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    Woody außer sich

    Woody Allen hat seinen neuen Film Cassandra's Dream beendet. Doch bevor wir ihn uns in den Kinos anschauen können, braucht es jemanden, der ihn vertreibt. Und genau da liegt das Problem...

    Frohgemut und guter Hoffnung reiste vor zwei Wochen nach Frankreich, um auf den 60. Internationalen Filmfestspielen von Cannes für seinen neuen Film, , zu werben und jemanden zu finden, der bereit ist ihn in die Kinos zu bringen. Doch leider blieben die Angebote der großen Hollywood-Studios aus, und nun hat Woody statt eines Verleih-Vertrages nur die Erinnerung an zwei sonnige Wochen an der Côte d'Azur mit nach Hause genommen. Besser als nichts. Doch wieso wollte den Film keiner haben?

    Eine ruhmreiche Karriere

    Es ist sicher keine Übertreibung, Woody Allen als lebende Legende zu bezeichnen. Bevor er für die Filmindustrie als Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler arbeitete, hatte er sich bereits als Stand-Up-Komiker in New York einen Namen gemacht. Seine Karriere als Filmemacher begann 1966 mit , den ganz großen Durchbruch schaffte er ein Jahrzehnt später mit , seinem auch heute noch bekanntesten und vielleicht besten Film, für den er zwei Oscars erhielt (für Drehbuch und Regie). Doch das war erst der Anfang: , , und sind nur einige Beispiele aus einer unglaublich vielschichtigen und qualitativ hochwertigen Filmographie, deren Ende noch lange nicht in Sicht ist. Vor zwei Jahren strafte er mit dem Schuld-und-Sühne-Drama all jene Kritiker Lügen, die ihm seit Jahren Selbstplagiat und Ideenmangel vorwarfen, und bewies eindrucksvoll, dass er immer noch fähig ist, sich neu zu erfinden. Als er danach mit der Kriminalkomödie wieder zu leichterer Kost à la und zurückkehrte, verloren viele plötzlich wieder das neugewonnene Interesse in seine Filme. Scoop hat bis heute keinen Verleih in Großbritannien gefunden, jenem Land, in dem er gedreht wurde.

    Woody's Alptraum?

    Cassandra's Dream erzählt die Geschichte von zwei Brüdern ( und ), die aus finanziellen Schwierigkeiten heraus zu Verbrechern werden. Angeheizt werden sie dabei vom verführerischen Charme einer Vertreterin des weiblichen Geschlechts, die die Brüder gegeneinander aufhetzt und damit die Situation zur Eskalation bringt. Ein düsteres Drama also, das thematisch viel mehr an Match Point als an Scoop erinnert. Doch vielleicht ist es den Studios schon wieder zu düster, zumindest für einen Woody-Allen-Film, und deswegen zögern sie bislang noch mit dem Kauf. Geplanter US-Kinostart ist Oktober, doch ohne Verleih kann Woody ihn höchstens auf Privatvorführungen in seinem Wohnzimmer zeigen. Beunruhigt schein er darüber nicht zu sein, denn wie er einst selbst so schön sagte: "Wer nicht hin und wieder eine Niederlage einstecken muss, hat nichts Innovatives zu bieten." Also konzentriert er sich bereits auf seinen nächsten Film, mit und in den Hauptrollen, für den er im Juli nach Spanien reisen wird. Immer noch frohgemut und guter Hoffnung, dass sich Cassandra's Traum nicht zu Woody's Alptraum entwickelt.

    Sebastian Schmieder mit UK Teletext

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