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    Frauen dürfen sich an Bord nicht küssen: US-Fluglinie zeigt gekürzte Version von "Carol"

    Es ist durchaus üblich, dass Filme auf Flügen in abgewandelter Fassung gezeigt werden. Doch was sich eine US-Fluglinie mit dem Drama „Carol“ leistete, sorgt nun für Beschwerden...

    Number 9 Films Ltd. / Wilson Webb

    Auf längeren Flügen ist das Schauen von Filmen ein besonders beliebter Zeitvertreib. Bei dem oftmals umfangreichen Filmangebot zahlreicher Fluglinien kommt es dabei aber auch vor, dass manche Werke nur in speziellen Schnittfassungen vorliegen, damit zum Beispiel Kinder nicht etwa unabsichtlich auf dem Bildschirm ihres Sitznachbarn etwas zu sehen bekommen, das für ihr Alter unangemessen ist. Ein gekürzter Film sorgt besonders in den USA aktuell für Ärger: die geschnittene Version von Todd Haynes‘ sechsfach oscarnominiertem Drama „Carol“, die die amerikanische Fluggesellschaft Delta Air Lines bei ihren Reisen zeigt.

    So fehlen in der Flug-Fassung alle Küsse zwischen den von Cate Blanchett und Rooney Mara gespielten Hauptfiguren, die im Laufe des Films eine immer innigere Beziehung zueinander aufbauen, was auch durch körperliche Intimität verdeutlich wird. Auf die fehlenden Szenen machte die lesbische US-Komikerin Cameron Esposito, die sich in ihren Stand-Up-Programmen häufig mit LGBT-Themen auseinandersetzt, via Twitter aufmerksam. Ihre Empörung darüber steigerte sich sogar noch dadurch, dass sie während des besagten Fluges beobachtete, wie neben ihr jemand etwas schaute, in dem Paul Giamatti offen BDSM praktiziert (wahrscheinlich die Serie „Billions“).

    Die Zensur von „Carol“ scheint derweil lediglich für Delta Air Lines bestätigt worden zu sein. Andere Fluglinien hingegen haben offenbar die ursprüngliche Kinofassung des Films im Programm, wie „Carol“-Drehbuchautorin Phyllis Nagy, die sich zu dem Thema mittlerweile ebenfalls bei Twitter zu Wort meldete, bekanntgab.

    Gegenüber der Website AfterEllen hat sich inzwischen außerdem eine Vertreterin von Delta zu der Kontroverse geäußert. Sie betonte, dass die Änderungen nicht durch die Fluglinie vorgenommen wurden (und diese rechtlich dazu gar nicht befugt wäre), sondern dass das Studio (in diesem Fall The Weinstein Company) den Film bereits in zwei verschiedenen Fassungen – einer ungekürzten und einer um die erwähnten Szenen erleichterten – zur Verfügung stellte. Dass die Entscheidung der Fluglinie auf die geschnittene Version fiel, hätte daran gelegen, dass die Kinofassung zwei explizitere Szenen enthalte, die nicht den Richtlinien von Delta entsprächen. Dass in der Schnittfassung, in der diese beiden Sequenzen entfernt wurden, zudem auch die besagten Kussszenen fehlen, sei von Seiten der Fluggesellschaft nicht zu ändern.

    Ob der Aufschrei in den sozialen Medien doch noch einmal zu einem Umdenken bei Delta führen wird, bleibt abzuwarten. Hierzulande ist „Carol“ ungekürzt mit einer FSK-Freigabe ab 6 Jahren seit dem 22. April 2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

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