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    Das Ende von "Zack Snyder's Justice League" ist die einzige gute Szene des Films – und zugleich ein leeres Versprechen
    Tobias Mayer
    Tobias Mayer
    -Redakteur
    Tobias liebt „Star Wars 8“ – und noch sehr, sehr viele andere Filme. Kino ist dabei immer eine gute Idee (zu jeder Jahreszeit).

    Für mich war „Zack Snyder’s Justice League“ eine Geduldsprobe. Die einzige interessante Szene, Batmans auf „Justice League 2“ hindeutende Zukunftsvision, packt Snyder ausgerechnet ans Ende – und die Chance auf ein „Justice League“-Sequel ist gering.

    Warner Bros. / Netflix

    +++ Meinung +++

    Wer einem weltbekannten Regisseur beim Masturbieren zusehen möchte, dürfte kaum näher an diese Erfahrung rankommen als bei „Zack Snyder’s Justice League“. Der für seine opulenten, stilisierten Zeitlupen-Szenen bekannte Filmemacher bekam von Studio Warner tatsächlich noch die Chance, das DC-Event so fertigzustellen, wie er es gerne wollte.

    Snyder und seine Fans, die eine jahrelange Kampagne zur Veröffentlichung des „Justice League“-Director’s-Cut gefahren hatten, profitierten vom Streaming-Boom. „Zack Snyder’s Justice League“ , in Deutschland derzeit bei Netflix, wurde als dringend benötigter Content für HBO Max durchgewunken und Snyder tat, was in dieser Situation von ihm zu erwarten war: Er lieferte eine beispiellos exzessive DC-Orgie.

    Dieser „Justice League“ ist ein Weltuntergangsfilm frei von jeder Spannung und jedem Gefühl existentieller Bedrohung, dafür aber schwelgt der Regisseur geradezu in seinen Szenen, von denen sich viele doppelt so lang anfühlen, wie sie sein müssten.

    An einer Stelle des Films gibt es eine lange Action-Sequenz mit dem Flash (Ezra Miller), seine blitzschnellen Bewegungen werden für uns Nicht-Supermenschen als Zeitlupe dargestellt und ungefähr so fühlte sich der ganze Film für mich an, der für Snyder und seine Fans ein Fest war. Doch am Schluss habe auch ich plötzlich noch mal kurz reingefunden in „Zack Snyders’s Justice League“.

    Batman & Joker in der Apokalypse

    Batman (Ben Affleck) hat einen bösen Traum: In einer staubigen, kaputten Zukunft ziehen er und andere Figuren gemeinsam los, um sich einem Superman (Henry Cavill) zu stellen, der nach dem Tod von Lois Lane zur Bedrohung geworden ist. Der Dunkle Ritter muss dabei ausgerechnet mit seinem Erzfeind kooperieren, dem Joker (Jared Leto).

    In dieser kurzen Sequenz, so ungelenk sie sich mit ihrer War-alles-nur-ein-Traum-Auflösung auch in den Film einfügt, stecken mehr Spannung und Reibung als in den kompletten vier Stunden zuvor. In keiner Sekunde wurde mir vorher das Gefühl vermittelt, dass ein Weltuntergang bevorsteht und in keiner Sekunde hatte ich den Eindruck echter Differenzen zwischen den Figuren, die sich zur Rettung der Welt zusammenfinden.

    Snyders Film wirkt in seiner Ästhetik der ikonischen Posen und gemäldehaften Panoramen wie ein vier Stunden langer Werbeclip für die Justice League, die ich als Zuschauer bewundern soll, anstatt dass ich eingeladen bin, an ihrem Abenteuer teilzunehmen. Dramaturgisch ist der Film eine gerade Linie ohne Höhepunkte.

    Doch in Batmans Vision wird „Justice League“ plötzlich und kurz zu einer unmittelbaren Erfahrung. Wie verzweifelt muss die Situation sein, wenn die Erde zu einer „Mad Max“-artigen Hölle geworden ist, in der unsere Helden und Heldinnen als letztes Aufgebot gegen Evil Superman zu Felde ziehen und sogar den Joker mitnehmen?

    "Justice League 2" ist nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich

    Die Alptraum-Sequenz ist ein Teaser zu einem Film, den ich sehr gerne schauen würde. Fraglich aber bleibt, warum Zack Snyder die Szene überhaupt eingebaut hat.

    Vor seiner unverhofften Arbeit am Snyder-Cut hatte er längst einen anderen Plan ins Rollen gebracht, der ihn für die nächsten Jahre an Netflix bindet und nichts mit Superheld*innen zu tun hat. Er arbeitet an der „Army Of The Dead“-Reihe und dreht einen „Star Wars“-artigen Sci-Fi-Film für den Streamingdienst. Für „Justice League 2“ scheint da keine Zeit zu sein.

    Mal abgesehen davon, dass Cyborg-Darsteller Ray Fisher nie mehr mit dem DC-Filmchef Walter Hamada zusammenarbeiten will und es ohnehin mehr als fraglich ist, ob das Studio Warner ein 200-Millionen-Dollar-Budget für „Justice League 2“ von Zack Snyder locker machen würde. Die Abrufzahlen für „Zack Snyder’s Justice League“ waren allem Anschein nach zu gering. Organisierte Fans können ein Studio davon überzeugen, einen Film zu machen, sie machen den Film aber nicht automatisch zum Hit.

    Wenn mir Zack Snyder als Filmemacher nicht – und trotz allem – durchaus sympathisch wäre, müsste ich ihm nun also böse sein: Die einzige Szene, die mir in seinem „Justice League“ wirklich gefallen hat und einen starken Film in Aussicht stellt, entpuppt sich als leeres Versprechen.

    "Zack Snyder's Justice League 2 + 3" wird es nie geben: So gewaltig war der ursprüngliche Plan
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