JURASSIC WORLD 3
Am 08. Juni 2022 kam „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ als dritter und letzter Teil der Jurassic World-Reihe raus. Wie bei den beiden vorherigen Teilen führte Colin Trevorrow wieder Regie. An den Kinokassen war der Film ein ziemlich großer Erfolg, was zu erwarten war, aufgrund der Zusammenführung des alten und neuen Casts. Doch bei den Kritikern gab es eher wenige lobende Worte für diesen Film.
Generell ist die Jurassic World Reihe bei Kritikern sehr unbeliebt. Ich finde ja, dass Teil 1 ein doch recht guter Film war, Teil 2 hingegen war eine Katastrophe. Da können sich die Kritiker aber nicht erlauben, auch das hier wieder in Grund und Boden zu stampfen. Ist es also gerechtfertigt, dass dieser Film so schlecht wegkommt ?
Dazu sollte zuerst noch die Handlung klar sein. Die Dinosaurier befinden sich in den Städten, sie sind allgegenwärtig. Wirklich schlimm sind hier die Heuschreckendinos, das sind Dinos, die Heuschrecken ähneln. Doch dann gibt es ein ganz anderes Problem. Masie wird entführt, die adoptierte Tochter von Owen und Claire, ein geklontes Kind. Wie sie geklont wurde, wird später aufgelöst. Die Spuren führen zu einer Genetikfirma, die ein riesiges Dinoreservat in den italienischen Alpen errichtet hat. Dort kommen Owen und Claire hin, aber auch Dr. Sattler und Dr. Grant, die von Dr. Malcolm eingeladen wurden. Der Chef der Firma, Dr. Lewis Dodgson, ist der Antagonist des Films, er will die weltweite Landwirtschaft beherrschen. Dann nimmt der Film seinen lauf in einer erwarteten Richtung. Sachen, die hier jetzt nicht erklärt werden konnten, werden im Film aber leicht verständlich.
Die Schauspieler der Figuren sind alle gleich geblieben, was eine sehr gute Idee gewesen ist. Hat man vorher die anderen Filme nicht gesehen, sollte man sich den Film eher nicht ansehen, da Zusammenhänge unklar wären.
Doch nun zur Kritik. Es wurde ja groß angekündigt, dass die Dinos nun in den Städten sind, praktisch die Welt einnehmen und unsicher machen. Was erwartet man da ? Richtig, unsere Helden versuchen gemeinsam, die Dinos wieder einzufangen. Da gibt es Crewzusammenhalt, viele Dinos und ein richtig tolles Abenteuer. Ach ja, was hätte man hier für einen tollen Film drehen können ?
Und in der Einleitung des Films, in dem auch schon die großartige Musik von Michael Giachino zu hören ist, der in letzter Zeit wirklich wieder ziemlich groß wird, bekam der Zuschauer schließlich auch Nachrichtensendungen zu sehen, die die Bilder zeigten, welche das Problem der Dinosaurierbevölkung aufzeigten. Da wurde man doch perfekt auf dieses Problem noch einmal eingestimmt und in die Erwartung eines tollen Filmes gebracht.
Doch daraus wurde ja nichts. Stattdessen geht es eben wieder um einen Genetikkonzern, der ein dunkles Spiel treibt, es geht um das Klonmädchen Masie, die ziemlich schlecht von Isabella Sermon verkörpert wird, und natürlich geht es um Dr. Henri Wu, allerdings steht dieser nicht im Zentrum.
Es wurde eine so vielversprechende Story, für die alles bereit war, die ja sogar eingeleitet wurde, nicht verwendet. Warum ist unbekannt.
Aber es hilft ja nichts. Stellt sich nun die Frage, wie der Film sonst so ist.
Es gibt wahnsinnig viele negative Sachen. Am Allerschlimmsten, ach was, am Lächerlichersten ist Owen Gready´s Handbewegung. In Teil 1 hat es mir gefallen, dass Owen Raptoren trainieren konnte und sie mit seinen Handbewegungen kontrollieren konnte. Das klappte aber eben höchstens bei Raptoren, wenn überhaupt.
In diesem Film hebt Chris Pratt immer schützend die Hand, wenn er von einem Dino angegriffen wird. Tut er das, tun ihm die Dinos nichts mehr.
Das hat nichts mit Training und Realismus zu tun. Dass eine Handbewegung bei einem Tier ausreicht, welches vor mehr als 65 Mio. Jahren gelebt hat, um es komplett zurückzuhalten, ist ein riesengroßer Schwachsinn. Owen ist damit zu einer Art Superheld geworden, was nicht in einen Jurassic Park/World Film passt. Denn dadurch ist die komplette Spannung weg. Wenn Chris Pratt da ist, kann nichts passieren.
Und dann gibt es Logiklücken, massig. Alle aufzuzählen, würde wirklich mit genauer Erklärung mehr als eine Seite einnehmen. Daher wird nun einfach die schlimmste beschrieben. Als ich diese Szene gesehen habe, musste ich wirklich laut loslachen.
Chris Pratt und ein Kumpane flüchten vor zwei Raptoren. Das macht zwar keinen Sinn, da Pratt ja seine Handbewegung machen könnte, aber sei´s drum. Jedenfalls schnappen sich die Raptoren dann den Kumpanen und reißen ihn auf den Boden, wo sie ihn verspeisen. Genau dann bleibt Chris Pratt stehen, um erst einmal zu verschnaufen und seine Freunde anzurufen. Während gerade ein Meter neben ihm zwei Raptoren sind, die auch ihn jederzeit auffressen könnten.
Dann gibt es den alten Cast. Als Laura Dern auf Sam Neill trifft, sind beide sehr verlegen. Sie hatten eben schon immer Gefühle füreinander. Dr. Sattler will ihren Kollegen dann überreden, zu der Genetikfirma mitzukommen, da diese die Dinos ausnutzt. Weil Grant nichts mehr damit zu tun haben will, sagt er „Nein.“ Sattler beharrt darauf und direkt dann ist er dabei. Wow, wie unglaublich schwierig diese Entscheidung war.
Ein weiterer wichtiger Punkt, sind die Dinos, das Herz, ja das Wichtigste an der Liebe zu Jurassic Park/World. Doch spielen die Dinos überhaupt noch eine wichtige Rolle ?
Sicher, sie sind da und nicht unwichtig. Doch es wird überhaupt nicht mehr auf sie eingegangen. Es gibt keine Liebe mehr zu ihnen, auch Blue ist fast den ganzen Film nicht mehr da, um seine Freundschaft mit Owen Grady zu unterstreichen.
Es geht nur noch um unsere Charaktere. Blue´s Baby muss gerettet werden, ja. Doch das ist wirklich der einzige emotionale Dino-Charakter. Ansonsten flüchten unsere Helden vor bösen Dinos, die nichts tun, als sich ihnen in den Weg zu stellen.
Dieser Film ist mehr Action als Dinos. Viele haben es gesagt, und es stimmt: Die Szenen in Malta sind wie in Fast & Furious. Plus unsere bösen Dinos, die einfach nur jagen. Man kann das gar nicht richtig beschreiben, so wahnsinnig erscheint es in einem Jurassic Park/World Film. Wer das noch nicht gesehen hat, sollte es sich anschauen.
Auch sonst gibt es noch einzelne schlimme Sachen. Doch es wird nun nicht mehr genauer beschrieben, wie Claire schneller als ein Raptor laufen kann oder wie das Potenzial verschenkt wurde, dass der Antagonist Dodgson schon in „Jurassic Park“ vorgekommen ist und Dennis Nedry bestochen hat.
Stattdessen ist die Frage nach dem Schauspiel wichtiger. Und hier beginnt das Positive.
Chris Pratt spielt wirklich gut und holt noch das Beste aus seiner Figur heraus, die in Jurassic World 1 einfach viel besser war. Auch Bryce Dallas Howard spielt nicht schlecht, doch auch ihre Figur war katastrophal. Wie gesagt war Isabella Sermon nicht überzeugend.
Doch dann gibt es den alten Cast. Leider war Laura Dern schauspielerisch gar nicht mal auf einem so hohen Level. Sam Neill zeigt da, dass es besser geht. Doch der beste Schauspieler der drei ist immer noch Jeff Goldblum, der auch hier wieder fantastisch und einfach witzig ist. Er ist für mich der Einzige gewesen, dessen Witze lustig waren. Generell war es toll, den alten Cast wieder bewundern zu dürfen.
Überraschend gut war die Figur des Dr. Henry Wu. B.D. Wong macht schauspielerisch auch einen sehr guten Job. Doch diesmal wurde seine Figur wirklich gut dargestellt und geschrieben, es ist interessant, ihm zuzuhören.
Was überraschend ist, sind die Dinos. Statt übertriebenem CGI sahen sie diesmal viel besser aus, als in Jurassic World 2.
Etwas seltsam war es mit den Landschaften, teilweise übertriebener Greenscreen, teilweise richtige Bilder von echten Schauplätzen. Da stellt man sich schon die Frage: Warum nicht die ganze Zeit richtige Schauplätze ?
Auch cool sind die Easter Eggs, also die Parallelen zu vorherigen Teilen, die da z.B. Jeff Goldblum mit einer Leuchtfackel (Jurassic Park) oder Dodgson mit Dinoserum („ „). So etwas erinnert einen zurück und bringt Nostalgie, was schön ist.
Zudem gibt es manchmal echte Szenen, die einen erschrecken. Das funktioniert aber natürlich nur im Kino, wie viele andere Szenen auch. Einmal sind unsere Protagonisten z.B. in einer Mine, als urplötzlich ein Dino schreiend vor ihnen steht und die Fackel ihn düster erscheinen lässt.
Wie ist dieser Film also nun zu bewerten ?
Es ist Popcornkino. Die Schauspieler sind gut, besonders Chris Pratt, Jeff Goldblum, B.D. Wong und Sam Neill. Es gibt wilde Szenen mit teilweise echtem Erschreckungswert, der leichten Horror mit hineinbringt. Durch den alten Cast und Einspielungen der alten Jurassic Park Theme, sowie den Easter Eggs gibt es unfassbar viel Nostalgie, was man dem Film wirklich anrechnen muss.
Außerdem ist auch die neue Musik von Michael Giachino einfach nur großartig.
Doch dann gibt es die vielen Logiklücken, einen unbedrohlich wirkenden Antagonisten, Fast & Furious mit Dinos, die überhaupt keine Emotionalität mehr versprühen, verschenktes Potenzial mit der Story, mal wieder eine Genetikfirma und natürlich…
… kaum Spannung, wenn Chris Pratt dabei ist, da er ja seinen Move machen kann.
Im Kino ist dieser Film schon noch bei 6 bis 6,5 von 10 Punkten. Zuhause gäbe es manche positive Aspekte längst nicht mehr so hochstehend, da er dort nur bei 5 von 10 Punkten wäre. Man sollte diesen Film also nicht so schlecht bewerten, wie es die meisten Kritiker getan haben. Für Fans gibt es Nostalgie und Popcornkino, aber keine Dino-Emotionen.