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    "Star Wars"-Zukunft: Warum Fans das Disney-Netflix abonnieren müssen

    Disney bläst mit einem eigenen Streaming-Dienst zum Angriff auf Netflix, der Ende 2019 startet. Neben den Marvelhelden gehören die Sternenkrieger zum Aufgebot. Bisher sind zwei „Star Wars“-Realserien angekündigt, doch das dürfte nur der Anfang sein.

    Disney

    Netflix steht kurz vor der Weltherrschaft über alles, was Menschen sich auf Bildschirmen ansehen: Dieser Eindruck entsteht, wenn man sich den Börsenwert des Streaming-Dienstes anschaut, die horrenden Summen betrachtet, die für eigene Inhalte ausgegeben werden, oder wenn man im Internet über Filme und Serien liest und dabei so umfangreich wie nie zuvor damit konfrontiert wird, was Netflix denn jetzt wieder tolles Neues plant (FILMSTARTS ist da keine Ausnahme). Doch Netflix hat die Weltherrschaft trotzdem nicht sicher, so gut es derzeit auch laufen mag.

    Medienriese Disney könnte Netflix da treffen, wo es dem Konzern mit den weltweit 130 Millionen Abonnenten richtig wehtut: bei den Inhalten. So komfortabel es auch ist, auf jedem Gerät mit Internetverbindung zu jeder Tageszeit Filme und Serien schauen zu können, hat doch eine wichtige Regel der Unterhaltungsindustrie noch immer bestand: Leute schalten gerne für Sachen ein, die sie kennen. Laut einer Studie, über die unter anderem Variety berichtete, entfielen in den USA 80 Prozent aller Netflix-Abrufe zwischen September 2016 und September 2017 auf Inhalte, die der Streaming-Dienst eingekauft hat. Da sind viele Filme und Serien darunter, die Zuschauer schon kennen, so wie „Friends“, die Marvel-Filme und natürlich „Star Wars“.

    "Star Wars" ist eine Premium-Marke

    Der Start der Netflix-Konkurrenz Disney+ ist für Ende 2019 geplant, zumindest in den USA (in Deutschland werden wir wohl etwas länger warten müssen). Perspektivisch wird der Mäusekonzern versuchen, seine an Fernsehsender und Netflix lizensierten, bereits veröffentlichten Inhalte einzusammeln und dafür zu sorgen, dass sie nur auf Disney+ zum Streaming bereitstehen (dazu kommt die Auswertung auf DVD und Blu-ray sowie im Fernsehen).

    Noch wichtiger für die Attraktivität des angekündigten Dienstes aber dürfte sein, dass der Konzern neue, exklusive Produktionen in den Katalog von Disney+ aufnehmen wird, also solche, die man tatsächlich nur dort sehen kann. Und zwar rund um Marken, die in Sachen Bekanntheit einen jahrzehntelangen Vorsprung gegenüber den meisten der Netflix-Eigenproduktionen haben. Zuschauer gucken gerne, was sie kennen.

    „Star Wars“ ist seit Ende der 70er etabliert. Das Mäusestudio hat also großes Interesse daran, mit dem berühmten gelben Logo für Disney+ zu werben und dafür zu sorgen, dass der Sternenkrieg auf dem Streaming-Dienst so schnell nicht endet. Neue „Star Wars“-Projekte müssen her – zumal es in der Rubrik „Star Wars“ bis auf weiteres auch deswegen leerer sein wird, weil die US-Fernsehrechte an den Filmen auf Jahre hinaus an den Telekommunikationskonzern AT&T verkauft wurden.

    "The Mandalorian" alias "Die Boba-Fett-Serie"

    Beginnen wir mit den bereits offiziell angekündigten „Star Wars“-Serien auf Disney+: Da ist zunächst die neue Staffel der 2008 gestarteten Animationsserie „The Clone Wars, die als Geschenk an die Fans beworben wird, aber nie produziert worden wäre, würde Disney nicht dringend markenverbundene Inhalte für den Streaming-Dienst brauchen. So sehr Showrunner Dave Filoni und sein Team „Star Wars“ mit ihrer Serie auch geprägt haben (Darth Mauls kanonische Wiederauferstehung passierte hier), wird „The Mandalorian“, die erste „Star Wars“-Realserie, sicher den größeren Eindruck hinterlassen.

    „Star Wars“ ist über 40 Jahre alt und erstreckt sich schon lange über alle wichtigen Medien, eine Realserie aber wurde bisher trotzdem nicht veröffentlicht. Der erste Versuch, Mitte der 2000er unternommen, scheiterte an zu hohen Kosten für die Effekte. Versuch Nummer zwei, unternommen von Showrunner Jon Favreau („Iron Man“, „The Jungle Book“) und einem Team vielversprechender Regisseure, könnte uns einen Serienhit bescheren. Der kernig-charmante Pedro Pascal, der den feinsinnigen Ritter Oberyn Martell und damit eine der besten „Game Of Thrones“-Figuren spielte, übernimmt die Hauptrolle: Als einsamer Revolverheld wird Pascal, in einer durch Kult-Kopfgeldjäger Boba Fett bekanntgewordenen mandalorianischen Rüstung, auf allerhand kriminelles Gesindel im gefährlichen Randgebiet der Galaxis treffen.

    Insgesamt dürfte die acht Folgen lange Serie 80 Millionen Dollar Produktionskosten verschlingen. Damit ist „The Mandalorian“ zwar nur halb so teuer wie eine Blockbusterproduktion, für Serienverhältnisse gibt Disney damit aber vergleichsweise viel Geld aus. Die erste „Star Wars“-Realserie soll der Marke unbedingt gerecht werden und Fans sich zu Hause auf „Star Wars“-Abenteuer freuen können, die aussehen wie für die Leinwand gemacht.

    "Rogue One"-Prequelserie

    Wir wollen hier nun nicht in das vielerorts beschworene Mantra einstimmen, wonach gute Geschichten nur noch in Serienform erzählt werden können. Für die Figurenzeichnung aber bleibt in einer Serie nun mal, zumindest auf dem Papier, mehr Zeit als in einem Kinofilm. Dieser Vorteil könnte in der zweiten bisher angekündigten Realserie ausgespielt werden, die sich um den „Rogue One“-Rebellenspion Cassian Andor (Diego Luna) dreht: Ein Mann, dessen Ambivalenz im Kinofilm maximal aufblitzte, aber nie voll zum Tragen kam. Cassian ist der Jack Bauer des „Star Wars“-Universums: Er hatte sich einer guten Sache verschrieben, für sie aber mehr als einmal zu oft die Prinzipien gebrochen.

    Während „The Mandalorian“ ein paar Jahre nach „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ spielt, ist die Realserie mit Cassian zwischen „Solo: A Star Wars Story“ und „Rogue One“ angesiedelt. Denkbar, dass Fans hier doch noch eine Art Fortsetzung zum gefloppten Spin-off bekommen, an dessen Ende wichtige Handlungsstränge offen blieben. Der Plot um die Gangsterin Qi'ra (Emilia Clarke) und den Unterweltkönig Maul (Ray Park), von dem wir im Kino garantiert nichts mehr mitbekommen werden, ließe sich in „Cassian“ zum Beispiel bestens fortführen.

    Obi-Wan-Serie?

    Viele Fans wollen ihn, Ewan McGregor hält sein Lichtschwert seit Jahren bereit, aber kommen wird er dennoch nicht: der nie offiziell angekündigte, jedoch mit Sicherheit geplante und nach dem enttäuschenden Kassenergebnis von „Solo“ auf Eis gelegte Film über Jedi-Ritter Obi-Wan Kenobi und die Zeit seines Ergrauens im Exil. Uns würde es allerdings nicht überraschen, wenn demnächst stattdessen die Obi-Wan-Serie für Disney+ angekündigt würde.

    Im Kino will Disney auf Verknappung setzen, 2020 wird daher wahrscheinlich erstmals seit fünf Jahren kein neuer „Star Wars“ anlaufen, doch das Konzept hinter „A Star Wars Story“ für Figuren oder Ereignisse in Nähe zu den Saga-Filmen könnte stattdessen auf Disney+ ein neues Zuhause finden – eben als Serien über Cassian Andor und vielleicht auch Obi-Wan Kenobi.

    Anders als im Kino muss auf dem Streaming-Dienst nicht mit jeder Geschichte ein großes Publikum angesprochen werden, ganz im Gegenteil: Damit weltweit möglichst viele Menschen jeden Monat ihr Abo verlängern, muss für jeden Geschmack beständig etwas dabei sein.

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