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    Twitter-Studie: "Star Wars 8"-Gegner sind in der Minderheit

    „Die letzten Jedi“ und Rian Johnson werden im Internet in vielen Kommentaren teils heftig angegriffen. Ein Forscher wertete nun Tweets aus. Sein Ergebnis: Die kritischen sind in der Minderheit – und zur Hälfte politisch motiviert oder von Bots.

    Walt Disney

    „Star Wars 8“ ist ein umstrittener Film. Von den bei Rotten Tomatoes und metacritic mit ihren Besprechungen eingetragenen Kritikern und auch von uns wurde Rian Johnsons Film zwar größtenteils positiv bewertet – in den Sozialen Medien, Kommentarspalten, auf YouTube und in Podcasts sind aber zahlreiche kritische Kommentare zu finden. Auch die User-Scores auf Rotten und meta sind mit 45 Prozent und 4.5 vergleichsweise schlecht. So entstand ein Eindruck, der auch Disney nicht verborgen bleiben konnte: Der neue „Star Wars“ kommt nicht gut an. Doch es gibt auch andere Zahlen.

    Im Juni berichteten wir über eine Studie der Filmförderungsanstalt (FFA), wonach „Die letzten Jedi“ bei deutschen Kinobesuchern im Durchschnitt ordentlich abschnitt: Vergeben wurden die Noten 1 bis 4, „Star Wars 8“ landete mit 1,54 vor „Dunkirk“ (1,66), „Es“ (1,68) und „Blade Runner 2049“ (1,73). Der Forscher und Autor Morten Bay schaute nun für die University of Southern California bei Twitter nach, also an einem der Orte im Internet, wo sehr viel Meinungsäußerung zu Filmen – also auch zu „Star Wars“ – passiert. In seiner Studie untersuchte er 967 Tweets – von denen stufte er 761 als positiv oder neutral ein, 206 als negativ.

    Politisch motivierte Wut und Bots

    Morten Bay sammelte für seine Studie zunächst 1273 Tweets, die zwischen dem 13. Dezember 2017 (dem frühesten Kinostart) und dem 20. Juli 2018 (Deadline für Bays Arbeit, außerdem Abnahme der Diskussion) an Regisseur Rian Johnson, der selbst ein fleißiger Twitter-Nutzer ist, gerichtet wurden. Anschließend wurden unter anderem Doppelungen entfernt. Bay bezeichnet die untersuchten Tweets (jeder Tweet kommt von einem anderen User) als „bis zu einem gewissen Grad“ repräsentativ für das „Star Wars“-Fandom auf Twitter und zieht unter anderem diese Schlüsse:

    Die Behauptung, wonach die Mehrheit der Fans so unzufrieden mit „Die letzten Jedi“ ist, dass sie künftige Disney-„Star Wars“-Filme boykottieren will, werde von den Daten nicht gestützt. Zumal von den 206 negativen Äußerungen etwa die Hälfte gar nichts mit dem Film im Speziellen zu tun haben soll: 44 kommen demnach von Bots, Fake-Accounts und Trollen, bei 61 sei eine „klare politische Agenda zu erkennen“.

    Morten Bay identifizierte politische Botschaften, die er der extremen Rechten zuordnete, Diskriminierung gegenüber Geschlechtern, Herkünften und sexuellen Orientierungen. „Einige dieser User [16] scheinen russische Trolle zu sein“ – gemeint sind damit Accounts, die im Auftrag oder Interesse der russischen Regierung Diskussionen im Internet beeinflussen, so wie es bei den US-Wahlen passierte.

    Warum sollte die russische Regierung interessieren, was im Internet über „Star Wars 8“ steht? Ziel sei es dem Studien-Autor nach gewesen, „mehr Medienaufmerksamkeit zu wecken und so die Wahrnehmung zu verfestigen, wonach die USA gespalten und im Chaos sei.“

    Zusammengefasst: Nur hinter 101 von den 967 Tweets stehe überhaupt eine kritische Einstellung, die auf den eigentlichen Film bezogen ist (also weil einem zum Beispiel Lukes Wandlung nicht gefällt). Wie groß jeweils die Anteile der positiven und neutralen Einschätzungen sind, schreibt der Autor aber leider nicht.

    Was lernen wir daraus?

    Natürlich ist Morten Bays Studie nicht der Weisheit letzter Schluss: Weder umfasst sie die gesamte Zuschauerschaft von „Star Wars 8“, noch alle online veröffentlichten Meinungen. Aber sie ist ein weiteres Argument gegen eine Annahme, die schnell entsteht, wenn man im Internet Kommentare liest: Dass nämlich ein Film mehrheitlich schlecht ankommt, nur weil das an vielen Stellen geschrieben und durch Medien weiterverbreitet wird. Außerdem geht es dabei häufig nicht um den Film an sich.

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