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    Dieser Abenteuer-Klassiker versüßt euch das Warten auf "Fluch der Karibik 6": Auf Disney+ gibt es ihn ungekürzt!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Lust auf ein Abenteuer mit fiesen Schurken, feschen Schwertkämpfen und einem sich mit feistem Grinsen an Frauen schmeißenden Trunkenbold, der Bandana trägt und neckisch fragt: „Klar soweit?!“ Das gibt’s auf Disney+ auch ohne Johnny Depp!

    Disney

    Die Disney-Studios lassen Fans beschwingter Mantel-und-Degen-Action ordentlich zittern: Geschlagene sechs Jahre ist es her, dass „Pirates of the Caribbean: Salazars Rache“ alias „Fluch der Karibik 5“ in See stach. Seitdem gibt es unablässig Gerüchte, Andeutungen und Ankündigungen, wie es mit dem Franchise weitergeht, doch zur Tat geschritten wurde bislang nicht. Glücklicherweise hat Disney einen ansehnlichen Fundus an Abenteuerfilmen, mit denen sich „Fluch der Karibik“-Fans vertrösten können.

    Ein Film eignet sich besonders gut dazu: Die mit Stars wie Tim Curry, Kiefer Sutherland und Charlie Sheen besetzte Adaption von Die drei Musketiere“ kann man rückblickend glatt für eine „Fluch der Karibik“-Vorübung halten. Bei Disney+ ist der flotte Action-Abenteuerspaß im Abo enthalten:

    Gut zu wissen: Disneys „Die drei Musketiere“ könnt ihr auf dem Streamingdienst komplett uncut streamen, obwohl er lange Zeit ein FSK-Kuriosum war! Wegen einer im Schatten gezeigten Foltersequenz und der schmerzvollen Tötung eines Handlangers im großen Finale erhielt das Abenteuer ursprünglich eine FSK-Freigabe ab 16 Jahren.

    Darum war "Die drei Musketiere" in Deutschland zuerst geschnitten

    Da der Verleih dies nicht mit dem Disney-Image vereinen konnte, wurde der Abenteuerfilm für eine FSK-Freigabe ab zwölf Jahren geschnitten und so im Kino gezeigt, auf Video veröffentlicht und im TV ausgestrahlt. Erst auf DVD wurde er, ohne Disney-Logo auf dem Cover, in Deutschland uncut herausgebracht.

    2019 erfolgte eine FSK-Neuprüfung, in deren Zuge „Die drei Musketiere“ endlich ungekürzt die 12er-Freigabe erhielt, die durchaus bereits in den 1990ern plausibel gewesen wäre. Seither ist das Swashbuckler-Vergnügen nicht mehr härter beurteilt als die weniger zimperlichen „Fluch der Karibik“-Filme.

    "Die drei Musketiere": "Fluch der Karibik" ohne Fantasy, dafür im saftig-grünen Wald

    D’Artagnan (Chris O’Donnell) will sich dem Korps der Musketiere anschließen. Nach reichlich Training in seiner ländlichen Heimat reitet der Naivling nach Paris, bloß um dort zu erfahren, dass der machtgierige Kardinal Richelieu (Tim Curry) die königliche Garde auflösen ließ. Schlimmer noch: Unwissentlich legt sich D’Artagnan mit drei stadtbekannten Dickköpfen an, die weiterhin dem Musketier-Banner Treue halten – Athos (Kiefer Sutherland), Porthos (Oliver Platt) und Aramis (Charlie Sheen).

    Einzig der Umstand, dass sie in Graf Rochefort (Michael Wincott) einen gemeinsamen Feind haben, lässt die Vier an einer Seite kämpfen. Als es einem Komplott auf die Schliche kommt, knüpft das Quartett letztlich engere Bande. Doch wird die ebenso geheimnisvolle wie verführerische Milady de Winter (Rebecca De Mornay) diese Bande wieder auflösen?

    Hier gibt's den Vorgänger von Jack Sparrow

    Filmfans, die dringend einen „Fluch der Karibik“-Fix benötigen, bekommen hier zwar kein mittels herausragender Effekte erzeugtes, übernatürliches Spektakel. Allerdings bietet die von Stephen Herek inszenierte „Die drei Musketiere“-Variante einen Helden, der sehr effektiv den Durst nach mehr Käpt'n Jack Sparrow stillt:

    Denn der von Oliver Platt verkörperte Porthos ist ein torkelnder Trunkenbold, der mit lässigen Lügenkonstrukten und frechen Frotzeleien sämtliche Szenen stiehlt. Er trägt sogar eine stylische Bandana, eine lässige Schärpe (nach eigener Aussage ein „Geschenk der Königin von Amerika“) und in der deutschen Synchronfassung nimmt er mit einem Jahrzehnt Vorlauf Käpt'n Sparrows Lieblingsspruch „Klar soweit?!“ vorweg.

    Platt hat als Porthos sogar den verkniffenen Blick drauf, den später Johnny Depp zu einem Markenzeichen seines ikonischen Seeräubers machen sollte. Sowie die selbstverliebte, urkomische Empörung, wann immer sein Gegenüber zu verstehen gibt, ihn nicht zu kennen – kurzum: Wäre dieses Musketier-Abenteuer nicht von 1993, sondern erst nach „Fluch der Karibik“ erschienen, alle Welt würde es als Abklatsch bezeichnen.

    Nichts für kleine Kinder: Dieser Disney-Film war lange nur gekürzt erhältlich – mittlerweile gibt's ihn uncut auf Disney+!

    Wo ein schroff-charmanter, chaotischer Szenendieb ist, sollte ein denkwürdiger Schurke nicht fern sein – und auch in dieser Hinsicht liefert dieser 90er-Disney-Hit ab: Der legendäre Tim Curry spielt als selbstverliebter, machtbesessener Kardinal fabelhaft-fies auf. Womöglich ist der „Rocky Horror Picture Show“-Star sogar der beste Richelieu in der langen Reihe an Musketier-Filmen! Mit perfider Freude an Intrigen hält er eine Balance zwischen schmierig, einschüchternd und süffisant, die es vermag, Leute in Bann zu ziehen.

    Dieser Schurke macht sündhaft Spaß, ist als Gefahr dennoch ernstzunehmen und es ist absolut glaubhaft, weshalb sich ihm Menschen anschließen: Man sieht, dass sich die Einen aus Überzeugung auf seine Seite stellen, manche aus Furcht, und die Anderen lassen sich von ihm in die Irre führen.

    Disney macht auf sinnlich

    Neben einem Widersacher, dem man liebend gerne zuschaut, und dabei innerlich gegen ihn wettert, und Troublemaker Porthos bleiben zwei der Musketiere und Protagonist D’Artagnan zugegebenermaßen etwas blass. Dennoch bereichern auch sie den Film: Sheen spielt seine Figur, die ihren strengen Glauben mit ihren Taten vereinen muss, mit lässigem Witz. Und Herek kaschiert den Umstand, dass Sheen aufgrund des „Hot Shots 2“-Drehs kaum Zeit für Degentraining hatte, gelungen: Aramis wird zumeist in Handgemenge und Schießereien verwickelt.

    D’Artagnan ist charakterlich derweil schwammiger definiert, jedoch erweist sich O’Donnell als sehr überzeugender Fechter, der die dynamischen Kampfchoreografien von „Herr der Ringe“-Stuntplaner Bob Anderson mit Schmiss und Attitüde umsetzt. Für etwas Gravitas sorgen derweil der mit seinem Gewissen und seiner Vergangenheit hadernde Athos und die undurchsichtige Milady de Winter.

    Die tragische Romantik zwischen diesen Figuren bleibt zwar ein nebensächlicher Aspekt dieser „Die drei Musketiere“-Interpretation, jedoch gelingt es Drehbuchautor David Loughery („Star Trek V: Am Rande des Universums“), recht nahtlos vom munteren Abenteuerspaß zum Ernst und zurück zu leiten. Hilfreich dabei: Sutherland verleiht seinen ruhigeren Dialogen trotz Pathos konstant Plausibilität.

    Auf Disney+ streamen: Dieser Comic-Kult ist ein Muss für alle Fans von "Captain America" und "Indiana Jones"

    Und Rebecca De Mornay glänzt als verrucht-verletzliche Femme fatale, in der Männer nur die sündig-schöne Verführerin sehen, obwohl sie mit rauchig-bedächtiger Stimme und kummervollem Blick unentwegt ausdrückt, bedrückt zu sein. In den Szenen rund um de Winter wächst „Die drei Musketiere“ sogar bildsprachlich über sich hinaus und wird mal, an Disney-Maßstäben gemessen, unerwartet sinnlich. An anderer Stille tauscht Herek die frisch-leichte Abenteuerästhetik gegen eine kühl-belastete Atmosphäre ein.

    An den Style der „Fluch der Karibik“-Filme reicht die Alexandre-Dumas-Adaption dennoch nicht heran – dessen ungeachtet wird die Provinz, in der sich die Musketiere tümmeln, bildhübsch eingefangen. Die saftig-grünen Wälder und die zwischen rustikal und imponierend changierenden Bauten, in denen dieser Swashbuckler spielt, liegen allerdings nur auf Handlungsebene in Frankreich:

    Gedreht wurde größtenteils in Österreich, was aufgrund historisch-architektonischer Unterschiede schlaumeiernden Mitgliedern des Publikums auffallen könnte. Jedoch sind solche Detailfragen bei einem fesch-modernisierten Abenteuerfilm wohl kaum relevante Schönheitsfehler, sondern bestenfalls kuriose Trivia.

    Ähnliches gilt für den Blick auf die lange Liste dessen, was hätte sein können: Unter anderem waren Gary Oldman, Johnny Depp, Robert Downey Jr. und Jean-Claude Van Damme auf Disneys Besetzungswunschliste. Und Winona Ryder konnte kurzzeitig als Milady de Winter gesichert werden, bevor sie doch noch aus dem Projekt ausstieg. Wären auch nur zwei, drei dieser Stars wirklich Teil von „Die drei Musketiere“, das Abenteuer wäre heutzutage garantiert bekannter – statt oft auf seinen Abspannsong von Bryan Adams, Rod Stewart und Sting reduziert zu werden.

    Doch ob er mit ihnen wirklich besser geworden wäre? Darüber lässt sich nur wild spekulieren – aber zumindest darüber, dass Depp nicht besetzt wurde, können wir wohl froh sein. Wie hoch wäre schon die Wahrscheinlichkeit, dass wir danach trotzdem Jack Sparrow bekommen hätten?

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