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    Ein Wunder, dass aus diesem Film ein Western-Meisterwerk werden konnte: Die Dreharbeiten waren absolut chaotisch
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    „Weites Land“ von William Wyler ist einer der besten Western überhaupt. Schaut man sich an, wie die Dreharbeiten verlaufen sind, grenzt das an ein kleines Wunder...

    Es fehlt auf keiner Liste mit den besten Western aller Zeiten: William Wylers Meisterwerk „Weites Land“ (1958). Im Mittelpunkt steht der Clash zwischen dem pazifistischen Captain James McKay (Gregory Peck) und den archaischen Regeln des Wilden Westens. Nachdem er von Baltimore nach Texas reist, um seine große Liebe Patricia Terrill (Carroll Baker) zu heiraten, wird er Zeuge einer erbitterten Fehde zwischen dem Vater seiner Verlobten, dem Ranch-Besitzer Major Henry Terrill (Charles Bickford), und dem Viehzüchter Rufus Hannassy (Burl Ives). Doch bei seinen Versuchen, eine friedliche Lösung für den Konflikt zu finden, gerät McKay selbst in die Schusslinie...

    Man merkt es weder dem Film selbst noch den Schauspieler*innen an, doch die Produktion soll unheimlich chaotisch verlaufen sein – was Überlieferungen nach vor allem an Regie-Legende William Wyler („Jezebel – Die boshafte Lady“) lag. Der war bekannt dafür, es seinem Team nicht immer leicht zu machen, und beim Dreh von „Weites Land“ wurde er seinem Ruf mehr als gerecht …

    … denn unter anderem verlangte er von Peck, Baker & Co., einzelne Aufnahmen dutzende Male zu wiederholen – an sich kein unübliches Vorgehen, doch er erklärte ihnen in der Regel nicht, was genau ihn an vorangegangenen Takes gestört hatte. Die einzige Anweisung war laut Gabriel Millers Porträtbuch „William Wyler: The Life and Films of Hollywood's Most Celebrated Director*“, „[es] besser zu machen.“

    Das brachte Stars wie Carroll Baker („Giganten“) immer wieder in unangenehme Drucksituation, und Jean Simmons (spielt im Film Patricias Freundin Julie, die sich in James verliebt) berichtete später, dass Wyler ständig mit neuen Drehbuchänderungen um die Ecke kam, was die Arbeit enorm erschwerte. Beide Schauspielerinnen haben so stark unter dem Regiestil des Filmemachers gelitten, dass sie sich im Anschluss jahrelang weigerten, über ihre Erfahrung zu sprechen.

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    Streit am Set und ein abwesender Regisseur

    Doch damit nicht genug: Obwohl Peck und Wyler miteinander befreundet waren (zuvor drehten sie bereits gemeinsam den romantischen Klassiker „Ein Herz und eine Krone“), zerstritten sie sich beim Dreh von „Weites Land“ so heftig, dass sie im Anschluss drei Jahre lang kein Wort mehr miteinander wechselten – und trotz späterer Versöhnung nie wieder zusammen an einem Film arbeiteten. Auch mit Charles Bickford geriet der Regisseur aneinander.

    Schließlich verließ Wyler das Set noch vor Abschluss der Dreharbeiten, um in Rom die Arbeit an seinem monumentalen Epos „Ben Hur“ zu beginnen. Die letzten Szenen übergab er an seinen Assistenten Robert Swink, den er später immerhin in höchsten Tönen lobte: „Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie zufrieden ich mit dem neuen Ende bin. (…) Die Aufnahmen, die Sie gemacht haben, sind die absolute Perfektion“, schrieb er in einem Brief.

    Am Ende konnten weder die dicke Luft vor Ort noch mangelnde Kommunikation, auch nicht die zahlreichen Last-Minute-Änderungen oder Wylers Abwesenheit bei der Vollendung des Films dem Ergebnis etwas anhaben – „Weites Land“ gilt als einer der besten Western-Filme überhaupt und wurde vom Empire Magazine unter die 500 besten Filme aller Zeiten gewählt.

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    Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels. Dieser Artikel ist in ähnlicher Form bereits bei unserer brasilianischen Schwesternseite AdoroCinema erschienen.

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