet. Er ist größtenteils für den Action Part zuständig. Die Zwerge können nämlich mit Hilfe von Bilbo in ein paar Weinfässern fliehen, was zu einer der spektakulärsten Wildwasserfahrten in der Geschichte des Kinos führt. Da fährt die Kamera aus dem Wasser heraus an den Fässern entlang während die Zwerge von den sie verfolgenden Orks mit Pfeilen beschossen werden hüpft Legolas auf ihren Köpfen umher, und weicht im Moment des Kampfes noch gekonnt einem Baumstamm aus. Eine genial choreografierte, klasse gefilmte und sehr Actionreiche Wildwasser Verfolgung, bei denen die Zwerge mit Hilfe der beiden Elben entkommen können. Orlando Bloom("Fluch der Karibik") spielt solide seinen früheren Part ohne wirklich was zum Fortlauf der Geschichte beizutragen. Was man sicher auch von Gandalfs auskundschaften behaupten kann. Dieser trennt sich nämlich auf Zutun von Frau Galadrie(sehr kurz aber elegant wie immer Cate Blanchett"Blue Jasmine")l noch vor durchqueren des Düsterwaldes von der Gruppe um in den Festung Dol Guldur den Spuren des Nekromaten zu folgen. Dies ist sicher für alle Fans des Gesamtwerkes von Tolkien eine sehr interessante Nebengeschichte, hat jedoch mit der Hauptgeschichte nicht viel zu tun und bremst diesen immer wieder aus. Hier merkt man wieder deutlich die Aufteilung auf drei Teile. Nach der wilden Flucht mit den Fässern trifft die Gemeinschaft auf den Menschen Bard, der sie auf seinem Transport Schiff gegen Bezahlung nach Seestadt schmuggelt. Die letzte Etappe vor dem Erebor. Auch Seestadt sieht optisch natürlich vom feinsten aus, es erinnert ein wenig an eine kleinere Ausgabe von Venedig. In der Stadt selbst ist alles dreckig und sehr altmodisch. Inklusive eines schrulligen Bürgermeisters, kurz aber sehr gut gespielt von Stephen Fry ("V wie Vendetta"). Auch hier sind wieder einige Abenteuer zu überstehen ehe es zum finalem fight mit dem Drachen Smaug kommt.... Wenn Smaug dann zum erste mal auf Bilbo trifft erschaudert man. In seiner Einöde entbrennt ein Anfangs grandioses Wort Duell der beiden, was sich nach einiger Zeit jedoch zu sehr in den Dialogen verliert. Sicher, Smaug ist der Hauptteil dieser Geschichte, muss er doch vernichtet werden um den Berg zurückzuholen. Doch hier wird es dann ein wenig übertrieben und mit 45 Minuten Leinwand Zeit verliert sich das Majestätische, das ihn anfangs so beeindruckend macht....
Wie ist Smaugs Einöde also im Vergleich zu seinem Vorgänger? Naturgemäß ist der Film düsterer, hat mehr Tempo und klasse Schauwerte. Doch ein wenig geht der Charme und der Witz des ersten Teils im Action und Effekt Gewitter unter. Der Film ist natürlich trotzdem ein Mega Fantasy Film, die Kulissen,,Make up, Kostüme und die Darsteller sind perfekt verschmolzen und bieten die ganzen 161 Minuten lang ein spaßiges Kinovergnügen. Peter Jackson beweist einmal mehr, das er nicht nur auf Effekthascherei aus ist, er nimmt sich auch Zeit für seine Figuren, hier und da jedoch etwas zu viel wie beim erwähnten Smaug. Auch fehlt dem Mittelteil ein wenig das Finale und damit auch die Spannung. Die letzten 30 Minuten gibt es zwar sehr viel Action, in Seestadt fällt beispielsweise Bolg ein, der Orksohn von Azog, das ruft wiederum Tauriel und Legolas auf den Plan, die sich gegen Thranduils Willen auf den Weg machen um den Zwergen zu helfen. Auch der Kampf mit Smaug ist unterhaltsam, jedoch auch sehr langwierig. Und mit einem zu erwartenden Cliffhanger, der zwar gut getimt ist, jedoch nicht hätte sein müssen wenn der Film nur zwei Teile gehabt hätte.
Ich glaube, Jackson wäre durchaus ein Meisterwerk wie bei Herr der Ringe gelungen, die Entscheidung für Teil 3 ist zwar in gewisser Weise verständlich, jedoch nicht Notwendig. Hier wäre weniger mehr gewesen. Und es wird spannend zu sehen, wie aus den wenigen Seiten des Buches die noch übrig sind noch mal ein drei Stunden Film werden soll. Hier lasse ich mich gerne überraschen.
Fazit: Der Hobbit „ Smaugs Einöde“ ist Fantasy Kino auf sehr hohem Niveau. Der Film ist spannend, visuell Einzigartig in seinem Detailreichtum und hat mehr Action und Abenteuer als Teil 1. Die Problematik der Ausdehnung auf drei Teile besteht jedoch weiterhin und bremst die Geschichte immer wieder aus, und ein wenig fehlt hier und da der Charme des Vorgängers.Für mich persönlich etwas besser als "Eine unerwartete Reise", aber nicht viel!