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    Heimkino-Tipp: Diesen unvergesslichen Klassiker muss man gesehen haben – allerspätestens nach "Fast & Furious 10"
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Eine motorisierte Tour durch die ewige Stadt, vorbei an allen Sehenswürdigkeiten – das darf in keinem Film fehlen, der in Rom spielt. Doch einer zeigte die italienische Großstadt besonders denkwürdig – weshalb "Fast X" darauf angespielt hat...

    Viele Filme versuchten bereits, das Flair Roms einzufangen. Doch kaum einem ist es auf derart unvergessliche Weise gelungen wie „Ein Herz und eine Krone“. Diesen Kinosommer spielte sogar das Action-Spektakel „Fast & Furious 10“ auf die legendäre Romantikkomödie an: Im Originalton wird eine ausufernde Rom-Mission als „Roman Holiday“ bezeichnet – womit man sich auf Tyrese Gibsons Rolle Roman Pearce bezieht und den „Ein Herz und eine Krone“-Originaltitel.

    Doch obwohl diese Passage zu den „Fast & Furious 10“-Highlights gehört, weckt sie nicht im Ansatz so viel Reiselust wie besagter Filmklassiker. Wenn ihr also pure Urlaubsgefühle und Sehnsucht nach Rom verspüren wollt: Seit dieser Woche ist „ Ein Herz und eine Krone“ endlich als 4K-Edition erhältlich!

    Die Edition enthält den gefeierten Klassiker nicht bloß auf 4K-Disc, sondern auch auf Blu-ray. Zudem sind zahlreiche Extras enthalten, etwa eine Einordnung von „Ein Herz und eine Krone“ durch den angesehenen Filmhistoriker Leonard Maltin. Zudem gehen Featurettes auf Hauptdarstellerin Audrey Hepburn ein sowie auf Drehbuchautor Dalton Trumbo, der gezwungen war, anonym am Film mitzuwirken.

    "Ein Herz und eine Krone": Bildhübsch und extrem kurzweilig

    Prinzessin Ann (Audrey Hepburn) ist vom royalen Protokoll genervt und von der ruhelosen, dennoch langweiligen Europa-Tour ihres Hofstaats erschöpft. Also macht sie sich heimlich aus dem Staub, um auf eigene Faust Rom zu erkunden. Dadurch lernt sie den emsigen Reporter Joe Bradley (Gregory Peck) kennen, der eine brandheiße Exklusivstory wittert und daher so tut, als würde er sie nicht erkennen. Aber während ihrer gemeinsamen Streifzüge durch Rom verliebt er sich in sie, weshalb sein Kartenhaus aus Lügen droht, in sich zusammenfallen. Von Joes Aussichten, Anns Herz zu gewinnen, ganz zu schweigen...

    Regisseur William Wyler musste sich gegen starrköpfige Studiobosse zur Wehr setzen: Ihm war es wichtig, „Ein Herz und eine Krone“ vor Ort zu drehen, was beim Studio auf Unverständnis stieß. Zu diesem Zeitpunkt war es üblich, ferne Schauplätze in Hollywood nachzustellen. Letztlich willigte Wyler einer Budgetkürzung ein, inklusive der Kostensparmaßnahme, bloß in Schwarz-Weiß zu filmen, um im Gegenzug die Erlaubnis zu erhalten, in Rom zu drehen. Erst durch den anschließenden Erfolg von „Ein Herz und eine Krone“ öffneten sich Studiobosse wieder dem Gedanken, in aller Welt zu drehen.

    Und so faszinierend die Vorstellung sein mag, wie Wyler Rom wohl in Technicolor einfangen hätte: Auch seinem monochromen Film ist kontinuierlich anzusehen, wie sehr sich der spätere „Ben Hur“-Regisseur in die ewige Stadt verliebt hat. Wyler und seine Kameramänner Henri Alekan und Franz Planer fangen Rom als ebenso träumerischen wie vitalen Ort ein, voller nahezu greifbarer Historie, aufweckender Lebendigkeit und romantischen Plätzen der Zweisamkeit.

    Dessen ungeachtet vermeidet Wyler, dass Rom seine eigentlichen Stars überschattet: Zwischen Peck und Hepburn entsteht eine formidable, geradezu beneidenswerte Chemie. Sie werfen sich schlagfertige Dialogzeilen um die Ohren, kichern miteinander und streifen gelegentlich so mit ihren Blicken ab, dass wir uns mühelos ausmalen können, was sich ihre Figuren gerade erträumen.

    Die Begeisterung Wylers für Rom und die bezirzende Dynamik zwischen Peck und Hepburn dürften Grund sein, weshalb „Ein Herz und eine Krone“ so häufig kopiert wurde: Wann immer Menschen auf einem Zweirad bei sonnigem Wetter an Sehenswürdigkeiten entlang düsen, ist eine inszenatorische Imitation von „Ein Herz und eine Krone“ geradezu garantiert. Eines der jüngeren Beispiele ist der Pixar-Film „Luca“, in dem die zwei jungen Protagonisten davon träumen, auf einer Vespa Freiheit und Freude zu verspüren.

    Eine der besten Improvisationen der Filmgeschichte

    Doch neben der Vespa-Szene wurde auch eine andere Sequenz mehrmals imitiert, etwa von Robert Downey Jr. und Marisa Tomei in „Nur für dich“: Ann und Joe bestaunen die Bocca della Verità, ein antikes Relief, das ein großes Gesicht mit offenem Mund darstellt. Joe steckt seine Hand in diesen Mund, zuckt schmerzverzerrt zusammen und beginnt zu schreien. Ann gerät daher in Panik und versucht, seine Hand aus der Öffnung zu ziehen.

    Joe befreit sich, lässt es so aussehen, als hätte er soeben seine Hand verloren, und löst das Ganze erst dann als Scherz auf. Daraufhin fällt ihm eine ebenso erleichterte wie empörte Ann lachend und mit funkelnden Augen in die Arme, während sie spielerisch-wütend schimpft.

    Es ist eine unverschämt lustige, sich ins Gedächtnis einbrennende und auf verquere Art sehr romantische Szene, da sie auf neckische Weise die Zuneigung der Figuren füreinander verdeutlicht. Und: Sie ist komplett improvisiert! Peck hatte die Idee dazu am Set – und er weihte zwar Wyler ein, nicht aber Hepburn, der er somit einen Streich spielen wollte.

    Hepburns Achterbahnfahrt der Gefühle ist komplett echt, womit die Sequenz zu einem der stärksten Impro-Momente der Filmgeschichte wurde. Da können Dominic Toretto, Roman Pearce, der von Jason Momoa gespielte „Fast & Furious 10“-Schurke Dante und Co. noch so rasant durch Rom kurven – wahrhaftige Sorge um seinen Szenenpartner hat dann halt doch mehr Filmzauber als ein paar qualmende Reifen.

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