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    Heute werbefrei im TV: Ein absoluter Western-Geheimtipp – rau, spannend & mit bitterem Beigeschmack
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Im unbequemen, schroffen und teils sarkastischen Western „Duell am Missouri“ spielen Jack Nicholson und Marlon Brando zwei Dickschädel, die einander nach dem Leben trachten. Heute läuft der spannende, aber schwer zu schluckende Geheimtipp im Free-TV.

    Der Western, das ur-amerikanische Genre, trifft auf die New-Hollywood-Bewegung, einen unangepassten Regisseur sowie auf zwei Schauspieler, die nicht anders können, als in die Vollen zu gehen. Das Ergebnis: „Duell am Missouri“, ein recht wenig bekanntes Western-Kleinod, das leider einen bitteren Beigeschmack an sich hat.

    Denn das von „Bonnie und Clyde“-Regisseur Arthur Penn inszenierte Kräftemessen zwischen „Der Pate“-Star Marlon Brando und dem „Shining“-Psychopathen Jack Nicholson ist ein kauziger, schroffer Western mit komplexen Charakterköpfen und problematischer Produktionsgeschichte. Heute, am 8. April 2024, läuft „Duell am Missouri“ ab 22.35 Uhr auf arte. Alternativ findet ihr den Western im Abo bei Amazon Prime Video:

    "Duell am Missouri": Ein New-Hollywood-Western mit engagierten Schauspielgrößen

    David Braxton (John McLiam) ist ein schwerreicher, gebildeter Rancher mit kurzer Zündschnur. Als ihm die von Tom Logan (Jack Nicholson) angeführte Banditenbande das Geschäft vermiest, greift er daher zu harten Mitteln: Er heuert den Killer Robert E. Lee Clayton (Marlon Brando) an, um sie ausschalten zu lassen. In der Zwischenzeit gelingt es Logan, sich als integrer Nachbar Braxtons auszugeben und dessen Tochter Jane (Kathleen Lloyd) um den Finger zu wickeln.

    Vielleicht liebt sie in Wahrheit aber bloß, dass er das Gegenteil ihres Vaters repräsentiert, den sie verabscheut. Denn während der alte Braxton kultiviert auftritt, allerdings einen unbarmherzigen Kern hat, geriet Logan zwar schon in jungen Jahren auf die schiefe Bahn, doch in ihm schlägt ein gutmütiges Herz. Dafür könnte er im Zwist mit Clayton den ultimativen Preis bezahlen...

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    Das, was folgt, lässt Penn zwischen sarkastischem Humor, psychologisiertem Western-Drama und exzentrischem Schwanengesang changieren. Die größten Spannungsspitzen entfalten sich paradoxerweise dann, wenn die Handlung ausbremst und die Figuren mit ihren Macken und Befindlichkeiten in den Fokus rücken. Sequenzen, in denen viel passiert, präsentieren sich derweil als versierte Stilübung – etwa ein bewusst glanzloser, in eine spritzige Pointe mündender Zugüberfall oder als Gegenpol eine freudlos-forsche Abfolge an Morden. Diese diffizile Vereinigung aus Tonfällen gelingt nicht zuletzt dank des Casts.

    So versteht Lloyd es sehr gut, als Jane Braxton zwischen scheu-naiv und raffiniert-begierig zu wechseln: Wenn sie Tom Logan erst angräbt und dann auflaufen lässt, weht ein Hauch von frecher Screwball-Romanze durch die schnöden Landschaften dieses New-Hollywood-Westerns. Noch überspitzter ist Brando, der trotzdem als facettenreicher Querkopf glaubwürdig bleibt, statt zum überlebensgroßen Archetypen zu werden: Clayton läuft herum wie ein Rodeo-Clown.

    Er spricht in ziellosen Vergleichen, fuchtelt wild an einer Leiche herum, um seine Argumente zu unterstreichen, und schaut stets bekümmert aus der Wäsche – als hätte dieser Killer schon längst jeglichen Lebensantrieb verloren. Während Brando für das Spektakel sorgt, erdet Nicholson das Geschehen: Als Viehdieb aus Gewohnheit und mangels Alternativen ist er hin- und hergerissen zwischen der Idee eines ehrlichen Lebens, Bockigkeit gegenüber der Gesellschaft, die ihm eine Läuterung erschwert und Abscheu vor Claytons Herzlosigkeit.

    Inakzeptable Dreharbeiten

    Filmfans, die Bauchschmerzen bekommen, wenn sie an herzlosen Umgang mit Tieren denken, seien den genannten Qualitäten des Films zum Trotz vor „Duell am Missouri“ gewarnt. Denn die für die Überwachung des Umgangs mit Tieren an Filmsets zuständige Organisation American Humane Association hat die 10-Millionen-Dollar-Produktion auf die „Liste der inakzeptablen Filme“ gesetzt.

    Produzenten weigerten sich, Verantwortliche von American Humane ans Set zu lassen, zudem wurde in Actionszenen auf die Verwendung von Stolperdrähten zurückgegriffen, um fallende Pferde filmen zu können – eine von AHA explizit untersagte Methode. Dadurch zog sich ein Pferd bleibende, körperliche Schäden zu, außerdem wurden mehrere Pferde durch den Mangel an nötigen Vorkehrungen beim Dreh einer Stampede schwer verletzt. Ein weiteres Pferd kam während der Produktion des Films sogar ums Leben.

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