Mit „Sex Education“ hat Emma Mackey einen riesigen Netflix-Hit in ihrer Vita stehen. Auf der großen Leinwand konnte die Schauspielerin diesen Erfolg bislang allerdings nicht wiederholen: So wurde sie zwar oftmals als eines der besten Elemente in „Tod auf dem Nil“ bezeichnet, jedoch wurde der Film insgesamt durchwachsen besprochen – und finanziell gilt er als Enttäuschung.
Das Drama „Emily“ über die gefeierte Schriftstellerin Emily Brontë sorgte in den Kinos sogar für noch weniger Aufsehen. Allerdings schnitt das bislang wenig beachtete Biopic bei der Presse deutlich besser ab: Laut Rotten Tomatoes sind sagenhafte 90% der Kritiken zum Film positiv – und im deutschen Feuilleton überschlug man sich teils vor Lob. „Emily“ ist ab sofort fürs Heimkino erhältlich und kann somit endlich auf DVD und Blu-ray sowie im Stream (neu) entdeckt werden.
Obwohl sich das Drama auch Filmfans erschließt, die noch nie etwas von Emily Brontë gelesen haben, wirkt es bei Kenntnis ihrer Arbeit selbstredend anders. Das für „Emily“ bedeutsamste Werk ist der Roman „Sturmhöhe“, den ihr beispielsweise bei Amazon als Taschenbuch*, Hörbuch* und E-Book für Kindle* findet.
"Emily": Tragik, Sinnlichkeit und Schönheit formen eine Literaturrebellin
Pfarrerstochter Emily Brontë (Emma Mackey) wächst im ländlichen Yorkshire auf und eckt mit ihrer rebellischen Art unentwegt an. Daher flüchtet sie sich wiederholt in Fantasien und die Sehnsucht, kreativ tätig zu sein. Doch zunächst werden die Geschichten, die sich Emily mit ihren Schwestern ausdenkt, bloß verlacht. Als der neue Hauslehrer William (Oliver Jackson-Cohen) Verständnis für Emilys Wesen zeigt, entwickelt sie Gefühle für ihn – doch auch ihm wächst die Fantasie der Rebellin alsbald über den Kopf...
Was daraus folgt, ist eine Tragik, Sexualität und Glücksgefühle vereinende Geschichte über eine komplexe Persönlichkeit: Emily Brontë ist zugleich Familienmensch und Eigenbrötlerin, ebenso wie sie von rebellischem Geist und stillem Naturell ist. Regiedebütantin Frances O'Connor wird dem gerecht, indem sie in ihrem Kostümdrama sowohl auf schwere, große Gefühle wie auf Leichtigkeit setzt.
Außerdem ist die von O'Connor geschriebene Geschichte voller kreativer Freiheiten – doch in den Kritiken zum Film wurden diese nahezu einhellig als findiger Weg gelobt, um der Essenz Brontës näher zu kommen. Mackeys nuanciertes, intensives Spiel und die nebelig-idyllische Bildsprache des Dramas werden ebenso sehr positiv herausgestellt.
Und wer weiß, vielleicht ist das Drama „Emily“ dank seiner Zugänglichkeit und seines Unterhaltungsfaktors eine effektive Möglichkeit, um eine neue Generation über Brontë aufzuklären? Denn die Young-Adult-Erotikromanzen der „After“-Reihe sind rappelvoll mit Brontë-Zitaten – jedoch zumeist kontextlos: Die „After“-Hauptfiguren lassen fast durchweg die Mehrdeutigkeit Brontës außen vor, und missdeuten ihre Zeilen daher wiederholt in einer naiv-pathetischen Weise.
Wer Brontës Texte also aufgrund dessen, wie sie von Tessa und Hardin in der „After“-Saga zitiert werden, als platte Schmacht-Autorin betrachtet, sollte vielleicht mit „Emily“ cineastisches Gegengift zu sich nehmen.
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