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    Der FILMSTARTS-Familientipp zum Wochenende: "Pettersson und Findus - Kleiner Quälgeist, große Freundschaft"

    In seiner 14-täglichen FILMSTARTS-Kolumne macht Rochus Wolff Vorschläge für den nächsten Familien-Filmabend - und zwar nicht nur aus der Perspektive eines Filmkritikers, sondern vor allem auch mit seiner Erfahrung als zweifacher Familienvater.

    Der alte Mann und sein Kater

    Verfilmungen von Kinderbüchern sind für mich eine zwiespältige Angelegenheit. Ein wenig schwingt schließlich immer die Sorge mit, der Film könnte mir (oder noch schlimmer: meinen Kindern!) die Lust am Buch nachträglich vergrätzen. Zum anderen liebe ich aber gerade Filme, die nicht nur den Kern der Vorlage treffen, sondern für ihn auch noch eine ganz eigene filmische Form finden. Das gelingt nur ganz selten – diesen Sommer zum Beispiel mit dem großartigen „Rico, Oskar und die Tiefernschatten“. Für meine Kinder, die das Geschehen im Film sehr intensiv miterleben, sind Adaptionen von ihnen bekannten Büchern auch deshalb toll, weil das sichere Terrain einer grundsätzlich bekannten Geschichte die Aufregung ein wenig abfedern kann. Denn die geballte Wirkung von Bild und Ton – besonders im Kino, aber auch Zuhause – ist selbst für Grundschulkinder oft noch eine echte Herausforderung, vor allem wenn die Handlung etwas flotter voranschreitet.

    In seiner Realverfilmung „Pettersson und Findus – Kleiner Quälgeist, große Freundschaft“, die diesen Freitag auf DVD und Blu-ray erscheint, ist es Regisseur Ali Samadi Ahadi auf allerlei Arten gelungen, eine Überforderung zu vermeiden. So lässt er es angenehm gemächlich angehen und orientiert sich eng, aber nicht sklavisch an den Vorlagen. Zwar verbindet er gleich vier der zurecht so erfolgreichen „Pettersson“-Bücher des Schweden Sven Nordqvist, aber das ist nicht schlimm, weil viele Kinder ja eh über ein geradezu enzyklopädisches Vorwissen in allen Dingen verfügen dürften, die den alten Mann und seinen frechen sprechenden Kater betreffen. Statistisch müsste schließlich in jedem deutschen Haushalt mindestens eine der charmant-anarchischen Geschichten herumliegen. Für Zuschauer, die noch nicht mit den Figuren vertraut sind, eröffnet der Film zudem mit dem Plot aus „Wie Findus zu Pettersson kam“ – und der Rest ergibt sich dann eh fast schon von selbst.

    Das gelungene Design des Katers Findus (dessen Animation allein einen beträchtlichen Teil des Budgets verschlungen haben soll) und die bis ins Detail liebevolle Ausstattung der Kulissen machen sofort deutlich, dass Regisseur Ahadi nicht nur die Handlung und die Tonalität der Bücher übernehmen, sondern auch die Bilderwelten der Illustrationen so genau wie möglich nachahmen wollte. Das ist gerade bei einer Verfilmung dieser Bücher, in denen sich Text und Bilder so präzise ergänzen (Autor Nordqvist zeichnet schließlich auch selbst für die Illustrationen verantwortlich), besonders wichtig. Und für unsere Kinder bot sich so direkt eine Basis, um anschließend ausführlich über Vorzüge und Nachteile des Films zu sprechen: Eine solche Diskussion ergab sich schon durch die aus den Büchern vertrauten Bezugspunkten im Film – in den Bildern und der Handlung - wie von selbst.

    So hätten meine beiden (und wir Eltern) gerne noch mehr von den witzigen Mucklas (kleine, seltsame Wesen, die mit Pettersson und Findus unter einem Dach leben) gesehen und über den Unterschied zwischen dem subtilen Humor der Vorlage und den etwas lauteren Gesangs- und Slapstickeinlagen des Films wurde auch diskutiert. Natürlich macht eine Buchverfilmung es leichter, auch schon mit kleineren Kindern auf diese Art über einen Film zu sprechen, eben weil es mit den Büchern und Geschichten immer einen Bezugspunkt für Vergleiche gibt. Das sind dann – wenn man so will – womöglich schon die ersten Anwandlungen filmkritischen Denkens. Und unseren Spaß am Film hat das kein bisschen geschmälert, ganz im Gegenteil sogar.

    Rochus Wolff, Jahrgang 1973, ist freier Journalist und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Grundschulalter in Berlin. Sein Arbeitsschwerpunkt ist der Kinder- und Jugendfilm; seit Januar 2013 hält er in dem von ihm gegründeten Kinderfilmblog nach dem schönen, guten und wahren Kinderkino Ausschau.

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