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    "Breaking Bad": Das ist der wahre Hintergrund einer der kontroversesten Folgen
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Pascals Lieblingsserien sind „The Wire“ und „Sons Of Anarchy“. Bei "Hör mal wer der hämmert" und "Eine schrecklich nette Familie" bleibt er aber auch regelmäßig hängen.

    „Breaking Bad“ zählt zu den beliebtesten TV-Serien der letzten Jahre. An einer Episoden scheiden sich jedoch die Geister. Und dass diese so gedreht wurde, hatte nicht nur künstlerische Hintergründe...

    AMC

    Wer „Breaking Bad“ gesehen hat, wird sich wohl noch sehr genau an die Phase in Staffel 3 erinnern, in der sich die Konflikte langsam verdichten sollten. Wie wird es mit Hank (Dean Norris), Jesse (Aaron Paul), Walt (Bryan Cranston) und Gus (Giancarlo Esposito) weitergehen? In Folge 10 („Die Fliege“) gab es dann für viele Zuschauer*innen aber einen herben Dämpfer, denn die ganze Episode drehte sich einzig und allein darum, Jesse und Walt dabei zu beobachten, wie sie eine Fliege in ihrem Meth-Labor zu fangen versuchen.

    Die ganze Explosivität, die die dritte Staffel „Breaking Bad“ in den vorherigen neun Episoden aufgebaut hat, kam also augenblicklich zum Erliegen. Im Fernseh-Jargon firmiert so etwas unter dem Begriff „Bottle Episode“. Damit ist eine Folge gemeint, die schnell gedreht werden kann und nicht viel Budget in Anspruch nimmt, da nur wenige Bühnenbilder und Schauspieler*innen zum Einsatz kommen.

    Normalerweise werden solche Episoden gedreht, wenn das Geld knapp wird, aber noch eine Folge umgesetzt werden muss. Oftmals wird für einen solchen Fall ein absurdes Szenario erfunden, in dem einige der Charaktere für die gesamte Dauer der Episode feststecken. Verwendung findet dabei auch immerzu eines der Hauptsets, um weitergehend Kosten zu sparen. Im Falle von „Breaking Bad“ kam das aber nicht sonderlich gut an – und die Folge ist mit einer immer noch starken IMDb-Durchschnittsbewertung von 7,8 von 10 die am niedrigsten bewertete.

    Deswegen haben Walt und Jesse eine Fliege gejagt

    Wie „Breaking Bad“-Schöpfer Vince Gilligan im Interview mit The A.V. Club damals verraten hat, haben bei der Folge „gewisse finanzielle Realitäten“ eine Rolle gespielt. Um Geld zu sparen, hat man die Folge also so angelegt, dass Walt und Jesse nur in einem Set aktiv wurden – eben in ihrem Meth-Labor. Allerdings steckt für Gilligan hinter der Folge weitaus mehr als ein finanzieller Engpass, der durch clevere Produktionsökonomie ausgeglichen werden musste.

    Wie Gilligan in dem Interview erklärte, hat „Die Fliege“ auch eine wichtige Funktion innerhalb der Staffel: „Als Showrunner bin ich der Meinung, dass jede Staffel eine bestimmte Form und ein bestimmtes Tempo haben sollte. Ich glaube nicht, dass die großen dramatischen Momente voller Action und Gewalt so hart wirken würden, wenn es vorher nicht die Momente der Stille gegeben hätte. Die ruhigen Episoden lassen die dramatischeren allein durch ihren Kontrast noch mehr hervorstechen.“

    Während die Kritiker*innen der Folge also von einer öden Bottle Episode sprechen, könnte man „Die Fliege“ auch als stilistisches Anlaufnehmen verstehen, in dem die Serie noch einmal kurz verschnauft, um dann im großen Finale der dritten Staffel endgültig aus der Haut zu fahren. In jedem Fall ist die Episode etwas ziemlich Besonderes – und dass Rian Johnson („Knives Out“) diese inszeniert hat, unterstreicht noch einmal, wie gekonnt dieser Filmemacher es doch beherrscht, Erwartungen zu unterlaufen.

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