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    Heute uncut im TV: Für diesen Sci-Fi-Horror beendete eine berühmt-berüchtigte Regielegende ihren Ruhestand
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Der „Frankenstein“-Stoff zieht Hollywood wieder mit aller Macht in seinen Bann – Grund genug, auf eine wenig beachtete Variation der Geschichte zu blicken: Exploitation-Meister Roger Corman brachte in seinem Regie-Spätwerk Sci-Fi und Horror zusammen.

    20th Century Studios

    Er förderte namhafte Regisseure wie Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Ron Howard, James Cameron und „Das Schweigen der Lämmer“-Macher Jonathan Demme. Er brachte als Verleiher internationale Meisterwerke in die US-Kinos. Und er selbst? Er inszenierte zahlreiche Titel aus der Welt des B-Movies und der Exploitation – von Genre-Kleinoden bis hin zu „So schlecht, dass es wieder gut ist“-Schund.

    Das machte Roger Corman zur mehrfach ausgezeichneten Hollywood-Legende. Nun habt ihr die Gelegenheit, einen seiner weniger berühmten Filme nachzuholen (oder eure Erinnerung an ihn aufzufrischen): Tele 5 zeigt heute, am 27. März 2024, ab 23.55 Uhr „Roger Cormans Frankenstein“. Der Film war gleichzeitig Cormans Regie-Comeback und sein Abschied vom Regiestuhl – und er ist alternativ zur TV-Ausstrahlung als VOD bei Amazon Prime Video erhältlich:

    "Roger Cormans Frankenstein": Zukunft trifft Vergangenheit

    2031: Dr. Buchanan (John Hurt) tüftelt an einer Geheimwaffe. Doch dann wird er in die Schweiz des Jahres 1817 transportiert! Dort begegnet er Dr. Frankenstein (Raúl Julia), der kürzlich seine künstliche Kreatur geschaffen hat. Während die sich als starrköpfiges Monster herausstellt, das seine Umgebung terrorisiert und seinen Schöpfer anfleht, ihm eine Lebensgefährtin zu basteln, will Buchanan zurück in die Zukunft. Aber wie soll ihm das gelingen?

    Corman verantwortete als Regisseur und/oder Produzent einige der denkwürdigsten Low-Budget-Produktionen der US-Filmgeschichte. Das ist seiner bislang letzten Regiearbeit allerdings kaum anzumerken. Zwar nimmt er die legendäre Romanvorlage von Mary Shelley sowie einen sich an ihr abarbeitenden Roman von Brian Aldiss, um in alter B-Movie-Manier Genre-Ideen mit einer plakativen Aussage zu vereinen.

    Denn Corman und sein Ko-Autor F.X. Feeney nutzen diese Mischung aus Sci-Fi und Horror, um vor militärischem Wettrüsten zu mahnen. Doch während einige unvergessliche Horror- und Sci-Fi-Produktionen aus Cormans Blütezeit gekonnt den vergnüglich-aufreibenden Genre-Knalleffekt mit tagespolitischer Beobachtungsgabe vereinten, reicht es in „Roger Cormans Frankenstein“ nur für Plattitüden.

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    Das wäre vielleicht leichter verziehen, würde dieses um Relevanz buhlende Sci-Fi-Grusel-Vergnügen in punkto Schauer, Ekel oder wilder Gewalt glänzen. Stattdessen zeigt sich Corman von seiner zahmeren Seite – wobei die ungeschnittene FSK-18-Fassung des Films wenigstens in den Wendemomenten an den alten Corman erinnert und daher klar der ebenfalls kursierenden FSK-16-Version vorzuziehen ist.

    Aus dem Ruhestand gebeten

    Ein sensationelles Crescendo für Cormans Regiekarriere steht also nicht zu erwarten. Das könnte daran liegen, dass er seine eigentlich 1971 beendete Karriere nicht wieder aufgenommen hat, weil ihm eine Idee unter den Nägeln brannte: Produzent Thom Mount bekniete ihn, noch einen Film zu machen. Zunächst wollte Corman daraufhin große Namen für's Skript verpflichten.

    Doch als unter anderem „Nightmare On Elm Street“-Schöpfer Wes Craven ablehnte, wurden kleinere Brötchen gebacken. Trotzdem ist das 1990 auf die Welt losgelassene 11,5-Millionen-Dollar-Unterfangen für Fans sonderbarer Köstlichkeiten aus der Kategorie „Elektromarkt-Grabbelkiste“ einen Blick wert.

    Umso mehr, wenn sie TV-Ausstrahlung sei dank, dabei kein finanzielles Risiko tragen. Denn obwohl „Roger Cormans Frankenstein“ eine Exploitationlegende in ihrer zahmeren Form zeigt, ist sie gefällige Schundunterhaltung: Cormans Abschiedsfilm mutet über weite Strecken wie eine deutlich optimierte Produktion der „Sharknado“-Schmiede The Asylum an!

    Während die Schundschmiede meistens mit abstrusen Prämissen lockt und dann doch über weite Strecken langweilt, erzeugt Corman eine sonderbare Sci-Fi-Gruselkomödie. Hurt und Julia genießen sich im Overacting. Und Dr. Buchanan agiert wie ein „Frankenstein“-Fanboy, der entdeckt, dass sein geliebtes Buch ein Tatsachenbericht ist. Dabei tritt er begeistert grinsend sämtliche Zeitreiseregeln mit den Füßen.

    Das reicht letztlich für Spaß der Kategorie „Guilty Pleasure“ und wäre vielleicht gar nicht so deplatziert beim Ex-Tele-5-Format „SchleFaZ“. Aber im Gegensatz zu vielen Asylum-Fließbandproduktionen macht dieser Frankenstein auch ohne freche Zwischenkommentare Spaß. Und nun heißt es Daumen drücken, dass Corman demnächst wieder richtig abliefert:

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