+++ Meinung +++
Als im Juli 2013 mit dem gerade mal zwei Jahre alten Trashfilm „Supershark“ auf TELE 5 mit „Die schlechtesten Filme aller Zeiten“ ein neues Format startete, war ich zwar interessiert, aber auch skeptisch. Braucht es wirklich ein TV-Format, in dem sich mit bissigen Sprüchen über miese Filme lustig gemacht wird?
Heute sage ich voller Überzeugung: Ja! Das braucht es – vor allem weil SchleFaZ längst viel mehr als das ist! Inzwischen ist die am heutigen 9. April mit „Macabra – Die Hand des Teufels“ ab 22.00 Uhr in die 121. (!) Ausgabe gehende Show ein fest etabliertes TV-Kultformat. Und bei dem geht es um mehr, als mit bissigen Sprüchen über einen schlechten Film zu spotten. Besonders wer Filme liebt, wird bei der von Oliver Kalkofe und Peter Rütten präsentierten Sendung Spaß haben...
Doch der Reihe nach: Was ist SchleFaZ überhaupt?
SchleFaZ erklärt: Worum geht es in dem Kult-Format?
Die Sendung beginnt jedes Mal damit, dass sich die Moderatoren Oliver Kalkofe und Peter Rütten treffen, um gemeinsam einen Film zu schauen. Wird er gut sein, wird er schlecht? Da sind die beiden im Vorfeld meist geteilter Meinung. Vorab gibt es ein paar Fakten zum Film und vor allem noch einen ganz wesentlichen Bestandteil des Abends: den Cocktail!
Denn fester Beststandteil einer jeden SchleFaZ-Folge ist ein an den jeweiligen Film angelehntes Trinkspiel mit einer abgefahrenen Cocktail-Kreation. Zum Start der Staffel 2021 solltet ihr zum Beispiel Braunen Rum und Baileys im Haus haben: Der „Ab in die Hände, Wochenende alias Abra-Macabra – Scheisse-Gelabra“ getaufte Cocktail muss dann jedes Mal gesüffelt werden, sobald im Horrorfilm „Macabra“ eine Tatze zu sehen ist. Und schon mal als Vorwarnung: Davon gibt es eine ganze Menge!
» Hier könnt ihr euch die Rezeptkarte für den Cocktail herunterladen
Ein weiteres Tool empfehlen wir euch zudem noch: euer Handy! Denn besonders auf Twitter geht es während und rund um die Sendung hoch her. Unter dem Hashtag #SchleFaZ kommentiert die Fangemeinde eifrig, was sie sich da gerade anschaut. Und viele der lustigen Sprüche dort können durchaus mit den amüsanten Bauchbinden-Einblendungen während des Films auf TELE 5 mithalten.
Die Twitter-Party zum Film ist deshalb längst selbst ein eigenes legendäres Event. Es mischen inzwischen so viele Menschen mit, dass SchleFaZ regelmäßig zu den meistdiskutierten deutschen TV-Sendungen auf der Plattform gehört und zur Ausstrahlung am Freitagabend eigentlich immer als Twitter-Thema-Nr. 1 trendet. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Kostüme...
TELE5
Oliver Kalkofe und Peter Rütten unterbrechen den Film nämlich immer wieder, um in aberwitzigen Kostümierungen das meist völlig abstruse Geschehen zu rekapitulieren sowie sich (und uns!) Hoffnung zu machen, dass der Film vielleicht noch besser wird. Während der eine (meist, aber nicht immer: Peter) stinksauer ist, dass schon wieder so ein mieser Film ausgewählt wurde, ist der andere (meist, aber nicht immer: Olli) weiter optimistisch: Die große Offenbarung kommt ganz bestimmt noch!
Doch zurück zu den Kostümen. Denn diese tragen längst nicht nur Olli und Peter. Auch viele Fans sitzen kostümiert vor dem TV und teilen die Bilder ihrer Kreationen auf Twitter. Längst haben sich sogenannte „Sektionen“ gebildet, zu denen sich Fans zusammengeschlossen haben, um SchleFaZ gemeinsam zu zelebrieren. So werden Partys (aktuell natürlich vor allem virtuell) gefeiert, bei denen in großer Runde der Film und die Sendung gemeinsam genossen werden. Schließlich wissen auch Kino-Fans: Zusammen machen Filme immer noch am meisten Spaß!
SchleFaZ: Der Trüffelsucher-Faktor
Die bissigen Sprüche, das absurde Trinkspiel, das Zelebrieren auf Twitter – all das macht SchleFaZ allein schon zu einem super-unterhaltsamen Event. Aber was die Sendung nach all den Jahren für mich persönlich so besonders macht ist ironischerweise die Filmauswahl der „Schlechtesten Filme aller Zeiten“. Oliver Kalkofe, Peter Rütten und ihr Team haben sich nämlich längst bewusst ein wenig vom provokanten Sendungstitel gelöst. Denn auch wenn die gezeigten Filme alle auf die ein oder andere Weise gehörig misslungen sind, geschieht das Scheitern eigentlich immer auf eine spannende, inspirierende Art. Es gibt keine Filme, die einfach nur langweilig schlecht sind.
Die Sendung begann sicherlich auch mit dem Hintergedanken, das vorhandene Archiv von TELE 5 an schlechten Filmen ein wenig auszuschlachten. Doch längst wird nicht mehr einfach nur auf das zurückgegriffen, was eh schon da ist. Vor allem Oliver Kalkofe sucht besondere Filme, die er zeigen will und dann extra für die Sendung eingekauft werden. Das hat schon Trüffelsucher-Qualitäten, weil uns in SchleFaZ nicht die Werke vorgesetzt werden, die im TV sowieso hoch und runter laufen.
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Im Dezember 2015 wurde so zum Beispiel die abgefahrene Superhelden-Perle „Hentai Kamen“ gezeigt. In Japan ein Kino-Hit, lief der Film hierzulande vollkommen unter dem Radar – bis Kalkofe und Rütten das geändert haben. So verriet uns Oliver Kalkofe vergangenes Jahr auch im Interview: „Der ist eigentlich viel zu gut für unser Format. Da sahen wir es eher als eine Art Aufklärungsmission, weil den sonst in Deutschland kaum jemand wirklich mitbekommen hätte.“
Mit Erfolg: Heute ist „Hentai Kamen“ auch in Deutschland Kult!
Dass der Film um einen Helden, der seine Superkräfte nur einsetzen kann, wenn er Damenunterwäsche im Gesicht trägt, „extrem schräg und bescheuert ist und deswegen perfekt zu SchleFaZ passt“, wie Kalkofe uns weiter erzählte, offenbart eine weitere sympathische Seite des Formats: Hier werden Filme spöttisch begleitet, aber nicht unbedingt verspottet. Sie werden vielmehr gehuldigt und gefeiert – und zwar mit ganz viel Liebe.
Kreativität schlägt Perfektion
Das liegt auch daran, dass immer mehr Filme bei SchleFaZ gezeigt werden, die auf ganz besonders charmante Weise gescheitert sind. Auch wenn der obligatorische Hai-Trash-Film in keiner Staffel fehlen darf, werden vor allem viele Perlen gezeigt, bei denen das Herzblut der Macher in jeder Szene zu spüren ist. 2020 gab es so zum Beispiel mit „Angriff der Riesenspinne“ einen legendären und für lange Zeit sogar vergriffenen und daher sehr begehrten Trashfilm zu sehen.
Die miesen Effekte wurden dabei von Kalkofe und Rütten nicht einfach nur verspottet, es wurde auch zugleich auch der Kreativität der Macher gehuldigt. Was sollten ein Regisseur und sein Effekte-Spezialist 1975 auch machen, wenn sie kein Budget haben, aber der größenwahnsinnige Produzent nach dem Erfolg von „Der weiße Hai“ statt auf normalgroßen Krabbelviechern zusätzlich auch noch auf eine Riesenspinne besteht? CGI gab es noch nicht, also wurde kurzerhand ein VW-Käfer (!!!) in ein gewaltiges Insekt verwandelt. Sieht natürlich nicht sonderlich furchteinflößend aus, ist aber unglaublich kreativ.
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So erklärte uns auch Oliver Kalkofe im Interview 2020: „Unser Format hat zwar die ‚schlechtesten Filme‘ im Titel, aber das heißt ja nicht, dass wir wirklich nur die allerschlechtesten Filme der Welt zeigen. Vielmehr stöbern wir aus irgendeinem Grund missglückte Filme auf, machen aus ihnen ein Fest und erklären, warum sie eigentlich so in die Hose gegangen sind.“
Da passen auch perfekt die Werke rein, die nun das SchleFaZ-Jahr 2021 eröffnen. Denn es sind allesamt Filme, bei denen ziemlich viel in die Hose gegangen ist, die aber trotzdem jede Menge Besonderheiten haben und deswegen auch von vielen Genre-Kennern gefeiert und verehrt werden. So dürften sie auch die Herzen von Filmfans, die nicht nur generisches Kino von der Stange sehen wollen, höherschlagen lassen.
Das sind die neuesten Filme bei SchleFaZ
Den Anfang macht wie gesagt „Macabra – Die Hand des Teufels“ am heutigen 9. April um 22.00 Uhr. Der Horrorfilm aus dem Jahr 1981 hat eine absurde Story, viele abgeschnittene Hände und die oscarnominierte Kult-Schauspielerin Samantha Eggar („Doctor Dolittle“) beim gnadenlosen Overacting!
Weiter geht es am 16. April mit „America 3000“ aus dem Jahr 1986, der von der legendären Filmschmiede Cannon („American Ninja“) produziert wurde. Damals setzte Drehbuchautor David Engelbach („Death Wish 2: Der Mann ohne Gnade“) durch, auch mal selbst einen Film inszenieren zu dürfen. Das postapokalyptische Sci-Fi-Drama sollte allerdings seine einzige Regie-Arbeit bleiben. Dabei ist schon das Poster absolut sensationell...
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Aus dem Jahr 1987 stammt „Zombie Nightmare“, der am 23. April 2021 gezeigt wird. Der Porno-Regisseur und -Produzent Jack Bravman konnte für seinen Wechsel ins Horror-Genre unter anderem Kult-Batman Adam West sowie Bodybuilder und Heavy-Metal-Legende Jon Mikl Thor gewinnen, der auch den Soundtrack gemeinsam mit unter anderem Motörhead rockt. Wenn das nicht neugierig macht...
Das dieses Mal komplett auf die 80er fokussierte Programm beschließt am 30. April der Kriegsfilm „Angel’s Höllenkommando“ um eine Gruppe Las-Vegas-Showgirls, die im Schnelldurchlauf zu Söldnerinnen ausgebildet werden, um eine Geiselbefreiung im Nahen Osten durchzuführen. Und egal, wie ihr euch den Film jetzt vorstellt. Das Ergebnis untertrifft es garantiert noch einmal...
Ich werde auf jeden Fall 2021 wieder bei SchleFaZ dabei sein und die Filme schauen. Denn selbst, wenn ich mal einen der Beiträge schon kenne, begeistert mich der neue Blick durch das Format trotzdem noch mal aufs Neue. Und wenn man mal eine Folge verpasst oder sich noch ein zweites Mal anschauen will, gibt es die Ausgaben im Anschluss an die Ausstrahlung auch bei 5flix, der Mediathek von TELE 5 zum Streamen, wo auch noch einige Klassiker der Reihe (wie zum Beispiel der im Artikel genannte „Angriff der Riesenspinne“) zur Verfügung stehen.
» SchleFaZ stremen bei 5flix
SchleFaZ im Podcast Leinwandliebe
Zur Einstimmung auf die neuen Ausgaben von SchleFaZ hatten wir Oliver Kalkofe außerdem zu Gast in unserem Podcast Leinwandliebe. Mit ihm sprechen wir nicht nur über sein Kult-Format und was es so besonders macht, sondern nehmen auch schon mal den ersten Film „Macabra – Die Hand des Teufels“ unter die Lupe.