Mein Konto
    TV-Hinweis für hartgesottene Filmfans: Dieser Actioner wird euch entweder sauwütend machen oder mit seiner Dummheit brechen
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Ob athletische Kampfkunst, die ehrfürchtig-ruhig gefilmt ist, oder explosiv-lärmender Hollywood-Bombast: Im Action-Kino ist er flexibel – eine konsequente Umsetzung ist für ihn aber stets ein Bonus.

    Löchrige Logik, eine Filmwelt, in der sich ständig die physikalischen Gesetze ändern, unsagbar miese Computereffekte und anstrengende Figuren: „Hart am Limit“ war als Stinkefinger in Richtung „The Fast And The Furious“ gedacht, ist aber einfach irre.

    Biker, die im Tank ihrer Motorräder Crystal Meth schmuggeln. Pampige Angriffe auf „The Fast And The Furious“. Sowie eine nicht enden wollende Reihe an miesen Computereffekten, als befände man sich in den tiefsten Untiefen der DVD-Grabbelkiste eines Elektromarktes:

    Hart am Limit“ ist absolut sonderbar! Mal wirkt er wie eine zielgenaue Parodie auf dahingerotzte Mega-Macker-Macho-Action. Dann serviert er einem über lange Strecken einfach nur sinnlose Mega-Macker-Macho-Action – bloß um dann wieder wahllos mit Wahnwitz um sich zu schlagen. TELE 5 zeigt „Hart am Limit“ heute Abend ab 20.15 Uhr – und ihr solltet besser nicht einschalten!

    Denn selbst wenn ihr nun neugierig seid: Der Gaga-Actioner läuft auf diesem Slot bloß gekürzt. Aber: „Hart am Limit“ wird bei TELE 5 heute ab 23.45 Uhr uncut wiederholt. Wenn man sich diese Sonderbarkeit anschauen möchte, dann besser in dieser Form. Oder ihr streamt sie ungekürzt als Kauf- oder Leih-VOD – etwa bei Amazon Prime Video:

    Regie führte übrigens Joseph Kahn, ein gefragter Musikvideo-Regisseur! Er inszenierte unter anderem das Video zu „Everybody (Backstreet's Back)“ der Backstreet Boys, „Without Me“ von Eminem und „Toxic“ von Britney Spears. Zudem machte er die Videos für mehrere Taylor-Swift-Songs, wie „Blank Space“ und „Bad Blood“. Im Gegensatz zu Ex-Musikvideo-Regisseuren wie Michael Bay oder David Fincher hat es für eine stabile Kino-Karriere aber bislang nicht gereicht...

    "Hart am Limit": Motorräder, Macker und CG mit Macken

    Der passionierte Motorradfahrer Cary Ford (Martin Henderson) soll für Henry James (Matt Schulze), den Anführer der Biker-Gang Hellions, auf ein paar heiße Öfen aufpassen. Als Ford auffällt, dass sich in deren Tanks Crystal Meth befindet, versteckt er sie und macht sich vom Acker. Ein halbes Jahr später kommt er zurück in sein heimisches Kalifornien gekrochen, um sich mit seiner Ex Shane (Monet Mazur) auszusöhnen.

    Doch James hat den jüngeren Bruder von Trey (Ice Cube), dem Gang-Anführer der rivalisierenden Reapers, ermordet und die Indizien so gedeichselt, dass es aussieht, als sei Ford der Mörder. Und auch FBI-Agent McPherson (Adam Scott) jagt den unschuldigen, aber verdächtigen Adrenalin-Junkie...

    Mehr Kult geht nicht! Eine der legendärsten Action-Serien überhaupt erscheint auf Blu-ray

    Drehbuchautor Matt Johnson spickt die Story mit grobschlächtigen Imitationen des Straßenrenn-Subkultur-Gehabes aus frühen „Fast & Furious“-Filmen. Das ist stellenweise so dreist und kopiert, dass die vereinzelten Seitenhiebe auf das Vin-Diesel-Franchise herausstechen wie ein rostiger Nagel aus einem Billig-Reifen, mit dem jemand über einen Schrottplatz gedüst ist. So wird im Originalton Dominic Torettos Lebensmotto, das Leben in Viertelmeilenschritten zu leben, als „das Dümmste, was ich je gehört habe“ tituliert. Und das, obwohl dieses Skript noch viel größeren Unfug bietet.

    In der Synchro wurde die Attacke zwar weggebügelt, dennoch bleibt das Ungleichgewicht zwischen „Fast & Furious“-Imitat und -Attacke ersichtlich: Mal suhlt sich Kahn unironisch in 2000er-Jahre-Macho-Gehabe, dreister Produktplatzierung, verkrampften „Sommer, Sonne, Körperkult“-Posen und prolligen Dialogen. Dann plötzlich schaltet er mehrere Gänge hoch und präsentiert einen absurden Zerrspiegel des PS-Franchises und der von ihm (eingangs) abgebildeten Subkultur:

    Es gibt geradezu grotesk-obszöne Kamerafahrten entlang knapp bekleideter Frauen, cartoonhaft-kindliche inszenatorische Schnörkel und die physikalischen Gesetze werden nicht gebrochen, sondern entehrt, verlacht und ins Koma geprügelt. Das geschieht allerdings in derart unregelmäßigen Schüben und mit dermaßen billigen Trickeffekten, dass es schwer fällt, „Hart am Limit“ als geniale Satire zu feiern:

    "Ich wurde einfach rausgeworfen": Gandalf-Darsteller Ian McKellen flog aus Peter Jacksons Apartment – und schuld war Taylor Swift!

    Wenn die Kamera während einer Verfolgungsjagd durch den Anus einer Figur saust (!) ist das dank der miesen Optik kaum zu erkennen – und daher längst nicht so derb-anarchisch, wie es sich liest. Dass zudem neben Scott und Mazur kaum wer aus dem Ensemble zu verstanden haben scheint, welche Art Film dies sein soll, gehen auch die platten Dialoge der anstrengenden Figuren nur selten als Parodie durch – meistens bleiben sie einfach hohl. Daher ist „Hart am Limit“ ein Film, der gigantisches Aggressionspotential in sich trägt:

    Er ist so dreist, dumm und inkohärent, dass man an die Decke gehen könnte. Ein Jammer, denn Kahns Maximalismus-Inszenierung wohnt trotzdem enormer Unterhaltungsfaktor inne, und wenn er die Billig-Effekte mal zur Seite legt, entstehen gelegentlich erstaunliche Bilder. Da will man glatt keiner Seele böse sein, die sich von dieser geballten Dummheit brechen lässt, um wenigstens die paar stylischen Idiotie-Highlights genießen zu können. Zu Tode schämen kann man sich ja am Morgen danach.

    "Sie wollten nicht mit mir essen": Für diesen "Fluch der Karibik"-Star war der Dreh des Piraten-Blockbusters eine reine Qual

    *Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top