Nachdem hier auf Filmstarts von Julius Vietzen eine vernichtende Kritik über Black Adam zu lesen war, habe ich tatsächlich überlegt, ob sich ein Kinobesuch überhaupt lohnt. Letztendlich habe ich mir dafür entschieden und wurde tatsächlich auf ganzer Linie enttäuscht - allerdings nicht von dem Film sondern Vietzens Einschätzung!
Der Film startet mit einer Rückblende, wo das versklavte Volk der Kahndaq von Ihrem Champion (Black Adam) befreit wird. Die Erzählung ist technisch gut umgesetzt und stimmig erzählt. Diese Erzählung ist auch absolut notwendig für das Verständnis der Story und bereitet noch dazu ganz subtil einen filmübergreifenden Storybogen vor, der erst fast am Ende überraschend zu Ende geführt wird und direkt mit Black Adam und seinen Motiven zu tun hat. Bis dahin 5 von 5 Sternen - wirklich gelungen mit guter Dramaturgie!
Wir springen in die Gegenwart und wieder leidet Kahndaq unter Unterdrückung, diesmal in Form von einem tyrannischen Verbrechersyndikat namens Intergang. Der Champion von damals ist verschwunden und nur noch eine Legende und die Welt kümmert sich nicht um das unterdrückte Volk. Der Ruf nach einem Helden wird immer lauter und so ist es fast schon eine Notwendigkeit, das Black Adam nach tausenden von Jahren erneut auf die Bühne tritt und die Sache in die Hand nimmt. Und genau das tut Dwayne Johnson auch. Ganze Armeen mit schweren Gerät werden in einem bombastischen CGI-Gewitter dahingemetzelt, wobei Johnson eine - seiner Filmfigur entsprechenden - verachtende Arroganz und Beiläufigkeit ausstrahlt. Besser geht es nicht! Auch sehr gefallen hat mir an dieser Stelle der Soundtrack, der stimmig von epischen Choralen zu den Rolling Stones wechselt. Dabei ist der Titel "Paint in black" fast schon Programm! Meiner Meinung nach immer noch 5 von 5 Sternen.
Da Black Adams Auftauchen nicht nur in Kahndaq Aufsehen erregt sondern - ähnlich wie damals Superman - international Besorgnis auslöst. Schickt man eine Heldentruppe los, um nach dem Rechten zu sehen. Hier kommt die Justice Society ins Spiel. Da der geneigte Zuschauer diese nicht aus anderen Filmen, Serien oder Comics kennt bzw. kennen muss, erfolgt eine kurze Vorstellung der Helden, die geschickt in die Handlung eingebunden wurde. An dieser Stelle hätte ich mir als Comicfan doch eine etwas bekanntere Truppe gewünscht - aber das ist nur ein persönlicher Wunsch. Die Truppe finde ich nur teilweise gelungen. Während Atom Smasher und Tornado etwas blass bleiben, punkten Pierce Brosnan als Dr. Fate und Hawkman. Wobei mir bei Hawkman im Design der Helm ein wenig zu aufdringlich war aber das ist Geschmacksache. 3/5 Sternen für die Justice Society.
Es kommt wie es kommen muss und die Helden prügeln aufeinander ein. Alles sehr gut gemacht, hier und da ein paar zündende Gags, bei denen man sich wirklich zusammenreißen musste, um nicht laut loszuprusten und technische sehr gute Umsetzung mit zeitgemäßen Special-Effects. Hier wieder 5/5 Sternen - hätte ich im Anschluss am liebsten noch einmal gesehen :-)
Neben der Heldenauseinandersetzung kommt noch ein weiterer übergeordneter Bösewicht ins Spiel, der auch schon in der Vergangenheit Kahndaqs eine Rolle spielte. Hier gibt es in der Storyline doch ein paar Längen und einige hölzerne Dialoge der Nebendarsteller. 3/5 Sternen für die Umsetzung, wobei die Story an sich gut ist (4/5 Sternen).
Über den ganzen Film hinweg dominiert Dwayne Johnson allein schon mit seiner körperlichen Präsenz und zeigt konsequent die schon beschriebene Arroganz eines überlegenen gottgleichen Wesens - und genau das erwarte ich bei einem Film, der immerhin Black Adam heißt. Teilweise kam ein wenig Terminatorfeeling auf, denn Johnson stolpert etwas unbeholfen durch die ihm unbekannte Welt und sorgt so für die eine oder andere komische Situation - ganz wie Schwarzenegger im "Tag der Abrechnung". Nur am Ende bröckelt diese Fassade und es kommt ein hinter der Arroganz versteckter vielschichtiger und vom Schicksal gezeichneter Charakter Black Adams zum Vorschein. Einen großen Beitrag leistet dazu eine schon ganz am Anfang vorbereitete Wendung (die ich hier aber nicht verraten möchte). Gute Idee, gut umgesetzt! Top! Letztendlich muss sich Black Adam entscheiden, ob ihm die Normalsterblichen wirklich egal sind oder er ein Held sein will - hört sich nach Klischee an, ist es auch aber braucht man bei einem Antihelden wahrscheinlich immer in irgendeiner Form.
Nachdem ich zwischenzeitlich schon Angst hatte, dass der Film zu Ende ist und mit einem Riesenspoiler eine Fortsetzung teasert, geht es aber doch weiter mit einer epischen Endschlacht. Hier geht dem Film dann leider etwas die Puste aus, denn das Finale kann die initiale Superheldenschlägerei zwischen Adam und der Justice Society nicht wirklich toppen und so geht der
tragische Tod eines der Protagonisten leider
etwas unter und der Oberbösewicht ist zu einfach besiegt. Das Finale bekommt daher nur 3,5/5 Sternen.
Fazit: Durchweg solide Superheldenaction, die sowohl unbedarfte Zuschauer als auch Comicfans auf ganzer Linie bedient. Die negative Kritik auf Filmstarts kann ich an keiner Stelle nachvollziehen und gebe deshalb gute 4 von 5 Sternen. Im direkten Vergleich zum letzten Thor-Film von Marvel um Längen besser - manchmal ist ein wenig Ernsthaftigkeit besser als Slapstick!