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    Hat schon fiese Idee für "Scary Stories 2": Unser Interview mit dem "Scary Stories To Tell In The Dark"-Regisseur

    Wir hatten eine Menge Angst in „Scary Stories“ – und haben mit Regisseur André Øvredal darüber gesprochen, was seinen Film so gruselig macht und welche unheimlichen Ideen er noch hat.

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    Keine Sorge, wir spoilern im Interview keine Details zu „Scary Stories To Tell In The Dark“.

    Ein Notizbuch, das sich mit gruseligen Geschichten zu füllen beginnt, die dann wahr werden: „Scary Stories To Tell In The Dark“ ist bereits auf dem Papier (Achtung, mehrdeutig) verdammt unheimlich – und Regisseur André Øvredal („The Autopsy Of Jane Doe“) inszeniert die Schockmomente auch in seinem Film perfekt.

    Beim Interview wollten wir deswegen auch unbedingt wissen, ob Øvredal noch weitere Gruselgeschichten aus der umfangreichen Buchvorlage im Kopf hat, die er in einem möglichen Sequel umsetzen könnte…

    Unheimliche Ideen für "Scary Stories 2"?

    FILMSTARTS: Vor dem „Scary Stories“-Film hast du dich in die Bücher eingelesen. Gibt es unverfilmte Geschichten aus den Büchern, die du in einer möglichen Fortsetzung adaptieren möchtest?

    Andre Øvredal: Es gibt tonnenweise großartige Geschichten, die wir bereits für den ersten Film nehmen wollten. Ich beschreibe euch eine, die ich besonders gruselig finde, die eine Verfilmung verdienen würde und für die ich sogar schon eine gute Idee hatte – sie heißt High Beam:

    Es ist eine unheimliche Sequenz über eine Frau, die Auto fährt. Hinter ihr fährt ein anderes Auto, das ihr permanent Lichthupe gibt. Sie versteht nicht warum und findet dann heraus, dass jemand im Rücksitz hinter ihr sitzt, der versucht, sie zu töten. Diese ganze Szene war in das „Scary Stories“-Skript eingewoben, aber wir mussten sie ein paar Monate vor Drehbeginn herausnehmen, weil wir ein paar Änderungen an einer Figur vorgenommen haben und plötzlich passte die Szene nicht mehr in den Film. Ich würde sie in „Scary Stories 2“ gerne wieder mit aufnehmen.

    FILMSTARTS: Gibt es einen Weg, im Sequel die toten Figuren zurückzubringen?

    Andre Øvredal: Das haben wir bewusst offengelassen. Was uns wichtig war: Im ersten Film sollte wirklich etwas auf dem Spiel stehen. Wir hatten nicht schon die Fortsetzung im Kopf. Wir wollten, dass tatsächlich Kinder sterben und verschwinden und Leben verändert werden. Jetzt, da „Scary Stories“ in den USA sehr erfolgreich war, werden natürlich Stimmen nach einem Sequel laut. Wir sprechen nun darüber und stellen uns genau dieselbe Frage wie ihr: Können wir die toten Figuren zurückholen? Darauf kann ich euch leider keine wirkliche Antwort geben.

    FILMSTARTS: Aber hast du schon eine Ahnung, wo die verschwundenen Kinder sein könnten?

    Andre Øvredal: Ich habe schon eine Idee. Was ihnen passierte, ist mehrdeutig – und das ist genau so gewollt. Diese Ambiguität sollte für den Moment im Film bleiben. Es ist übernatürlich. Es in logische Worte zu fassen, würde sich falsch anfühlen.

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    Vorbild Stephen King

    FILMSTARTS: Du bist in Norwegen nicht mit den „Scary Stories“-Büchern aufgewachsen. Gibt es andere Geschichten oder Folklore, die dich inspiriert haben?

    Andre Øvredal: In Bezug auf diesen Film kann man nicht leugnen, welchen Einfluss Stephen King hatte. Die Kleinstadt und ihre Beziehung zur Welt von Stephen King – und auch zur Welt von Steven Spielberg, zur Amblin-Welt der 80er – haben mich inspiriert, ein Filmemacher zu werden. Ich habe Stephen King damals rauf und runter gelesen, auch die Filme gesehen und mich in jeden einzelnen verliebt.

    Für mich geht ein Traum in Erfüllung, als Erwachsener einen Film wie diesen machen zu können, den Kinder entdecken können, die jetzt so alt sind wie ich damals war, als ich diese Filme für mich entdeckte. Abgesehen von meinen eigenen norwegischen Märchen-Geschichten ist das meine Inspiration.

    FILMSTARTS: Apropos Stephen King: Du machst einen Film zu Kings „The Long Walk“. Was kannst du darüber erzählen?

    Andre Øvredal: Ich freue mich sehr darauf. Es ist eine gigantische Herausforderung. Es ist so ein intensiver, so ein subtiler Film. Wir haben ein fantastisches Drehbuch, das schon vor einigen Jahren von James Vanderbilt geschrieben wurde. Er liebt den Roman, so wie alle, die an dem Film arbeiten. Wir verehren diesen Roman. Wir fangen hoffentlich in den nächsten Monaten mit den Dreharbeiten an.

    Horror im Krankenhaus

    FILMSTARTS: In „Scary Stories“ gibt es eine großartige Sequenz in einem Krankenhaus. In was für einem Gebäude habt ihr da gedreht? Wie kam diese Sequenz zustande?

    Andre Øvredal: Da haben wir in einem Krankenhaus gedreht. Es war eine echte psychiatrische Klinik, die geschlossen wurde. Das Gebäude wurde nicht genutzt. Es ist riesig. Wenn die Kamera nach oben steigt, sieht man: Es ist alles echt. Kein Computereffekt. So viele ewig lange Korridore, die ganze Konstruktion war real. Wir mussten einfach dort drehen und die ganze Crew von einem Korridor in den nächsten und den nächsten verschieben. Es hat so lange gedauert. Es war so ein gigantischer Spielplatz mit einer tollen Atmosphäre. Das ganze Krankenhaus war so atmosphärisch!

    FILMSTARTS: Was reizt dich am Horror-Genre besonders?

    Andre Øvredal: Im Horror-Genre kann ich die Sprache des Kinos auf die kreativste mögliche Weise verwenden. Ich denke, Horror ist ein Genre, bei dem es darum geht, eine Atmosphäre aufzubauen. Das ist anders, als alles, was man sonst sieht. In einem Actionfilm braucht man keine Atmosphäre, man braucht die Action und Figuren.

    In einem Horrorfilm braucht man Atmosphäre und Spannung als die Summe aller Teile. Herauszufinden, wie man sie erzeugt, ist eine wirklich interessante Herausforderung. Es ist wie ein Puzzle, wie ein Stück Architektur. Jedes Element muss in irgendeiner Form in diese Richtung zeigen. Wie die Kamera positioniert ist, wie der Sound eingesetzt wird, das Schauspiel, wie sich jeder Darsteller verhält. All das passiert, um Spannung und Grauen und Angst zu erschaffen. Später im Kino zu sitzen und mit den Zuschauern zu beobachten, wie sie schreien oder lachen, weil die Spannung sich entlädt, das macht Riesenspaß. Es ist so befriedigend, nach all der Arbeit zu sehen, wie ein Publikum reagiert.

    Vogelscheuche

    Horror für Kids?

    Vorbemerkung: Zum Zeitpunkt des Interviews wussten wir, dass für „Scary Stories“ die US-Altersempfehlung ab 13 Jahren angepeilt wurde. Die deutsche FSK vergab anschließend jedoch die Freigabe ab 16 Jahren. Wie der Regisseur die Gewalt in seinem Horrorfilm sieht, unterscheidet sich von dem, was die FSK denkt.

    FILMSTARTS: Wie schaffst du es, Horror zu erzeugen, der gleichzeitig für Kinder geeignet und heftig ist? Gab es in „Scary Stories“ Szenen, die nachträglich entfernt werden mussten, weil sie zu hart sind?

    Andre Øvredal: Im Grunde nicht. Wir wussten die ganze Zeit, was für einen Film wir machen. Wir haben einen PG-13-Film gemacht, wir wollten, dass 13-Jährige diesen Film sehen können und sich in Horrorfilme verlieben können. Ich wollte einen Film machen, der schaurig ist, spannend, gruselig, aber nie wirklich grausam. Es gab eine einzige Einstellung, bei der wir gedacht haben, sie könne zu brutal sein. Sie war Teil der Harold-Szene. Der Film hat ohne sie besser funktioniert. Dass sie zu grausam war, war auch nicht der Hauptgrund, warum wir sie geschnitten haben – sondern, dass der Film ohne sie besser wirkt.

    FILMSTARTS: In der ersten Einstellung, die wir von dem Krankenhaus sehen, stehen vor dem Gebäude lauter Autos und alle sind blau. Chucks Alpträume haben dann mit der Farbe rot zu tun. Welche Bedeutung haben die Farben in „Scary Stories“?

    Andre Øvredal: Farbe ist sehr wichtig, um den Film zu einer Einheit zu machen. Es gibt eine Menge Rot im Film. Zu Beginn wird Rot nur sporadisch eingesetzt, im Lauf der Handlung wird Rot aber immer wichtiger, wenn es sich um den Tod dreht. Guillermo del Toro arbeitet selbst viel mit Farben. Er hat mir einen Vortrag gehalten über den Einsatz von Farbe. Wir hatten ein tolles Gespräch darüber. Ich wollte in eine etwas andere Richtung gehen und knallige Farben auf eine sehr beiläufige Art in den Film integrieren, weil das den 60er-Feel und -Look unterstreicht. Jede Farbe im Film ist sehr sorgfältig ausgewählt worden.

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    Horror in den Sechzigern

    FILMSTARTS: Der Film spielt im Jahr 1968. Weißt du, ob es jemals eine Diskussion gab, ihn in der Gegenwart anzusiedeln?

    Andre Øvredal: Er war immer in den 60ern verankert. Guillermo war es sehr wichtig, diese Atmosphäre aufzubauen. Ursprünglich hätte er selbst Regie führen sollen, zusammen mit den Hageman-Brüdern (Dan und Kevin). Er hatte lauter Ideen, wie der Film auszusehen hat, auch bevor ich an Bord war.

    FILMSTARTS: Du warst in den 60er-Jahren noch nicht geboren. Wie hast du dich darauf vorbereitet, diese Zeit zu inszenieren?

    Andre Øvredal: Ich habe mich auf meine Weise darauf vorbereitet, wie ich die Atmosphäre und den Tonfall hinbekomme. Ich wollte immer ganz spezifische Referenzen verwenden, Fotos als Inspiration hernehmen. Und ich wollte den Film immer auf eine moderne Art drehen, nicht so, als wäre der Film 1968 gedreht worden. Ich wollte außerdem, dass das 60er-Setting eher nebensächlich ist und einen nicht überwältigt, nicht aufdringlich ist. Die Geschichte spielt inmitten Amerikas. Sie ist alltäglich, nicht Hollywood, nicht Mode: nur normale Leute auf der Straße in irgendeiner Stadt in Amerika.

    „Scary Stories To Tell In The Dark“ läuft seit dem 31. Oktober 2019 in den deutschen Kinos.

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