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    Schwuler Moment in "Phantastische Tierwesen 3" zensiert: So nimmt Studio Warner nun Stellung
    Tobias Mayer
    Tobias Mayer
    -Redakteur
    Tobias liebt „Star Wars 8“ – und noch sehr, sehr viele andere Filme. Kino ist dabei immer eine gute Idee (zu jeder Jahreszeit).

    Damit „Phantastische Tierwesen 3: Dumbledores Geheimnisse“ auf dem lukrativen Kinomarkt China veröffentlicht werden durfte, hat Warner Dialogzeilen aus einer Szene des Films entfernt – und rechtfertigt die Entscheidung nun in einem Statement.

    2021 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved / Jaap Buitendijk

    China ist für große amerikanische Filmstudios zum zweitwichtigsten Markt der Welt geworden und das Kino-Einspielergebnis dort entscheidet mitunter über den Erfolg oder Misserfolg eines Blockbusters. Damit ist Hollywood in eine Abhängigkeit von der chinesischen Diktatur und deren Moralvorstellung geraten und muss etwaigen Zensurauflagen nachkommen, damit ein Film überhaupt starten darf. So ist es nun mit „Phantastische Tierwesen 3: Dumbledores Geheimnisse“ geschehen, der am 8. April 2022 in China angelaufen ist – allerdings um sechs Sekunden gekürzt, wie News.com.au berichtet.

    Diese Sätze wurden in "Tierwesen 3" zensiert

    Sechs Sekunden hören sich nach wenig an. Es geht aber um die Sätze, in denen die frühere, schwule Liebe zwischen Zauberer Albus Dumbledore (Jude Law) und dem schwarzen Magier Gellert Grindelwald (Mads Mikkelsen) explizit angesprochen wird, im Original lauten sie: „because I was in love with you” und „the summer Gellert and I fell in love“.

    In einer idealen Welt wäre die Thematisierung einer queeren Beziehung ohnehin nicht der Rede wert, sondern einfach normal, in der Hollywood-Realität des Blockbusterkinos 2022 ist sie aber noch immer eine Besonderheit – und in den Augen der chinesischen Regierung so falsch, dass Warner aufgetragen wurde, die Sätze zu entfernen. Das Filmstudio kam dieser Auflage nach.

    So reagiert Warner jetzt

    In einer offiziellen Stellungnahme gegenüber news.com.au bezeichnet Warner die Zensur als „geringfügig“ – eine Aussage, die angesichts der Bedeutung der Sätze im geschilderten, kulturellen Kontext fragwürdig ist. Hier das übersetzte Statement im Wortlaut:

    „Als Studio haben wir uns dazu verpflichtet, die Integrität jedes Films zu schützen, den wir veröffentlichen, und das bezieht sich auch auf Umstände, die nuancierte Schnitte nötig machen, um sensibel auf eine Vielzahl von Markfaktoren zu reagieren. Wir hoffen stets, unsere Filme weltweit so zu veröffentlichen, wie es ihre Schöpfer vorgesehen haben, doch wir mussten bereits mehrfach kleine Schnitte in lokalen Märkten machen.

    Im Fall von ‚Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse‘ wurde ein sechssekündiger Schnitt verlangt und Warner Bros. akzeptierte diese Änderungen, um den lokalen Bedürfnissen entgegenzukommen, doch der Geist des Films bleibt dabei intakt. Wir wollen, dass das Publikum weltweit den Film sehen und genießen kann, und es ist wichtig für uns, dass auch das chinesische Publikum diese Möglichkeit hat, selbst mit diesen geringfügigen Schnitten.“

    Bisher kein kommerzieller Erfolg in China

    China ist nicht das einzige Land, für das Hollywood seine Filme zensiert. Disney etwa ließ den kurzen Kuss zwischen zwei Pilotinnen am Ende von „Star Wars 9“ für die Auswertung in den Vereinigten Arabischen Emiraten entfernen, wo jede Art von Intimität nicht in Filmen gezeigt werden soll (da die Szene nur sehr kurz ist, keine Relevanz für die Handlung hat und zwei Nebenfiguren betrifft, war das ohne Aufwand möglich und der Verdacht liegt nahe, dass dieser queere Liebesmoment von Anfang an als entbehrlich designt wurde).

    Aber China ist – wie eingangs formuliert – für viele Hollywood-Filme der wichtigste Markt abseits der USA. Umso bitterer, dass „Tierwesen 3“ in seinen ersten drei Tagen in China nur schwache zehn Millionen US-Dollar umgesetzt hat, da aufgrund aktueller Corona-Maßnahmen Ausgangssperren herrschen und mehr als die Hälfte der Kinos geschlossen sind. Nicht mal kommerziell scheint sich die Zensur für Warner bisher gelohnt zu haben.

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