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    Neu im Heimkino: Die Autorin des neuen Disney-Animations-Blockbusters nimmt Kritik am Film eindrucksvoll gelassen hin

    Disneys „Raya und der letzte Drache“ ist nicht mehr nur als Stream bei Disney+ erhältlich. Anlässlich des DVD- und Blu-ray-Starts haben wir mit Autorin Adele Lim und Produzentin Osnat Shurer über die Entstehung und Rezeption des Films gesprochen.

    Disney

    Nach der gespaltenen Resonanz auf das „Mulan“-Realfilm-Remake, das 2020 in Deutschland sowie in vielen anderen Ländern direkt auf Disney+ debütierte, lief es es im März 2021 für Disneys nächste filmische Asien-Reise ungleich besser: Der Animationsfilm „Raya und der letzte Drache“, der ebenfalls als kostenpflichtiges VIP-Angebot auf Disney+ startete, generierte zumeist positives Presseecho – und zusätzliche Kinoeinnahmen von bisher mehr als 115 Millionen Dollar sind angesichts der aktuellen Umstände auch nicht zu verachten.

    Dennoch blieb „Raya und der letzte Drache“ nicht völlig von Kritik verschont. Wir haben Produzentin Osnat Shurer und Autorin Adele Lim („Crazy Rich“) zum Heimkino-Start auf einen häufig geäußerten Kritikpunkt angesprochen. Außerdem haben sie uns verraten, wie die nun verfügbare Blu-ray Fans einen Einblick in den aufwändigen Produktionsprozess des animierten Fantasy-Abenteuers gewährt.

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    Eine Heldin, eine Drachendame und ein geteiltes Reich

    Raya (Stimme im Original: Kelly Marie Tran) wurde von ihrer frühen Kindheit an dazu ausgebildet, ein magisches Artefakt zu beschützen. Es ist das letzte Stück Magie, das von den Drachen übrig ist, die sich einst zum Schutz des Reiches Kumandra geopfert haben. Diese Aktion rettete zwar die Menschen, kam aber mit einem hohen Preis daher: Danach zerfiel das einst so friedliche Kumandra in fünf verfeindete Gebiete. Als bei einem erneuten Konflikt das Juwel in fünf Einzelteile zerspringt und die Bedrohung von einst wiederaufersteht, droht erneut die Apokalypse. Raya glaubt fest daran, dass die Drachendame Sisu (Awkwafina) noch existiert und der Schlüssel zur Lösung aller Probleme ist ...

    Das Fantasiereich Kumandra besteht zwar aus fünf Regionen, die allesamt ihre geografischen und kulturellen Eigenheiten aufweisen, jedoch eint sie etwas: Sie alle sind die Verschmelzung zahlreicher Einflüsse aus südostasiatischen Ländern. Produzentin Osnat Shurer („Vaiana“) erläutert uns den Gedanken dahinter wie folgt: „Wir wollten mit Kumandra ein Fantasiereich erschaffen, das aus Regionen mit einer gemeinsamen Herkunft besteht, die sich jedoch unterschiedlich entwickelten.“

    Shurer erklärt weiter: „Wir haben also diese fünf Länder entlang des Drachenflusses. Und wir wussten, dass wir eine Geschichte darüber erzählen wollen, dass sie zusammenfinden müssen. Denn … man muss sich nur umschauen, um zu erkennen, dass das die Art Geschichte ist, die aktuell zu unser aller Wohl erzählt werden muss.“ Denn bei Recherchereisen sowie Unterhaltungen mit asiatischen Crewmitgliedern (u.a. Autorin Adele Lim, die aus Malaysia stammt, Autor Qui Nguyen, der Familie in Vietnam hat, und Head of Story Fawn Veerasunthorn, die in Thailand aufwuchs) erkannte das Produktionsteam eines:

    Obwohl der Südosten Asiens zahlreiche verschiedene Länder, regionale Kulturen, Ethnien, Philosophien und Religionen umfasst, die alle ihre eigene Identität haben, so gibt es auch viele Verbindungen zwischen ihnen – vor allem was den hohen Stellenwert von Gemeinschaftlichkeit bei ihnen hat. Die Lektion, dass man zusammenfinden muss, selbst wenn man sich voneinander unterscheidet, gab somit den Ton für „Raya und der letzte Drache“ an.

    Also setzte sich das Produktionsteam mit Berater*innen aus südostasiatischen Ländern zusammen, um zu erörtern, welche künstlerischen und philosophischen Prinzipien all diese Länder eint. Sämtliche gestalterischen Überlegungen bei der Produktion von „Raya und der letzte Drache“ wurden anschließend anhand dieser Lektionen abgeklopft: „Es muss soziologisch, geografisch und philosophisch Sinn ergeben, wenn wir etwas entwerfen“, so Shurer. Aber manche Filmkritiker*in nahm dennoch Anstoß an Kumandra…

    So reagiert die "Raya"-Autorin auf einen häufigen Kritikpunkt

    Nicht wenige Filmbestprechungen kritisierten, dass „Raya und der letzte Drache“ in ein Fettnäpfchen bezüglich kultureller Repräsentation tritt: Dadurch, dass das Filmteam die Einflüsse mehrerer unterschiedlicher Nationen quasi in einen Topf warf, um daraus ein fiktives Reich zu erschaffen, würde man ganz Südostasien gleichsetzen. Wiederholt wurde in Kritiken angemerkt, es wäre respektvoller gewesen, wenn jede einzelne Region Kumandras je ein Land repräsentieren würde.

    Wir haben Adele Lim gefragt, wie sie auf diese Kritiken reagiert – und sie nimmt die Diskussion überaus gelassen: „Ich find's wundervoll, dass solch eine Debatte geführt wird“, beteuert sie. „Ich als Geschichtenerzählerin muss sagen, dass ich nicht jede Region Kumandras auf einem einzelnen Land basieren lassen wollte, weil es dann so wirken würde, als hätten wir spezifische Kommentare zu diesen Länder beabsichtigt.“ Kopfschüttelnd und mit einem Lachen ergänzt sie: „Und wir hätten ein Land als Schurken besetzen müssen!

    Persönlich sei Lim aber glücklich darüber, dass „Raya und der letzte Drache“ den Diskurs über asiatische Repräsentation in Hollywood-Filmen antreibt. Wobei ihre Lieblingsbeispiele sich natürlich darauf beziehen, dass jetzt Menschen aus zahlreichen Ländern Dingen Beachtung schenken, die ihr als Kind Malaysias viel bedeuten, „wie Rayas gekrümmtes Schwert oder andere Details, die Werte und Konzepte meiner Heimat widerspiegeln, die sonst so oft vom Rest der Welt übersehen werden.“ Auch die Liebe zum gemeinschaftlichen Speisen, die sich laut Lims Erfahrungen durch ganz Südostasien zieht, zählt zu ihren am meisten geschätzten Aspekten am Film.

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    Gekillte Lieblinge und Appetithappen

    Essen sollte ursprünglich übrigens eine noch größere Rolle spielen: Wie viele andere Disney-Animationsfilme wurde „Raya und der letzte Drache“ zwischen der frühen Ideenfindung und der Fertigstellung acht Mal komplett in Storyboardform intern vorgeführt, damit der sogenannte Brain Trust aus Kreativköpfen ihn auf Schwächen abklopfen kann. „Wir stellen uns dabei Fragen wie: Wie können wir ihn verbessern? Wie bringen wir diese zwei Figuren auf Augenhöhe? Wie sorgen wir dafür, dass unsere Themen stärker nachhallen? Im Schreiben heißt es 'Kill Your Darlings', aber wir haben nicht nur unsere liebsten Szenen oder Figuren getötet, sondern den ganzen Film!“

    Disney+ Abonnenten können „Raya und der letzte Drache“ ab 4. Juni 2021 ohne zusätzliche Kosten auf Disney+ streamen*. Schon seit dem 27. Mai ist der Film zudem auf DVD und Blu-ray verfügbar.

    Lim hat allerdings eine atypisch positive Sicht auf den „Kill Your Darlings“-Prozess, wie sie im Gespräch mit uns ausführt: „Wir haben den Film gesprengt und wieder neu aufgebaut – immer wieder. Dabei haben wir unsere Lieblinge nicht eiskalt getötet. Ich finde, dieser Prozess bedeutet, dass unsere Lieblinge wiedergeboren werden und wir den Funken Genialität und Magie von ihnen, der uns so inspiriert hat, woanders wiedersehen.“ Lims womöglich größter Darling war eine längere Dinner-Szene zu Beginn des Films, die jedoch nach einer Neustrukturierung nicht mehr ins Projekt passte – woraufhin jedoch viele weitere, kleinere Essensszenen entworfen wurden, die Lim „genauso sehr liebt.“

    Shurer ergänzt, dass sie daher Heimkino-Veröffentlichungen ihrer Filme so sehr feiern würde. „Wir können dort wenigstens ein paar dieser besonderen Szenen präsentieren, um dem Publikum einen Einblick zu gewähren, wie anders das Projekt zwischenzeitlich aussah. Denn es gab viele Darlings, die wir aufgeben mussten. Und auch wenn sie in anderer Form weiterleben, die wir genauso sehr oder sogar noch mehr lieben, ist es schön, wenn ein paar von ihnen in ursprünglicher Form auf der Heimkino-Edition erhalten bleiben.“

    "Es war zu brutal!": Darum wäre Disneys "Raya und der letzte Drache" fast sehr gewalttätig geworden

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