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    TV-Tipp: Dieses Abenteuer-Fantasy-Epos ist fast 20 Jahre alt – und hat bessere Effekte als die meisten heutigen Blockbuster!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Hisst die Flaggen und trinkt aus Piraten, Yo-Ho: Sidney liebt das „Pirates Of The Caribbean“-Franchise! Dabei wird er nicht müde, Leute daran zu erinnern, dass die Welt von „Fluch der Karibik“ mehr zu bieten hat als ihren kultig-torkelnden Publikumsliebling.

    Digital erweiterte Landschaften, ein computeranimiertes Riesenungeheuer und eine schurkische Schiffscrew, die aus Effekten besteht: „Fluch der Karibik 2“ ist bereits 17 Jahre alt, und wischt noch immer mit den meisten Blockbustern den Boden auf!

    Nur drei Jahre nach dem Erfolg von „Fluch der Karibik“ stach Käpt'n Jack Sparrow erneut in See – und bescherte uns eine Effektorgie, die noch immer ihresgleichen sucht: Das in Deutschland unfassbar ungelenk betitelte AbenteuerPirates Of The Caribbean – Fluch der Karibik 2“ ist ein bildgewaltiger Blockbuster, der auch nach 17 Jahren hervorragend aussieht.

    Denn das imposante Action-Epos steckt voller erstaunlicher sowie unauffälliger Tricksereien, die den meisten heutigen Blockbustern den Wind aus den Segel nehmen. „Fluch der Karibik 2“ läuft heute, am 11. April 2024, ab 20.15 Uhr auf VOX. Alternativ könnt ihr die Werbeunterbrechungen umschiffen, indem ihr „Fluch der Karibik 2“ bei Disney+ schaut:

    "Fluch der Karibik 2": Verflucht seist du, Jack Sparrow!

    Nach ihrem ersten gemeinsamen Abenteuer dachten Gouverneurstochter Elizabeth Swann (Keira Knightley), Schmied Will Turner (Orlando Bloom) und Pirat Jack Sparrow (Johnny Depp), dass ihnen die Welt zu Füßen liegt. Stattdessen werden ihnen Ketten angelegt – wortwörtlich wie sprichwörtlich: Der schnöselige Lord Cutler Beckett (Tom Hollander) lässt Swann und Turner verhaften, weil sie Käpt'n Sparrow auf ihrem Kurs gen Glückseligkeit zur Flucht verhalfen.

    Sparrow indes kann das Dasein als Kapitän seines geliebten Schiffes, der Black Pearl, nicht genießen: Er und seine Crew sind vom Pech verfolgt. Der Rum ist dauernd alle. Und der sagenumwobene Davy Jones (Bill Nighy) setzt aufgrund alter Schulden zur Jagd auf den torkelnden Trunkenbold an...

    Es ist ein Wirrwarr des Leidens, gegen das die Hauptfiguren mit Lug, Betrug, Heimlichtuerei und freizügigem Gebrauch ihrer Degen ankämpfen. All das vor prachtvoller Kulisse: Gedreht wurde unter anderem auf St. Vincent, auf den Bahamas und auf Dominica. Absicht war, einen ebenso atemberaubenden wie abgelegenen Drehort zu wählen. Nicht nur, um unvergessliche, unverbrauchte Bilder einzufangen, sondern auch, weil Regisseur Gore Verbinski damit Studiomanager von Setbesuchen abhalten wollte.

    Auf der Suche nach dem perfekten Look, um eine einladend-abenteuerliche sowie verflucht gefährliche Karibik zu kreieren, begnügten sich die Filmschaffenden allerdings nicht mit den realen Orten. So wurde die reale Gebirgslandschaft Dominicas für einige Kamerafahrten digital transformiert. Auch die gestrandete Black Pearl, die Turner, Sparrow und Konsorten nach ihrer Begegnung mit Kannibalen seetüchtig machen müssen, wurde am Computer erstellt.

    Für den Löwenanteil des Films ist die Pearl dagegen real, ebenso wie die von Davy Jones befohlene Flying Dutchman. Neben den extra für den Film gebauten Schiffen wurden bestehende Segelschiffe angemietet, darunter das titelgebende Schiff aus dem legendären Epos „Meuterei auf der Bounty“. Obendrein wurden Miniaturen und unvollständige, letztlich am Computer ergänzte Schiffe eingesetzt – stets abhängig davon, was das visuell bessere Ergebnis versprach.

    So wurde für eine der Kraken-Attacken ein Schiff mit Sprengsätzen versehen und von zwei 140 Tonnen schweren Rohren zerschmettert. Auf Masten wurde beim Dreh verzichtet, um mit den Kameras gefahrlos näher ans Geschehen rücken zu können. Im Studio wurden dann einbrechende Miniaturmasten aufgenommen, die zusammen mit Krakenarmen nachträglich in die Sequenz eingefügt wurden.

    Darum sehen Davy Jones und seine Crew so stark aus

    Anders als der oft improvisierende Käpt'n Sparrow legten die Filmschaffenden hinter „Fluch der Karibik 2“ früh einen Kurs fest: Die Animator*innen hatten ausgiebig Gelegenheit, sich Gedanken zu machen, wie sie technische Herausforderungen umgehen und die geplanten Sequenzen bis ins letzte Detail abrunden können.

    Daher sind Skurrilitäten in Davy Jones geflossen wie der Umstand, dass die Textur seiner Tentakeln auf einem kaffeebefleckten Styroporbecher basiert. Visual Effects Supervisior John Knoll stellte zudem die Regel auf, dass Jones' Bart denselben physischen Gesetzen gehorchen soll wie gekochte Spaghetti, die an einer Lederjacke kleben.

    "Sie wollten nicht mit mir essen": Für diesen "Fluch der Karibik"-Star war der Dreh des Piraten-Blockbusters eine reine Qual

    Derartige Einfälle stärken die Lebhaftigkeit und Glaubwürdigkeit der Effekte, ebenso wie der Umstand, dass Nighy und die restlichen Darsteller der Dutchman-Crew stets mit dem restlichen Ensemble gedreht haben – selbst unter freiem Himmel! Daher kommunizierten Knoll, Verbinski und Kameramann Dariusz Wolski eng miteinander, sodass bestmögliche visuelle Bedingungen herrschten, um das Referenzmaterial am Computer zu ersetzen:

    Jones wird bevorzugt so ausgeleuchtet, dass es möglich war, ihm eine lebhaft schimmernde Oberfläche zu geben, und dennoch durch Schatten oder grelle Lichtreflexionen eine die Illusion stärkende Theatralik zu erzeugen. Doch ein Exempel führt besonders deutlich vor, welche Fürsorge in die „Fluch der Karibik 2“-Effekte floss:

    Im Bonusmaterial der Special-Edition-DVD* sind Ausschnitte einer Videokonferenz zwischen Verbinski und Knoll zu sehen. Darin gibt Verbinski die Anweisung, in einer Szene die Lichtdurchlässigkeit einer von Davy Jones' Wangen um die Hälfte zu reduzieren, damit sie besser aussieht. Dieses Gespräch fand im Juni 2006 statt – also im selben Monat wie die Weltpremiere! Solch filigrane Optimierungen waren nur möglich, weil sich die Verantwortlichen früh über ihren Kurs im Klaren waren.

    Viele Blockbuster der jüngeren Vergangenheit hingegen werden im Laufe der Postproduktion massiv umstrukturiert oder es werden ästhetische Entscheidungen umgeworfen. In solchen Fällen müssen die Effektkünstler*innen selbst spät im Prozess ganz neu anfangen – mit entsprechenden Ergebnissen. Seit 2006 sind also nicht die Möglichkeiten der Computeranimation schlechter geworden – sondern oftmals die Art, wie die Digitaltricks navigiert werden.

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    Dies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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