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    "Midnight Mass" auf Netflix: Die neue Horror-Serie könnte sogar "Spuk in Hill House" überbieten

    Seit gestern steht mit „Midnight Mass“ die neue Horror-Serie von „Spuk in Hill House“-Schöpfer Mike Flanagan auf Netflix zur Verfügung. FILMSTARTS-Redakteur Pascal Reis hat sich die ersten Episoden bereits angesehen – und ist vollends begeistert.

    Netflix

    +++ Meinung +++

    Ich halte Mike Flanagan für einen der besten, wenn nicht sogar den besten momentan aktiven Horror-Regisseur. Das liegt vor allem daran, dass er vollends verstanden hat, dass man den Zuschauer*innen nicht durch plumpe Schockeffekte langfristig das Gruseln lehrt, sondern einen emotionalen Ansatz benötigt, um Schächte in die Eingeweide des Publikums graben zu können. Das ist Mike Flanagan mit „Doctor Sleeps Erwachen“ im Kino und auch mit „Spuk in Hill House“ in serieller Form auf Netflix eindrucksvoll gelungen.

    Nun steht seit gestern, dem 24. September, Mike Flanagans neue Serie „Midnight Mass“ auf Netflix zur Verfügung. Erneut ist der Horror-Experte für die Regie, das Drehbuch und die Produktion des Formats verantwortlich. Ich habe mir die ersten zwei Folgen angeschaut und kann euch nun einen ersten Eindruck von der (nicht nur meinerseits) mit viel Vorfreude erwarteten Serie geben, die für mich jetzt schon das Zeug hat, „Spuk in Hill House“ überbieten zu können.

    Darum geht es in "Midnight Mass"

    Im Mittelpunkt der Serie steht Riley Flynn (Zach Gilford), der seine Heimat, die abgelegene Insel-Gemeinde Crockett Island, vor vielen Jahren verließ, um das große Geld in Chicago zu machen. Das funktionierte eine Zeit lang gut, bis er sich betrunken in sein Auto setzte und damit den Tod eines jungen Mädchens verschuldete. Nachdem er seine vierjährige Haftstrafe abgesessen hat, kehrt er nun zurück in das Haus seiner Eltern.

    Schon früh nach seiner Ankunft wird deutlich, dass irgendetwas auf der von Krisen und Katastrophen heimgesuchten Insel nicht stimmt. Zudem ist nicht nur Riley „neu“ auf die Insel gekommen, sondern auch ein junger Pater (Hamish Linklater), der den aus Krankheitsgründen unpässlichen Monsignore vertritt und nach bestem Gewissen versucht, Zugang zu den eingeschworenen Inselbewohnern zu finden. Und dann ist da noch die dunkle Gestalt, die in der Nacht ihre Runden über das Eiland zieht…

    Schleichender Horror und tiefe Traumata

    Mike Flanagan bleibt sich treu, das kann man bereits nach den ersten zwei Episoden erkennen. Wie schon in „Spuk in Hill House“ geht es dem Filmemacher in erster Linie darum, ein charakterorientiertes Drama zu erzählen, in dem wir eine Handvoll Personen vorgestellt bekommen, die allesamt mit ihren eigenen Dämonen und Schuldgefühlen zu kämpfen haben. Flanagan nimmt sich dabei nicht nur die Zeit, den Charakteren und ihren Wünschen wie Sorgen Raum zu geben. In „Midnight Mass“ beschreibt er auch sehr eindringlich das Leben auf Crockett Island, einem isolierten Mikrokosmos, in dem der Glaube an Gott das höchste Gut ist.

    Dass Riley, anders als viele ehemalige Häftlinge, im Gefängnis mit Gott gebrochen hat, bringt natürlich schon reichlich Konfliktpotenzial mit sich, damit Mike Flanagan im Verlauf der insgesamt sieben Episoden umfassenden Staffel reichhaltig über reaktionäre Erziehungsideale und die Notwendigkeit eines Ankers im Leben sinnieren kann. Und genau an dieser Stelle schleicht sich immer wieder eine subtile, aber wirkungsvolle Horror-Nuance ein, die – so wie es für den Regisseur üblich ist – sich von Folge zu Folge stärker manifestieren kann. Allein die letzte Einstellung der ersten Episode werde ich wohl lange nicht vergessen.

    Ich für meinen Teil habe während der Sichtung der ersten beiden Episoden einmal mehr feststellen können, dass Mike Flanagan zu den wenigen verbliebenen Filmschaffenden zählt, die es bei mir schaffen, echte Angstgefühle zu erwecken. Eben weil er es so clever versteht, Schrecken zu erschaffen, ohne ihn auf Biegen und Brechen in Szene zu setzen. So gibt es beispielsweise immer wieder kurze Momente, in denen im Hintergrund eine schattenhafte Gestalt mit leuchtenden Augen zu sehen ist. Der Horror ist also organischer Teil dieser Serien-Welt (genauso wie die Liebe).

    Wohin die Reise in „Midnight Mass“ noch gehen wird, bleibt abzuwarten. Der Eindruck in den beiden ersten Folgen allerdings ist hervorragend und bietet mit der Insel-Kulisse eine spannende Ausweglosigkeit, die unsere Protagonisten zusehends in Konfrontation mit sich und den Menschen in ihrem Umfeld schicken wird…

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