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    "Jumanji 2: The Next Level" versagt an genau derselben Stelle wie der Vorgänger!

    War es in „Jumanji“ mit Robin Williams noch ein Brettspiel, in das die arglosen Protagonisten hineingesogen wurden, ist es seit „Jumanji: Willkommen im Dschungel“ ein Konsolenspiel – nur werden die neuen Filme diesem Umstand leider kaum gerecht.

    Sony / Netflix

    +++ Meinung +++

    Ich hatte mit „Jumanji 2: The Next Level“ (seit letzter Woche neu auf Netflix und dort hinter „Red Notice“ aktuell sogar auf Platz 2 der Charts) sogar noch mal mehr Spaß als mit dem Vorgänger – eine kurzweilige Action-Komödie mit gutaufgelegten Stars! Kann man definitiv so machen. Aber „The Next Level“, der die Gaming-Anspielung nun ja sogar in seinem Titel trägt, hat mich wie auch schon „Jumanji: Willkommen im Dschungel“ vor allem bei der Umsetzung der Videospiel-Prämisse maßlos enttäuscht!

    Ein Brettspiel ist ja in der Regel so abstrakt, dass man sich beim Spielen alles in seiner Fantasie vorstellen kann – und so war es in den Neunzigern im Original auch absolut stimmig, dass es da nur um diese dschungelartige Fantasy-Welt namens „Jumanji“ mit all ihren wilden und großen Tieren geht. Das passt.

    Brettspiel ≠ Videospiel

    In einem Videospiel der Super-Nintendo-Ära (so in etwa sieht die „Jumanji“-Konsole im Film jedenfalls aus) gibt es hingegen eine Geschichte mit vordefinierten Figuren – und das nutzen die neuen „Jumanji“-Blockbuster ja auch ganz zentral aus, indem die in das Spiel gesogenen Protagonisten die Abenteuer ja nicht in ihren eigenen Teenager- oder Senioren-Körpern erleben, sondern in den Avatar-Hüllen der von Dwayne Johnson, Jack Black, Kevin Hart und Karen Gillan verkörperten Videospielhelden. Aus diesem Körpertausch-Moment ziehen die Filme 90 Prozent ihrer gelungenen Gags.

    Jumanji 2: The Next Level

    Aber darüber hinaus machen die Autoren Jake Kasdan, Jeff Pinkner und Scott Rosenberg so ziemlich alles falsch, was man nur falschmachen kann – und das im zweiten Teil sogar noch mehr als im Vorgänger! Das geht schon bei den Spezialfertigkeiten der Spielfiguren los – die ergeben schon spielmechanisch keinen Sinn und sind dazu dann in aller Regel noch nicht mal lustig! Jack Blacks Figur Professor Shelly Oberon regt sich in „The Next Level“ etwa auf, dass sie als neue Spezialfähigkeit „Geometrie“ beherrscht – zumindest bis sich irgendwann herausstellt, dass die Fähigkeit an einer Stelle doch noch von zentraler Bedeutung ist.

    Beim Überqueren einer Schlucht mit sich um die eigene Achse drehenden Hängebrücken, zwischen denen die Figuren hin und her springen müssen, während sie von einer wilden Affenhorde gejagt werden, ist er dank seiner Geometrie-Kenntnisse ganz vorne mit dabei – obwohl seine Ausrufe von irgendwelchen geometrischen Formen a) überhaupt keinen Sinn ergeben und b) eher nervig als lustig sind. Vor allem aber: Man kann sich Null vorstellen, wie genau die entsprechende Szene denn nun in einem „Jumanji“-Videospiel aussehen sollte…

    NPCs und Fetch Quests

    Wenn in „Jumanji“ von 1995 plötzlich ein wütendes Nashorn auftaucht – dann ist das auf dem Spielbrett eben einfach eine Spielfigur oder auch nur ein spezielles Gefahrenfeld. Aber ein Videospiel ist nun mal weniger abstrakt. Ganz selten nutzen die Autoren diesen Umstand sogar für ganz nette Gags – etwa wenn ein NPC (Nicht-Spieler-Charakter) immer nur dieselben Sätze wiederholt, statt auf die tatsächliche Situation oder Ansprache zu reagieren, einfach weil ihm keine anderen Dialoge einprogrammiert wurden.

    Aber an den meisten Stellen nutzen die Autoren die Videospiel-Prämisse einfach nur, um Dinge nicht erklären zu müssen: Das Rätsel mit der Ex-Freundin in „Jumanji 2: The Next Level“? Die Fetch Quest mit der magischen Jumanji-Beere, die dann später noch mal wichtig wird? Das sind keine cleveren Anspielungen auf typische Rätseldesigns in Spielen, das ist einfach nur vollkommen beliebiger Unfug.

    Da wäre so viel mehr drin gewesen – es gibt schließlich allein auf YouTube mehr als genug, oftmals ziemlich geniale und clevere Videos, in denen die Macher nachstellen, wie ein Videospiel „in echt“ aussehen würde. Da hätten sich die Macher von den neuen „Jumanji“-Blockbustern ruhig die eine oder andere Scheibe abschneiden dürfen:

    Aber nicht nur irgendwelche YouTube-Filmer haben das schon besser bekommen. Das hat auch schon in großen Hollywood-Produktionen besser geklappt: Guckt euch einfach den saucleveren Disney-Animationsfilm „Ralph reichts“ und vor allem „Free Guy“ (aktuell ohne zusätzliche Kosten auf Disney+*) mit Dwayne Johnsons „Red Notice“-Co-Star Ryan Reynolds als Bankbeamter / Videospiel-NPC an.

    Der erfährt eines Tages, dass er nur eine Figur in einem Videospiel ist, und zwar einem ziemlich brutalen „GTA“-artigen Open-World-Ballerspiel. Als er sich in eine Spielerin (bzw. ihre Spielfigur) namens Molotov Girl (Jodie Comer) verliebt, beginnt er immer mehr von seinen vorprogrammierten Verhaltensweisen abzuweichen und sorgt bald für jede Menge Chaos...

    Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels, den wir nun anlässlich des Netflix-Starts von „Jumanji 2: The Next Level“ noch ein weiteres Mal gebracht haben.

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