Kurzkritik:
"Most entertaining movie, where nobody has a clue what's going on."
Mit diesem kurzen Slogan, titulieren zurzeit einige Adam McKays "The Big Short", der unter anderem als Bester Film bei den Oscars nominiert wurde. Und tatsächlich ist die Adaption von Michael Lewis' Buch ein Sammelsurium aus Fachbegriffen der Finanzpolitik um SWAPs, CDOs etc., die einem vor allem mit fortschrittlicher Spielzeit einiges an Kopfzerbrechen bereiten kann. Nichtsdestotrotz weiß McKay um den Unwillen der Meisten, ein BWL – Studium ab(zu)schließen (zu müssen).
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Seine Protagonisten brechen ähnlich DiCaprio's Belfort aus "Wolf of Wall Street" die vierte Wand, um dem Zuschauer einen Überblick zu geben. Reißen ihn kumpelartig runter, um ihm häufig per Du mitzuteilen "guck mal, was ich versteh und du aber überhaupt nicht". Die Arroganz der Bänker unterläuft McKay dabei aber trotzdem ganz lässig, um dem durch die Finanzkrise 08 wahrscheinlich eh schon gebeutelten Zuschauer nicht komplett vor die Schienbeine zu treten. "Verurteilt mich doch" – sagen Sie doch und bieten ihnen dank sarkastisch- ironischen Ausläufern und einer Reihe an verbalen "Fick dich" – Entgleisungen die Chance, selbst zu erkennen, wann die Scheiße gerade wirklich am Dampfen ist.
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So schwierig und fachgesimpelt das von Charles Randolph/McKay verfasste Drehbuch nunmal ist, umso effektiver lotet der Film seine sonstigen Möglichkeiten aus. Wie den zeitlich passenden und nicht selten augenzwinkernden Zeitkolorit – Collagen, die mit schneller Schnitttechnik und poppiger Musik für Entspannung sorgen. Oder den vereinfachten Erklärungen der Begriffe des Finanzsektors – ob durch sarkastisch-erdachte Wörterbucheinblendungen oder Exkursen in die Finanzwelt durch vermeintlich einfach gestricktere Personen wie Margot Robbie im Schaumbad oder Popsternchen Selena Gomez am BlackJack – Tisch.
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Der Cast ist groß und sitzt, allen voran der psychisch labile Christian Bale oder der autoaggressive Steve Carell, der seine Karriere im Ernsthaftigkeitsbetrieb immer mehr ans Laufen zu kriegen scheint.
Fazit: "The Big Short" bleibt nah dran an der modernen Kapitalismuskritik und erlässt dem Zuschauer letztlich trotzdem das Urteil ("Ich hab nie gesagt, dass ich der Held bin. Verklagen Sie mich!").
Verschlagen, bitterböse und bei seiner Charakteristik auch schonmal selbstgerecht, wenn man auf einmal mit einem dieser skrupellosen Bänker um seinen Bruder mittrauern muss, ist es schwer möglich, diese Satire nicht zu bewundern. Um seine Ehrlichkeit, sowie Dreistigkeit, in weiten Teilen unverständlich zu sein. Um den guten Willen wie der deprimierenden Hoffnungslosigkeit und düsteren Prognose für die Zukunft. Und nicht zu guter Letzt wegen seiner Machart: Bissig, witzig, unterhaltsam – ein starker Film.