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    Ein Muss für Action-Fans: Upgrade für einst missverstandenen Schwarzenegger-Klassiker, der heute besser als je zuvor ist

    Wenn Schwarzenegger und der „Lethal Weapon“-Autor sich selbst parodieren, ist gute Laune garantiert. Zugegeben: Das sah die US-Kritik beim Kinostart von „Last Action Hero“ anders. Aber nun ist die Actionkomödie zu Recht Kult – und in 4K erhältlich.

    Columbia Pictures Corporation

    +++ Meinung +++

    Über ein Vierteljahrhundert ist er mittlerweile alt: Der süffisante Filmspaß „Last Action Hero“, der sogleich drei Größen des Actionkinos wiedervereint. Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger parodiert in diesem Metavergnügen sein eigenes Image. Drehbuchautor Shane Black, damals bestens für „Lethal Weapon“ bekannt (und heute zudem als Regisseur von „Kiss Kiss Bang Bang“ und „Iron Man 3“), überspitzt hier launig seinen Schreibstil sowie die Klischees aus zahlreichen Trittbrettfahrern der „Lethal Weapon“-Filme. Und inszeniert wird das Ganze von John McTiernan, dem Regisseur von „Stirb langsam“ und dem Dschungel-Horroractioner „Predator“ (in dem bekanntlich Schwarzenegger und Black zu sehen sind).

    Rückblickend mag man es kaum glauben: Aber diese Spitzenkombination ging im Sommer 1993 brutal baden. Bei einem Budget in der Höhe von 85 Millionen Dollar nahm „Last Action Hero“ weltweit weniger als 138 Millionen Dollar ein. Berücksichtigt man die zusätzlichen Werbekosten, und den Umstand, dass das Studio nur einen Teil der Kinoeinnahmen erhält, war diese explosive Actionparodie damals ein herbes Verlustgeschäft. Gründe waren unter anderem negative Mundpropaganda nach einer frühen Testvorführung, daraus resultierende Negativpresse, und ein gewisser Film über Dinosaurier, der im Sommer 1993 die Multiplexe für sich einnahm … 

    Mittlerweile hat sich die kurzweilige Metasause voller neckischer Liebe für das Kino im Allgemeinen und das Actiongenre im Speziellen aber ihre verdiente Fangemeinde aufgebaut. Und die darf sich freuen: „Last Action Hero“ ist jetzt auch in ultrahochauflösender Qualität erhältlich. Denn Sony Pictures bringt den unverdienten Kinoflop endlich als 4K-Blu-ray heraus:

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    Huch, ich bin in einem Actionfilm gefangen!

    Für den Fall, dass ihr „Last Action Hero“ noch nicht kennt – darum geht es in der kreativen Actionkomödie: Der elfjährige Danny (Austin O'Brien) liebt Actionfilme. Insbesondere die rund um den muskulösen, stets sprücheklopfenden Cop Jack Slater (Arnold Schwarzenegger), der im sonnigen, von Bikinimodels bevölkerten Los Angeles Verbrecher jagt. Nick (Robert Prosky), der Vorführer in Dannys Stammkino, macht dem begeisterungsfähigen Knirps eine Freude und zeigt ihm noch vor der Premiere den heiß erwarteten Actioner „Jack Slater IV“.

    Was einfach nur ein privater Kinoabend mit Dannys Idol sein sollte, wird jedoch zu einem völlig verrückten Abenteuer: Eine magische Eintrittskarte transportiert den Jungen in die Welt von „Jack Slater IV“. Danny ist zwar verwirrt, aber auch erfreut. Immerhin erlebt er Seite an Seite mit dem coolsten aller Filmcops Abenteuer – und er kann ihn triezen, indem er versucht, ihm aufzuzeigen, dass seine Welt den absurden Gesetzen des Actionkinos gehorcht. Aber Jack ist dahingehend genauso ignorant, wie Danny hinsichtlich dessen, dass Jack Slaters neuester Schurke ihm allzu gefährlich wird …

    Die US-Presse sah nicht, was die deutsche früh erkannte

    Die zeitgenössische US-Kritik fand wenig Freude an „Last Action Hero“. Der in Roland Emmerichs „Godzilla“ persiflierte Kritikerpapst Roger Ebert verglich das Schwarzenegger-Vehikel negativ mit Woody Allens „The Purple Rose of Cairo“ in dem ebenfalls die Grenze zwischen Film und Realität durchbrochen wird. In der New York Times wurde „Last Action Hero“ als überlanger „Saturday Night Live“-Sketch bezeichnet. Und das Branchenportal Variety erachtete ihn als „freudlose, seelenlose Maschine von einem Film“.

    Die deutsche Kritik war schon damals gnädiger, erkannte „Last Action Hero“ etwa als „Film zum Staunen über das Staunen“ (Süddeutsche Zeitung), und als gekonnten Spagat, der „eine Geschichte der Desillusionierung“ erzählt, „die es schafft, nicht zynisch zu sein“ (epd Film). Diese zwei Kritiken treffen den Nagel auf den Kopf: McTiernan liefert einen Film, in dem das Spektakel des 80er- und frühen 90er-Actionkinos spektakulär zugespitzt wird. Mit abstrusen Verfolgungsjagden, schrägen Nebenfiguren (darunter eine Cartoon-Katze), Dialogen, die minutenlang fast nur aus Onelinern bestehen, und schrillen Verletzungen der physikalischen Gesetze, lässt er sein Publikum das Genre wieder mit den Augen eines Elfjährigen erleben.

    Einer der größten Schwarzenegger-Klassiker wird zur Serie – und James Cameron steckt dahinter!

    Gleichzeitig betreibt Shane Black eine Selbstdekonstruktion der Actionfilm-Tonalität und -Formel, die er selbst mitgeprägt und popularisiert hat. Cops, die denkbar kurz vor der Pensionierung sterben. Schurken, die sich an der ständig wachsenden Familie des Helden rächen. Die kalkulierte Dramaturgie, der die Kriminalplots dieser Filme folgen – und so weiter. Statt aber zynisch diese Unterhaltungsfilme abzutun, verpasst er Seitenhiebe, wo sie angebracht sind – und sonst provoziert „Last Action Hero“ einfach ungläubiges oder amüsiertes Grinsen. Die Illusion ist gebrochen, der Kaiser trägt keine Kleider – aber wir finden einen Weg, uns daran zu erfreuen.

    Sketche und Metaspaß mildern die Schwächen ab

    Kein Film ist perfekt, und so hat auch „Last Action Hero“ seine Schwächen. Es dürfte beispielsweise viele Fans geben, die im Laufe der mehr als zwei Filmstunden Austin O'Briens Danny liebend gern mehrmals sein hyperaktives, rotzbengeliges Mundwerk verbieten würden. Das könnte daran liegen, dass die Figur inkonsistent zwischen Hyperfanboy, einem neunmalklugen Meckerfritzen (Danny ist in der „Last Action Hero“-Welt garantiert zu einem haarspaltenden Film-YouTuber herangewachsen, der Videos im CinemaSins-Stil macht), und einem Naivling wankt.

    Darüber hinaus zieht sich „Last Action Hero“ gelegentlich – Regisseur McTiernan sieht es selbst so. Gegenüber Movieline erklärte er, dass ihm der Film aus den Händen gerissen wurde, noch bevor er ihn in Form bringen konnte. „Es war Kamikaze, dumm, ohne guten Grund“, schimpft der Kultregisseur. Doch die gelegentlichen Tiefs werden durch solche Hochs ersetzt wie die Vorstellung eines Schwarzenegger-Shakespeare-Films, eine wundervolle Parade an Metagags (Schwarzenegger trifft sich auf einer Filmpremiere selbst) und eine handvoll treffsicherer Referenzen abseits des Actionkinos – wie zu „Das siebente Siegel“ von Ingmar Bergman!

    Diese brodelnde Kreativität und allerhand sich steigernder Running Gags sorgen letztlich dafür, dass „Last Action Hero“ zu einem Film wurde, der mit jedem Anschauen besser wird als zuvor. Zusammen damit, dass Schwarzenegger- und Buddy-Cop-Movie-Nostalgie heute einfach besser kickt als unmittelbar nach deren Kinohoch, erklärt sich so, weshalb der Film nun mehr Fans denn je hat. Und niemand von ihnen musste mit einem Zauberticket oder einer privaten Vorpremiere überzeugt werden!

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