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    "Friends": Darum ist das Finale der sonst so grandiosen Serie so schlecht

    Das große Reunion-Special von „Friends“ begeistert die Fans der Serie. Nostalgisch erinnert man sich an alte Zeiten. Doch es ist für FILMSTARTS-Redakteur Björn Becher auch Zeit, an eine schwächere Seite einer seiner Lieblingsserien zu denken...

    Warner Bros. Television

    +++ Meinung +++

    Das in Deutschland via Sky Ticket verfügbar Reunion-Special gibt allen „Friends“-Fans noch einmal Gelegenheit, sich gemeinsam mit den Stars Jennifer Aniston, Courteney Cox, Lisa Kudrow, Matthew Perry, Matt LeBlanc und David Schwimmer an die guten alten Zeiten zu erinnern – vor allem an die besten Momente der Erfolgssitcom. Für zu kritische Passagen ist da wenig Platz.

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    Man will es den Stars und den Verantwortlichen nicht verdenken. „Friends“ ist nicht ohne Grund eine der besten Sitcoms aller Zeiten, wird kultisch verehrt. Die Serie ist grandios, immer wieder lustig und geht ans Herz. Ich habe sie gerade erst wieder einmal durchgeschaut und war wieder einmal begeistert.

    Doch einige Dinge wurmten mich erneut, eine Sache dabei besonders: Das Ende!

    So endet "Friends"

    Damit alle sich noch einmal an das Ende erinnern, fasse ich es kurz zusammen. Nachdem Phoebes Geschichte durch die Hochzeit mit Mike (Paul Rudd) schon abgeschlossen wurde, Joey nicht wirklich ein Ende bekommt und Monica und Chandler auch die letzte Stolpersteine (Zwillinge, Janice) zum Familienglück im neuen Eigenheim überstanden haben, geht es um die große Liebesgeschichte: Ross und Rachel.

    Rachel steht vor der Abreise für einen neuen Job nach Paris, Ross will sie aufhalten und ihr seine Liebe gestehen. Es kommt (in Anlehnung an ein vorheriges Staffelfinale) zum Flughafen-Liebesgeständnis – nachdem vorher eine Odyssee mit falschem Flughafen und einem absurden Passagier-Aufstand noch für komische Irrungen sorgten. Doch Rachel scheint trotzdem abzureisen … bis sie dann am Ende vor seiner Tür steht und das Paar doch zusammenfindet.

    Ross statt Paris

    Bei diesem Finale läuft so viel falsch. Ich finde es allein schon bedenklich, dass es vorher bereits immer nur darum geht, ob sie den Traumjob in Paris aufgibt und weiter einen (schlechteren) Job (mit einem blöden Boss) in New York macht, nur um in seiner Nähe zu sein und zu keinem Zeitpunkt auch nur mal diskutiert wird, ob er nicht vielleicht mit ihr nach Paris ziehen könnte.

    Doch selbst wenn man das komplett ignoriert, ist es für mich kein vernünftiges und glaubwürdiges Happy-End. Die ganze On-Off-Beziehung von Ross und Rachel hat ungemein toxische Züge. Es gibt keinen Grund zu glauben, dass sich das nun ändern sollte, denn die Verantwortlichen hinter der Serie haben es in der gesamten letzten Staffel verpasst, das Fundament für die Reunion zu legen.

    Ross bleibt Ross

    Ganz im Gegenteil. Vor allem Ross entwickelt sich kein Stück weiter. Er bleibt der neidische, missgünstige und eifersüchtige Typ, der garantiert nach wenigen Wochen wieder an die Decke gehen wird, wenn Rachel irgendwas macht, was ihm nicht passt. Das wird sogar in den finalen Folgen noch mehrfach deutlich. Wenn er Rachels Trauer nicht für Sex ausnutzt, ruiniert er diese Selbstverständlichkeit direkt wieder, als er Unverständnis für ihre wechselhaften Emotionen zeigt.

    Und als Rachel ihren alten Kollegen trifft, was zum Job in Paris führt, ist sein erster Gedanke Eifersucht. Es wird einmal mehr unmissverständlich klar, dass er es nicht ertragen kann, dass „seine“ Rachel einen anderen Mann zum Essen trifft. Und es wird auch deutlich, dass er ihr null vertraut, als sie klarstellt, dass es keinerlei amourösen Hintergrund gibt.

    Für den schon seit der Pubertät von Rachel besessenen Ross wollen alle Männer sie nur ins Bett bekommen. Und sie kann sich nach seiner Vorstellung dagegen alleine nicht wehren.

    Die große "Friends"-Reunion ist endlich da: So könnt ihr sie jetzt streamen!

    Und dann haben wir ja noch die „romantische“ Aktion, wie Ross mit aller Macht zu verhindern versucht, dass Rachel überhaupt nach Paris geht, hinter ihrem Rücken windige Deals mit ihrem Ex-Boss eingeht, sie in New York zu halten und ihr mehr Geld zu zahlen. Das ist nullkommanull romantisch. Das ist einfach übergriffig und creepy.

    Es schimmert vor allem wieder exakt der Ross durch, der sie immer bevormundet hat, als sie bereits länger zusammen waren, der sich schlauer fühlt und von oben auf sie herabblickt.

    Ein Unhappy End

    Eigentlich wäre es so einfach gewesen. Rachel hat sich über den Verlauf der Serie ungemein entwickelt. Ross hätte das nur nach und nach auch tun müssen – und wenn erst in der letzten Staffel. Doch weil er das nicht tat, ist es am Ende noch immer der eifersüchtige und missgünstige Ross, der meint, einen alleinigen Besitzanspruch auf Rachel zu haben. Und das ist einfach kein schönes Ende.

    Ich schaue „Friends“ daher immer wieder gerne, doch wie Rachel an der Seite von Ross endet, stimmt mich nie „happy“. Ich muss immer nur dran denken, was für ein Unglück sie erwartet, wie oft beide auch nach der Serie noch „on a break“ sein werden.

    Es gibt also ein Unhappy-End für diese sicher auch in anderen Bereichen problematische (homo- und transphobe Sprüche, ein größtenteils weißgewaschenes New York), aber trotzdem von mir sonst so geliebte Serie.

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