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    Heute zum ersten Mal im TV: Ein knallharter Rache-Thriller, der viel besser ist als die allermeisten Filme des Genres
    Christoph Petersen
    Christoph Petersen
    -Chefredakteur
    Seitdem er nach „Scream“ eine Woche lang nicht schlafen konnte, jagt er diesem Gefühl hinterher – und schaut deshalb so gut wie jeden Horrorfilm.

    Der Sender Tele5 strahlt heute Abend ab 22 Uhr erstmals „Vigilante - Bis zum letzten Atemzug“ mit Olivia Wilde aus dem Jahr 2018 aus. Dabei hebt sich der Film von Sarah Daggar-Nickson wohltuend aus der Masse an Rache-Reißern ab…

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    Rape-&-Revenge-Film gibt es spätestens seit dem Erfolg des Exploitation-Reißers „Ich spuck' auf dein Grab“ aus dem Jahr 1978 wie Sand am Meer. Aber egal ob sie einfach nur billiger Schund sind oder doch mal ambitioniertere Ziele verfolgen, haben die guten wie die schlechten Vertreter doch fast alle eine Sache gemeinsam: Es geht zwar um die Rache einer Frau an ihren (meist männlichen) Peinigern, aber die Filme richten sich trotzdem vornehmlich an ein männliches Publikum. In dieser Hinsicht ist „Vigilante - Bis zum letzten Atemzug“ der australischen Regisseurin Sarah Daggar-Nickson eine geradezu radikale Abkehr von der Norm des Genres.

    „Ruf sie an und sie gibt dir Gerechtigkeit!“ Olivia Wilde („Rush“) spielt die geheimnisvolle Sadie, deren Nummer heimlich in verschiedenen Selbsthilfegruppen herumgereicht wird. Wer absolut keinen anderen Ausweg mehr sieht, kann sie anrufen – und dann wird das Problem auf ihre Art gelöst, nämlich mit gnadenloser Härte. Wenn sie sich jemanden vorknöpft, dann versteht derjenige oder diejenige auch die Lektion. Allerdings verfolgt Sadie auf ihrem Rachefeldzug auch eine ganz persönliche Mission, um mit ihrer eigenen Vergangenheit abzuschließen – nur ist ihr diese bereits sehr viel näher auf den Fersen als sie selbst ahnt…

    Darum lohnt sich „Vigilante“: Sarah Daggar-Nickson setzt auf Authentizität statt Sensationalisierung – und Olivia Wilde unterstützt sie dabei mit einer brillanten, quälend-intensive Performance, die ihren Höhepunkt in einer vierminütigen Sequenz findet, in der sie tränenreich von ihrem eigenen Schicksal berichtet. Nachdem die Regisseurin im Vorfeld auch in Selbsthilfegruppen von Opfern häuslicher Gewalt recherchiert hat, schildert sie Sadies Alltag zwischen Hausarbeit, manischen Trainingseinheiten und kompromisslosen Racheeinsätzen in langen, ruhigen Einstellungen.

    Ausführliche Actionszenen gibt es hingegen kaum – was aber nicht bedeutet, dass die Rachemissionen nicht doch an die Nieren gehen würden: Besonders verstörend etwa ist der Besuch von Sadie bei einer Mutter, die ihre eigenen Kinder eingesperrt und sich nun für deren Tod zu verantworten hat. Diese Szene zeigt zugleich auch: Sarah Daggar-Nickson ist nicht allein am klassischen Feindbild des schlagenden Ehemannes interessiert, sondern beleuchtet die Thematik auch abseits der bekannten Stereotype.

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    Das eine (große) Problem von „Vigilante“… ist das letzte Drittel! Wenn Sadie nämlich schließlich doch noch auf ihren eigenen Peiniger trifft, entwickelt sich ein (über-)langer Showdown, in dem plötzlich doch noch die klassischen Elemente eines Exploitation-Reißers aufgefahren werden, nachdem diese ja zuvor noch so weiträumig umschifft wurden. Es ist schade, dass so ein ganz großer Wurf auf der Zielgeraden noch verhindert wird. Aber auch das ändert nichts daran, dass „Vigilante“ besser und interessanter ist als das Gros der sonstigen Genre-Vertreter.

    Vigilante - Bis zum letzten Atemzug

    Hinweis: Dieser Artikel basiert auf der Programmankündigung des Senders für heute. Aufgrund aktueller Ereignisse kann es aber zu kurzfristigen Programmänderungen kommen.

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