Mein Konto
    Der Super Mario Bros. Film
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Der Super Mario Bros. Film

    Der Film, auf den die Fans seit mehr als 40 Jahren gewartet haben!

    Von Christoph Petersen

    Der Stachel muss ganz schön tief gesessen haben. Anders ist es jedenfalls kaum zu erklären, warum Nintendo nach dem Live-Action-Superflop „Super Mario Bros.“ von 1993 stolze 30 Jahre gewartet hat, um mit dem wohl bekanntesten Videospielhelden des Planeten einen zweiten Anlauf in den Kinos zu unternehmen. Da hat das japanische Studio viele Millionen, wenn nicht gar Milliarden an potenziellen Einnahmen einfach so liegen lassen. Nun aber ist es endlich so weit: In Zusammenarbeit mit dem „Minions“-Studio Illumination Entertainment kommt „Der Super Mario Bros. Film“ – und dass das Animations-Abenteuer angesichts der ungebrochenen Beliebtheit des Brooklyner Klempners ein globaler Megahit wird, war schon lange vor dem Kinostart so sicher wie Marios finaler Sieg über Bowser.

    Wohl deshalb ist das Filmteam um die Regisseure Aaron Horvath und Michael Jelenic – anders als bei der unerklärlich-wahnwitzigen ersten Verfilmung – diesmal auch keinerlei Risiko eingegangen: „Der Super Mario Bros. Film“ bombardiert sein Publikum eineinhalb Stunden lang ununterbrochen mit Bildern, Tönen und Mechaniken, die es in der mehr als vier Jahrzehnte umfassenden Mario-Geschichte (seinen ersten Auftritt hatte der Schnurrbartträger bereits 1981 im Arcade-Klassiker „Donkey Kong“) bereits kennen und lieben gelernt hat. Kaum eine Sekunde, in der es zumindest bei Fans nicht „Ding!“ macht und man sich an einen anderen wohligen Moment seiner ganz persönlichen Nintendo-Historie erinnert fühlt. Das allein kann sehr wohl einen richtig tollen Kinoausflug ausmachen – nur für einen richtig guten Film, da hätte es vielleicht noch ein wenig mehr gebraucht.

    Mario guckt mal wieder in die Röhre!

    Der Klempner Mario (Stimme im englischen Original: Chris Pratt) und sein jüngerer Bruder Luigi (Charlie Day) sind bereit, alles auf eine Karte zu setzen: Nicht nur haben sie ihre Jobs gekündigt, um eine eigene Klempnerei zu eröffnen, sie haben auch alle ihre Ersparnisse in einen selbstgedrehten TV-Werbespot gesteckt, der aber vielleicht nicht ganz so geeignet ist, neue Kundschaft ranzuschaffen. Aber dann steht plötzlich ganz Brooklyn unter Wasser – und die Klempner-Brüder sehen ihre Chance gekommen, ganz New York zu beweisen, was sie wirklich draufhaben. Nur erweist sich das grüne Rohr in der Kanalisation …

    … als ein magisches Portal, das die Brüder in eine fremde Welt teleportiert: Während Luigi im Dunkelreich und damit schließlich in den Fängen des bösen Bowser (Jack Black) landet, schlägt Mario unsanft im Pilz-Königreich auf, wo er zunächst auf den hilfsbereiten Pilz-Abenteurer Toad (Keegan-Michael Key) und wenig später auch noch auf die schlagfertige Prinzessin Peach (Anya-Taylor Joy) trifft. Gemeinsam macht sich das Trio auf, um im Dschungel-Königreich den Affen-Anführer Cranky Kong (Fred Armisen) davon zu überzeugen, mit seiner Armee Peach und ihren Pilzen bei der Verteidigung gegen Bowser und sein mit einer Koopa-Armee bestücktes Kriegs-Luftschiff zur Seite zu stehen…

    Pass auf, der steht gleich wieder auf!

    Es fühlt sich erstaunlich gut an, dass Mario und Luigi zwar neu in dieser Welt sind, man sie als Nintendo-Spielender aber schon vor dem Schauen des Films wie seine eigene Westentasche kennt: Wenn sich der jüngere Bruder wie Bolle darüber freut, gerade einen Skelett-Koopa besiegt zu haben, dann weiß das Publikum natürlich, dass die untote Schildkröte gleich wieder auferstehen wird – das ist schließlich in den Videospielen genauso. Ähnliches gilt für den „Mario Kart“-Abschnitt, wenn die blaue Schildkröte abgefeuert und selbstverständlich direkt den „führenden“ Wagen ins Visier nehmen wird. Auch wenn Nintendo diesmal anders als beim ersten Film sehr, sehr nah an der Produktion beteiligt war, ist es fast schon unheimlich, wie exakt die Macher*innen die Elemente der Videospielvorlagen treffen. Das gilt längst nicht nur für die Mechaniken – auch jedes Geräusch und jeder Musikeinsatz ist so perfekt gesetzt, dass der Nostalgienerv des Publikums quasi unter Dauerbeschuss genommen wird.

    Um mehr als 40 Jahre Videospielgeschichte (gefühlt komplett) in knackige 92 Minuten hineingepresst zu bekommen, braucht es allerdings ein Affentempo – und mit dem rast der Film dann auch durch seinen rudimentären Plot. Aber während die Story tatsächlich gar nicht so wichtig ist, bleibt leider auch für die Charakterentwickelung nur wenig Zeit. Man liebt „Der Super Mario Bros. Film“, weil man die Figuren und Welten schon vorher geliebt hat – und der Film diese bestehende Liebe mit all seinen Zitaten und Easter Eggs einfach gnadenlos-effizient anzapft. Das funktioniert als regelrecht orgiastischer Fanservice durchaus – nur dass jemand durch den Film zum großen Mario-Fan wird, der die Figur vorher noch nicht kannte, scheint da eher unwahrscheinlich. Dafür sind die zwei, drei Gags des Helden dann doch nicht lustig genug – und die eigentlich zentrale Brüderliebe bleibt in der Leinwandversion ebenfalls eher Behauptung.

    Erzfeind Bowser ist im „Der Super Mario Bros. Film“ ganz besonders mies drauf.

    Was die – reichlich vorhandene! – Action angeht, überzeugen vor allem jene Sequenzen, die möglichst nah an die Spiele angelehnt sind. Normalerweise ist es ja ein regelrechtes Schimpfwort, wenn man schreibt, dass die Action in einem Film „videospielartig“ sei. Aber im Fall von „Der Super Mario. Bros Film“ schaffen es die Verantwortlichen tatsächlich, die Videospielmechaniken – vom Sprung gegen den Fragezeichenblock bis zum Eintauchen in die grünen Röhren – so auf die Leinwand zu bringen, dass sie nicht nur einen extremen Wiedererkennungswert aufweisen, sondern auch eine mitreißende Dynamik entwickeln. Nur zum großen Finale hin verschiebt sich die Action immer mehr von klar lesbaren Level-Zitaten hin zu einem reinen Chaos-Overkill – da geht dann nicht nur die Übersicht, sondern auch ein wenig der Spaß verloren.

    Ähnliches gilt auch für den Humor: Gleich zu Beginn sollen die Klempner-Brüder eigentlich nur einen tropfenden Wasserhahn reparieren, verscherzen es sich dann aber mit dem Hund des Hauses so sehr, dass das Ganze schließlich in einer nahezu vollständigen Zerstörung des luxuriösen Badezimmers mündet. In dieser Szene gibt es nicht nur einige wirklich gelungene Spielereien mit der Kamera-Perspektive, sondern auch punktgenaue Slapstick-Momente. Aber mit der Ankunft im Pilz-Königreich geht der Humor-Anteil immer weiter zurück, was auch daran liegt, dass die Zitate in „Der Super Mario Bros. Film“ anders als etwa im Pixar-Konkurrenten „Ralph reichts“ nur selten eine zweite Ebene haben. Die Elemente aus den Spielen werden im Film eben nicht auf überraschende Weise eingesetzt, sondern in aller Regel genauso, wie man es nach den Spielen erwartet. Mario Barth würde wohl sagen: „Kennste, kennste?“

    Fazit: „Der Super Mario Bros. Film“ bietet zwar nur einen minimalen Plot, aber dafür einen maximalen Wiedererkennungswert! Zumindest im Hirn von Nintendo-Fans wird hier quasi im Sekundentakt und ohne Umwege das Belohnungssystem angesteuert, weil man in so ziemlich jeder Einstellung Figuren, Welten, Geräusche, Mechaniken oder Musikstücke entdeckt, die einem aus einem der zahlreichen Mario-Spiele unweigerlich im Kopf hängengeblieben sind. Alle anderen bekommen hingegen ein hyperaktives Action-Abenteuer, bei dem die Story und streckenweise leider auch der Humor enttäuschend kurz kommen.

     

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top