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    Gewaltiger geht nicht: Der größte Kriegsfilm aller Zeiten erscheint erstmals in Deutschland auf Blu-ray!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Das siebenstündige Epos ist der teuerste Film der Sowjetunion, Oscar-Gewinner und eine wahre Materialschlacht. Jetzt endlich gibt es den mit unglaublichen 12.000 (!!!) Statisten gedrehten Blockbuster „Krieg und Frieden“ auch in HD zu erwerben.

    Bildstörung/Al!ve

    Es ist ein Film, in dem sich die Superlative nur so türmen: Zu einem Hunderte Köpfe großen Cast gesellen sich in diesem Epos mehr als 12.000 Statisten. Allein die Dreharbeiten haben vier Jahre verschlungen, die Produktionszeit dauerte insgesamt sogar sieben Jahre. Und um die Schlachtfelder möglichst authentisch wirken zu lassen, wurden vor der Kamera sage und schreibe 23 Tonnen Schwarzpulver verschossen!

    Es sind filmische Anstrengungen, die man gesehen haben muss, um sie zu glauben können. Und das hatte natürlich seinen Preis: Regisseur, Hauptdarsteller und Autor Sergei Bondartschuk erlitt während des Drehs zwei Herzinfarkte, darunter einen während der Produktion der epischen Schlacht bei Borodino. Allein für diese Sequenz gingen zwei Jahre Drehzeit drauf. Es ist ein Aufwand, der so nie zuvor und seither nie wieder für einen Kriegsfilm betrieben wurde, aber der Vorlage vollauf gebührt. Denn die Rede ist hier von „Krieg und Frieden“, basierend auf dem gleichnamigen Mammutwerk von Tolstoi.

    Bisher war der Film in Deutschland nur auf DVD erhältlich (und da wirken die einzelnen Statisten in den gigantischen Massenszenen einfach nicht).  Aber jetzt endlich kann man sich dieses monumentale Getümmel in HD anschauen!

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    "Krieg und Frieden": Große Geschichte, noch größerer Aufwand

    1966 und 1967 noch in vier Teilen ins Kino entlassen, erzählt dieser opulente 431 Minuten (und somit sieben Stunden lange) Mammutfilm von unerfüllter Liebe, kriegerischem Ehrgeiz und persönlichem wie nationalem Kummer im adeligen Russland. Dieses rüstet sich zu Filmbeginn für den Krieg mit Napoleons Frankreich, doch neben den im weiteren Verlauf eintretenden militärischen Erfolgen und Rückschlägen verliert Bondartschuk niemals das menschliche Element aus dem Auge.

    Daher sind nicht nur die martialischen Momente eine (oftmals bittere, manchmal bittersüße) Augenweide. Die Seele Russlands im frühen 19. Jahrhundert wird in all ihren Facetten aufgezeigt – und so begeistern auch Passagen wie eine weihnachtliche Schlittenfahrt nach Moskau mit ihrer ambitionierten Umsetzung. Doch Tolstois Vorlage und diese minutiöse Adaption heißen eben „Krieg und Frieden“ und nicht „Frieden und Krieg“. Die Prioritäten sind klar: Gewalt und Zerstörung warten stets an der nächsten Ecke – und sind für viele der Superlative dieses Epos zuständig.

    Unter anderem kommen in der dramatischen Schlacht bei Borodino nicht nur weltrekordwürdige 12.000 Statisten zum Einsatz, sondern auch etwa 800 Pferde. Neben den Tausenden und Abertausenden an Kostümstücken, die für „Krieg und Frieden“ hergestellt wurden (darunter allein 11.000 Tschako-Hüte), sind im Film historische Artefakte aus 40 Museen zu sehen, die Bondartschuk und seine Crew zwecks historischer Authentizität ausgeliehen haben.

    Mal nicht übertreiben mit den Rekorden!

    Bei all den Rekorden, die es über „Krieg und Frieden“ zu berichten gibt: Es wurden in den Jahrzehnten seit der Uraufführung auch einige Fehlinformationen verbreitet. So druckte das Guinness-Buch der Rekorde vor Jahrzehnten versehentlich eine Null zu viel ab, als über die Statistenzahl in diesem Epos berichtet wurde. Und auch die New York Times leistete sich bereits zwei seither oft wiederholten Zahlenfehler: 1968 behauptete die Zeitung in einem Bericht über „Krieg und Frieden“, der Film hätte umgerechnet 100 Millionen Dollar gekostet.

    2007 griff sie diese Budgetangabe erneut auf und ernannte „Krieg und Frieden“ auf Basis ihres früheren Fehlers zum teuersten Film der Geschichte, da er inflationsbereinigt über 700 Millionen Dollar gekostet hätte. Viele Medien übernahmen die Angaben der New York Times, aber laut „Krieg und Frieden“-Produzent Nikolai Ivanov kostete der Film seinerzeit nur rund 8,5 Millionen Rubel. Schriftsteller und Filmhistoriker Fedor Razzakov wiederum recherchierte Kosten von bloß 8,3 Millionen Rubel – das sind umgerechnet und inflationsbereinigt 50 bis 60 Millionen Dollar.

    Auch in der DDR ein Blockbuster

    Damit bleibt „Krieg und Frieden“ dennoch der teuerste Film in der Geschichte der Sowjetunion. Weil mit diesen Kosten nicht etwa eine steif ausstaffierte, filmgewordene Museumsausstellung geschaffen wurde, sondern ein dynamischer sowie emotional bewegender Monumentalstoff, haben sich die Ausgaben völlig gelohnt. Einerseits, weil „Krieg und Frieden“ zu einem echten Crowdpleaser wurde: In der Sowjetunion sollen 135 Millionen Tickets verkauft worden sein, in der damaligen DDR schauten sich wiederum laut der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft über 2,2 Millionen Menschen das Epos im Kino an.

    Vor allem aber machten sich die gigantischen Mühen von Sergei Bondartschuk und seiner Crew aus künstlerischer Sicht bezahlt. Gekrönt wurde „Krieg und Frieden“ unter anderem mit einem Golden Globe sowie mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film, zudem hat er sich in filmhistorischen Bestenlisten sowas wie einen Stammplatz erarbeitet.

    Umso verwunderlicher, dass in Deutschland bisher bloß eine DVD-Edition erschienen ist, noch dazu ohne Originalton. Die neue 3-Disc-Edition von Bildstörung behebt diesen bedauerlichen Umstand endlich. Darin enthalten ist übrigens nicht nur der komplette Film (wahlweise im Original oder in der Synchronfassung) auf Blu-ray, sondern auch eine russische sowie eine vom WDR produzierte Making-of-Reportage und ein 100-minütiger Dokumentarfilm über Sergei Bondartschuk. Interviews, Kurzporträts, eine Kurzdoku über Tolstoi und ein informatives Booklet von Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Christine Engel runden das Paket ab.

    Heute neu im Heimkino: Der vielleicht beste Film der vergangenen 20 Jahre ist jetzt noch besser als je zuvor

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