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    Heute neu bei Amazon Prime Video: Einer der besten Filme der 90er
    Tobias Mayer
    Tobias Mayer
    -Redakteur
    Tobias liebt „Star Wars 8“ – und noch sehr, sehr viele andere Filme. Kino ist dabei immer eine gute Idee (zu jeder Jahreszeit).

    „Schindlers Liste“ ist ganz bestimmt kein unumstrittener Film. Ohne Frage aber haben wenige Filme ihr Publikum in den Neunzigern so erschüttert wie Steven Spielbergs Holocaust-Drama, das nun im Abo von Amazon Prime Video zu sehen ist.

    Universal Pictures

    +++ Meinung +++

    In seinem zweiteiligen Dokumentarfilm „Shoah“ befragt Regisseur Claude Lanzmann Zeitzeugen zum Holocaust und zeigt dabei keine Leichnamen der Opfer. „Zu behaupten, man könne das absolute Grauen in Bildern nachstellen, ist Grabesschändung“, sagte der Regisseur – der zu den bekanntesten Kritiker*innen von „Schindlers Liste“ gehört, wo Steven Spielberg exakt das tut. Trotzdem lässt sich argumentieren, warum das 1993 veröffentlichte und mit sieben Oscars ausgezeichnete Holocaust-Drama über Oskar Schindler ein Meisterwerk ist und zu den besten Filmen seines Jahrzehnts gehört.

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    Ein (un)menschlicher Film

    Dem Autor dieser Zeilen schießen die Tränen in den Augen, wann immer er die von John Williams komponierte Titelmelodie zu „Schindlers Liste“ hört. Denn unabhängig von der Grundsatzfrage, ob man das Leid des beispiellosen Menschheitsverbrechens Holocaust überhaupt in einem Film abbilden kann und soll, entfaltet Steven Spielbergs Film eine Wirkung, die seine Zuschauer*innen im Innersten berühren kann. Es gelingt hier, Mitmenschlichkeit und extremsten Zynismus gleichermaßen abzubilden.

    Der von Liam Neeson gespielte Fabrik-Unternehmer Oskar Schindler hat etwa 1.200 jüdische Zwangsarbeiter vor der Ermordung bewahrt, indem er sie bei sich anstellte. „Schindlers Liste“ zeigt Schindler als Menschen, der die billigen Zwangsarbeiter zunächst aus purem Eigennutz einsetzt und erst nach und nach den echten Wert seiner – von seinem versierten Buchhalter Itzhak Stern (Ben Kingsley) maßgeblich unterstützten – Tat begreift: Das pragmatische Vorgehen der beiden bewahrte viele Menschen vor dem Tod im Vernichtungslager. Und wer ein einziges Leben rettet, rettet eine ganze Welt.

    Mitleidloser Massenmord

    Gleichzeitig zeigt Steven Spielberg das Leben im Ghetto und Vernichtungslager als brutalen Spießrutenlauf, bei dem die jüdischen Gefangenen der Willkür von Aufsehern wie Amon Goeth (Ralph Fiennes) ausgeliefert sind, dessen Sadismus nur noch von seiner Gleichgültigkeit gegenüber seinen Opfern übertroffen wird. Das Töten wird in „Schindlers Liste“ als Routineaufgabe von empathielosen Nationalsozialisten dargestellt, die sich als eine überlegende Gruppe von Menschen definieren.

    Nur eine von mehreren Perspektiven

    Trotzdem sucht Steven Spielberg in „Schindlers Liste“ nach jedem bisschen Mitmenschlichkeit, das sich mit der Geschichte von Oskar Schindler verbindet. Auch das kann man schon vom Ansatz her falsch finden, da im Film ja eben nicht die jüdischen Opfer selbst, sondern ein deutscher Großindustrieller im Mittelpunkt steht, der noch dazu ein Mitglied der NSDAP war.

    Ich aber rechne es Steven Spielberg und seinem ganzen Team hoch an, wie sie sich dem Thema genähert haben. „Schindlers Liste“ ist eben nicht der eine Film über den Holocaust, es ist einer von vielen – und mit seiner trotz allem humanistischen Perspektive auf die unmenschlichste aller Zeiten ist er ein Film, den ich nicht missen will.

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