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    Studie zu "Star Wars 8"-Kommentaren belegt höheren "Fan"-Hass gegen Frauen

    Viel wurde berichtet über Hass- und hässliche Social-Media-Kommentare rund um „Star Wars: Die letzten Jedi“. Die renommierte Washington Post hat nun eine große Untersuchung dazu veröffentlicht – mit deutlichen Ergebnissen…

    2017 Lucasfilm Ltd. & ™, All Rights Reserved. / Jonathan Olley

    Es fand viel Widerhall, als „Star Wars 8“-Schauspielerin Kelly Marie Tran alle ihre Instagram-Posts löschte. Wie sie später selbst unterstrich, war das eine Reaktion auf rassistische und frauenfeindliche Beleidigungen, die sie andauernd erhalte. Auch vielen Fans ist aufgefallen, dass seit „Star Wars 8“ oft giftig diskutiert und kommentiert wird. Eindrücke, so berechtigt sie auch sein mögen, sind das eine – um das Ausmaß der Verrohung zu erfahren, braucht es aber wissenschaftlich erhobene Zahlen. Wie viel wird also wirklich zu „Star Wars 8“ im Netz beleidigt? Werden Frauen öfter beleidigt als Männer? Ist die Sprache gegenüber Frauen schlimmer als gegenüber Männern? Das untersuche Bethany Lacina, die an der Universität von Rochester lehrt, in einer umfangreichen Studie, die die Washington Post veröffentlicht hat.

    Grundlage ihrer Studie ist dabei ausschließlich das Nutzerverhalten auf Twitter, von wo sie tausende Tweets über den kontrovers aufgenommenen „Star Wars 8: Die letzten Jedi“ sammelte und untersuchte. Dabei wurden von Bots abgeschickte Tweets herausgefiltert, der Rest von einem Algorithmus vorgefiltert und dann von der Wissenschaftlerin genauer untersucht. Dabei zeigt Bethany Lacinas Studie deutlich, dass gerade Hass-Postings gegen Frauen öfter vorkommen als gegenüber Männern. Und sie kann bestätigen, dass Kelly Marie Tran der Hass besonders stark entgegenschlug.

    Tweets mit Hass und Beleidigungen

    Sechs Prozent der von Lacina untersuchten Tweets enthalten „beleidigende Sprache“. Dabei wurde laut der Autorin der Studie sichergestellt, dass nicht fälschlicherweise Tweets als beleidigend eingestuft wurden, weil ein genutztes Wort auf eine Beleidigung hindeutet, aber in einem positiven Kontext gebraucht wurde. Das bedeutet: Ein Tweet, in dem „fucking great“ steht, ließ womöglich ihren Algorithmus anschlagen, wurde dann aber von ihr rausgefiltert. Wichtig ist aber: Der Wert von sechs Prozent ist nur eine Mindestzahl, da der eingesetzte Algorithmus nicht erkennen kann, wenn jemand Beleidigungen in „höflichere Worte“ kleidet. Zudem wurden natürlich Tweets von den Nutzern selbst und wegen Verstoßes gegen die Regeln bei Twitter irgendwann wieder gelöscht. Diese Dunkelziffer konnte Bethany Lacina auch nicht erfassen. Der wahre Prozentanteil der beleidigenden Tweets ist daher wahrscheinlich höher.

    Hass-Sprache wurde derweil in 1,1 Prozent der Tweets gefunden, allerdings ist diese Zahl mit besonderer Vorsicht zu genießen. Zum einen wurde der Begriff sehr eng gefasst, Tweets müssen zum Beispiel offensichtlich rassistische Bemerkungen oder Aufrufe zur Gewalt beinhalten. Da Twitter alle dieser Hass-Postings löschen müsste und viele sicher gelöscht wurden, ist die Zahl der abgegebenen Postings zudem höchstwahrscheinlich deutlich höher. Eigentlich müsste die Zahl ja bei 0 Prozent stehen, wenn Twitter seine eigenen Regeln hundertprozentig umsetzen würde.

    Mehr Hass gegen Frauen als gegen Männer

    Die Studie zeige zudem deutlich, dass Frauen und vor allem Schauspielerin Kelly Marie Tran stärker Hass ausgesetzt sind als Männer. Wenn man nur Tweets untersuche, in denen der Name von Tran oder ihrer Figur vorkomme, enthalten plötzlich doppelt so viele der Kurzmitteilungen „beleidigende Sprache“ – insgesamt 12 Prozent der Tweets. Gehe es um sogenannte „Hass-Sprache“ steige der Wert um 60 Prozent auf insgesamt 1,8 Prozent aller noch vorhandenen Tweets – auch hier muss man wieder bedenken, dass eigentlich alle diese Tweets gelöscht sein sollten.

    Die Autorin der Studie legt dabei klaren Wert auf die Feststellung, dass es nicht darum ging, „Nichtgefallen“ zu untersuchen, sondern harte Schmähungen. Wenn man nur negative Posts über „Star Wars 8“ vergleiche, zeige sich so zum Beispiel auch, dass sich über Tran und ihre Figur Rose Tico in einer Sprache ausgelassen werde, die erniedrigender sei, als wenn über alle anderen Umstände gesprochen wird, die an dem Film kritisiert werden.

    Geschlechter-Unterschied auch bei Fans

    Auch ein weiterer Aspekt regt zum Nachdenken an. So wurden Twitter-Accounts von populären „Star Wars“-Podcasts untersucht und ob es eine unterschiedliche Reaktion gegenüber diesen gebe, wenn sie von Männern oder von Frauen betrieben werden. Vergleiche man einfach nur beleidigende Tweets, gebe es kaum Unterschiede. Rund 8 Prozent der noch online verfügbaren Tweets an männliche Podcaster seien beleidigend, bei Frauen seien es mit 9 Prozent nur unwesentlich mehr. Geht man aber von der reinen Beleidigung zur sogenannten Hass-Sprache über, sieht das schon anders aus: Frauen müssen rund doppelt so oft solche Hass-Botschaften aushalten wie ihre männlichen Kollegen.

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